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Erneut Stress mit Soltauer Outlet-Center

Unternehmen will sich vergrößern – IHK zeigt Verständnis 

IHK-Präsident Olaf Kahle will sich in der Diskussion um die Erweiterung des DOS für die Interessen der gesamten Region einsetzen. Foto: WegeLüneburg/Soltau, 11.06.2016 - Für eine kontroverse Debatte sorgten die Erweiterungspläne für das Designer Outlet Soltau (DOS) in der Sitzung der Vollversammlung der Industrie- und Handelskammer (IHK) Lüneburg-Wolfsburg. Das Parlament aus ehrenamtlich engagierten Unternehmensvertretern sprach sich am Donnerstag in der Autostadt Wolfsburg jedoch zunächst für einen weiteren Dialog mit allen Beteiligten aus Handel, Tourismus und Kommunen aus. "Bei einer derart grundsätzlichen handelspolitischen Frage bedarf es einer Lösung, die allen Interessen in der gesamten Region – nicht nur im Heidekreis – Rechnung trägt", begründete IHK-Präsident Olaf Kahle. "Unsere IHK wird sich als Sprachrohr der regionalen Wirtschaft gerne in die Debatte einbringen." 

Den unternehmerischen Ansatz, das zurzeit auf 10.000 Quadratmeter begrenzte Outlet in zwei Stufen auf 20.000 Quadratmeter zu vergrößern, könne er nachvollziehen, sagte Manfred Günterberg, Vorstandsmitglied der Wolfsburg AG: "Aber wir als IHK müssen die rechtlichen Rahmenbedingungen würdigen – und die sind eindeutig.“ Das Land Niedersachsen hat 2008 eine Ausnahmeregelung auf den Weg gebracht und das DOS als einzelnes Factory Outlet Center (FOC) mit maximal 10.000 Quadratmetern Verkaufsfläche in der Tourismusregion Lüneburger Heide zugelassen. Zeitgleich hat das Land ein regelmäßiges Monitoring zu den Auswirkungen des Betriebs vorgeschrieben. Kritik gegen das DOS gab es frühzeitig auch von der Stadt Lüneburg. Wie andere Kommunen befürchtet auch sie negative Effekte für die lokale Wirtschaft. 

Ein Gutachten hat der Betreiberin des DOS, der F.O.C. Objekt Soltau GmbH, inzwischen positive Effekte bestätigt. Andreas Schröder, Inhaber der Heideassekuranz in Soltau, sagte: "Das DOS ist mehr als ein touristischer Leuchtturm: Es macht unsere ländliche Region auch für Fachkräfte attraktiv.“ Für die Erweiterung sprechen laut Schröder auch die Zahlen: 450 neue Arbeitsplätze, 1,3 Millionen Kunden. Ähnlich sieht es Rudolf Meyer, Geschäftsführer der Waldgaststätte Eckernworth. Er stellte infrage, ob die Vorgaben aus dem Landesraumordnungsprogramm (LROP) noch zeitgemäß seien: "Heutzutage wandeln sich die Gegebenheiten schneller als noch vor einigen Jahren und wir sollten die Chancen, die sich hier entwickeln, nicht an der Heideregion vorbeiziehen lassen."

Hans-Jürgen Lange, Inhaber des Soltauer Fachgeschäfts Sport Lange, ärgerte sich darüber, "dass der Blick sich zu sehr auf die goldene Kuh DOS konzentriert. Die Begrenzung war ein fairer und weiser Kompromiss, der allen Akteuren und der Region insgesamt die Möglichkeit zur Entwicklung gibt."

Vorbereitet haben die Beschlussfassung der Vollversammlung die IHK-Ausschüsse für Tourismus und Handel. Während die touristischen Unternehmen der Region einer Erweiterung tendenziell eher positiv gegenüberstehen, stößt das Vorhaben insbesondere im Soltauer Handel auf Ablehnung. Auch das Land Niedersachsen hat den Erweiterungsplänen des DOS mit dem Verweis auf die Vorgaben des LROP eine Absage erteilt. Die Kommunen im Heidekreis dagegen haben positive Beschlüsse gefasst und die IHK um Stellungnahme gebeten.

Aus Sicht der Vollversammlung ist zunächst ein Dialog mit allen Beteiligten nötig. Diesen will die IHK begleiten, die weiteren Entscheidungen der Investorin abwarten – und sich dann erneut positionieren.