Unternehmen blicken skeptisch in die Zukunft

IHK: Fachkräftemangel Ursache für Wachstumshemmnis 

Gedämpfte Unternehmenserwartungen macht der Konjunkturklima-Index der IHK Lüneburg-Wolfsburg deutlich. Grafik: IHKLüneburg, 12.10.2018 - Die Konjunktur im Bezirk der Industrie- und Handelskammer (IHK) Lüneburg-Wolfsburg hat sich im dritten Quartal 2018 leicht abgekühlt. Wie die Kammer mitteilt, sei das Niveau aber weiterhin hoch, die momentane Wirtschaftslage insgesamt sehr positiv. Laut Konjunkturumfrage der IHK bewerten 37 Prozent der befragten Betriebe ihre aktuelle Geschäftslage als gut, 54 Prozent als befriedigend, neun Prozent als schlecht. Beim Blick in die Zukunft herrscht jedoch Skepsis. Der Konjunkturklimaindex erreicht 113 Punkte – acht Punkte weniger als im letzten Quartal.

"Unsere regionale Wirtschaft ist nach wie vor stark. Der Arbeitsmarkt ist solide, das sorgt für ein robustes Konsumklima. Die weltwirtschaftliche Entwicklung hat allerdings etwas an Dynamik verloren. Handelskonflikte, Brexit, unsichere Finanzmärkte in der Türkei und in Italien – das geht auch an unseren Betrieben nicht spurlos vorbei", sagt IHK-Hauptgeschäftsführer Michael Zeinert. Und weiter: "Von einer Krise sind wir weit entfernt. Mit einem verlangsamten Wachstumstempo müssen wir jedoch rechnen."

Ein weiteres Wachstumshemmnis sei der Fachkräftemangel. Gesucht würden vorwiegend Arbeitskräfte mit abgeschlossener dualer Berufsausbildung oder Fachwirte und Meister, doch die Hälfte der Betriebe könne offene Stellen schon länger nicht besetzen. Die durchschnittliche Zeitspanne, in der freie Stelle nicht besetzt werden können, liege mittlerweile bei etwa 100 Tagen, fast doppelt so lange wie noch vor acht Jahren. Viele Bewerber seien nicht passend qualifiziert – diese Erfahrung machten 63 Prozent der Betriebe. Bei 58 Prozent der befragten Unternehmen komme es auch vor, dass es gar keine Bewerber gibt. Es verwundere daher nicht, dass zwei von drei Unternehmen den Fachkräftemangel als Risiko für die Unternehmensentwicklung betrachten, erklärt Zeinert.

Die Industrie hat an Schwung verloren: Sie erreicht einen Indexwert von 118, ein Minus von acht Punkten im Vergleich zur Sommer-Umfrage. Die Auftragszahlen seien im letzten Quartal zurückgegangen, die Zukunftserwartungen gedämpft. Das führe zu vorsichtigeren Investitionsplanungen. Allen internationalen Unsicherheiten zum Trotz rechneten die regionalen Industriebetriebe aber noch mit Exportzuwächsen.

Die Baubranche profitiert weiter von der anhaltend hohen Nachfrage aufgrund niedriger Zinsen und erreicht erneut den Top-Indexwert von 134. Der Index der Dienstleistungswirtschaft hat um neun Punkte auf 119 nachgegeben. Das liege aber nicht an der gegenwärtigen Geschäftslage; 94 Prozent bezeichnen diese als gut oder befriedigend. Grund seien vielmehr die zurückhaltenden Zukunftserwartungen. Besonders skeptisch schätzen Groß- und Einzelhandel die künftige Entwicklung ein, der Index sinkt hier auf 99 bzw. 109 Punkte.

Für die Konjunkturumfrage haben im September 2018 rund 330 Betriebe aus dem IHK-Bezirk eine Einschätzung ihrer aktuellen und künftigen Wirtschaftslage abgegeben. Die Befragung findet alle drei Monate statt.