Mehr Engagement für TTIP

IHK: Freihandelsabkommen bietet Chancen für regionale Wirtschaft

Lüneburg, 29.08.2016 - Große Politik in Lüneburg? Kein Problem, die IHK Lüneburg-Wolfsburg macht's möglich. Nachdem Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel am Wochenende im ZDF die Verhandlungen zwischen der Europäischen Union (EU) und den USA zum transatlantischen Freihandelsabkommen TTIP für gescheitert erklärt hat, schaltet sich Michael Zeinert, Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer (IHK) Lüneburg-Wolfsburg, in die Diskussion ein. Er meint: "Die Verhandlungen sind ohne Zweifel eine Herausforderung – aber der Aufwand lohnt sich, denn er ist mit enormen Chancen auch für die regionale Wirtschaft verbunden."

Die regionale Industrie hänge, wie Deutschland insgesamt, stark vom Export ab, ist Zeinert überzeugt. "In Wolfsburg und Celle verdient das produzierende Gewerbe mehr als jeden zweiten Euro im Ausland, im Heidekreis immerhin mehr als jeden dritten. Auch in der Lüneburger Heide hängen immer mehr Arbeitsplätze am Auslandsgeschäft. Die USA sind dabei für uns ein ganz wesentlicher Partner: Jedes vierte exportierende Unternehmen unserer Region liefert dort hin."

Durch das Freihandelsabkommen könnte der größte Wirtschaftsraum der Welt entstehen, bürokratielastige Zollvorgänge entfallen, Normen und Standards würden angeglichen. "Davon wird unsere mittelständische Industrie profitieren“, sagt Zeinert. Sein Argument: Anders als große Konzerne hätten die meisten kleinen Industriebetriebe keine Produktionsstandorte in den USA, wo automatisch nach amerikanischen Normen produziert wird. "Wenn diese Unternehmen also Teile für amerikanische Autos, Maschinen oder Geräte in die USA liefern wollen, bedeutet das nicht selten, dass sie eine eigene Serie zu merklich höheren Kosten fertigen oder gesonderte Zulassungsverfahren durchlaufen müssen. Manchmal wird deshalb auf die Belieferung des US-Marktes ganz verzichtet. Mit TTIP könnte sich dies ändern: Das Abkommen begünstigt die Exportaktivitäten der regionalen mittelständischen Industrie und schafft auf längere Sicht neue Arbeitsplätze vor Ort."

Außerdem geht der IHK-Chef davon aus, dass von TTIP eine Schubwirkung auf die Vereinheitlichung von Normen und Standards auch in anderen Ländern ausgehen wird und damit auf den internationalen Handel insgesamt. "Wenn die EU sich jetzt von den Verhandlungen zurückziehen würde, gäbe sie ihre Gestaltungsmöglichkeiten im Welthandel auf: Die Gefahr wächst, dass die USA ihre strategischen Partner anderorts suchen und finden. Die Transpazifikpartnerschaft der USA mit elf Staaten aus dem Asien-Pazifik-Raum ist zum Beispiel bereits ratifizierungsreif. Wir müssen aufpassen, dass unsere regionale Wirtschaft nicht das Nachsehen hat“, sagt Zeinert.