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Unsichere Jobs nehmen zu

Gewerkschaft NGG fordert mehr reguläre Beschäftigungsverhältnisse 

Mehr reguläre Jobs fordert Silke Kettner von der NGG Lüneburg. Foto: NGGLüneburg, 29.06.2015 - Unsichere Jobs werden im Kreis Lüneburg nach Einschätzung der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) immer mehr zum Normalfall. Im vergangenen Jahr arbeiteten mehr als 45 Prozent der heimischen Beschäftigten in Teilzeit- und Mini-Jobs oder hatten ein Leiharbeitsverhältnis. Vor zehn Jahren lag der Anteil der sogenannten "atypisch Beschäftigten“ dagegen noch bei fast 37 Prozent. Darauf hat die Gewerkschaft jetzt hingewiesen. Die NGG beruft sich dabei auf eine aktuelle Studie der Hans-Böckler-Stiftung, die den Arbeitsmarkt im Kreis Lüneburg unter die Lupe genommen hat. Demnach arbeiteten im vergangenen Jahr über 28.600 Beschäftigte in nicht-regulären Jobs.

Für die NGG ist diese Tendenz "alarmierend“: "Wenn mittlerweile so viele Menschen keinen stabilen Arbeitsplatz haben, zeigt das die Schieflage auf dem Arbeitsmarkt“, sagt Silke Kettner von der NGG Lüneburg. Gerade Mini-Jobs hätten zugenommen. Im Bäckerhandwerk und in der Gastronomie seien diese besonders verbreitet – auf Kosten von regulärer Beschäftigung. "450 Euro reichen aber meist nicht zum Leben. Deshalb müssen viele Menschen mehrere Mini-Jobs machen, oft ohne Sicherheit und in der Angst, die Stelle schnell wieder zu verlieren“, so Kettner. Die Gewerkschafterin warnt: "Wackelige Jobs heute sind die Altersarmut von morgen.“

Auf den ersten Blick gehe es Deutschland wirtschaftlich gut. Beim genauen Hinsehen würden sich hinter den hohen Beschäftigungszahlen aber viele unsichere Jobs verbergen, so die NGG-Geschäftsführerin. "Unbefristete Vollzeit-Stellen sind heute zur Ausnahme geworden, gerade für Berufsanfänger“, sagt Kettner. Die NGG fordert die Arbeitgeber im Kreis Lüneburg auf, wieder mehr reguläre und tariflich bezahlte Jobs zu schaffen. "Der seit Januar geltende gesetzliche Mindestlohn, für den sich die NGG seit Jahren eingesetzt hat, ist dabei eine feste Untergrenze. Durch den Mindestlohn haben auch im Kreis Lüneburg viele Beschäftigte erstmals die nötige finanzielle Sicherheit“, sagt Silke Kettner. Daran dürfe nicht nachträglich gerüttelt werden.

"Manchmal kann es für Mini-Jobs und Teilzeit auch gute Gründe geben. Zum Beispiel machen sie Sinn für Rentner oder Studenten, die sich ein bisschen dazu verdienen wollen“, sagt die NGG-Geschäftsführerin. Zum echten Problem werde irreguläre Beschäftigung aber dann, wenn Vollzeit-Stellen abgeschafft werden – "und sich der Kellner oder die Verkäuferin in der Bäckerei ihr Monatseinkommen zusammenstückeln müssen“, so Kettner.