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Der ewige Oberbürgermeister

Ulrich Mädge ist seit 25 Jahren im Amt – ein Rückblick

Wie kein anderer vor ihm bekleidet Lüneburgs Oberbürgermeister Ulrich Mädge – hier ein Foto aus dem Jahr 1996 – das Amt. Foto: Stadt LüneburgLüneburg, 04.12.2016 - 25 Jahre Oberbürgermeister – das hat vor Ulrich Mädge noch keiner geschafft, seit das Amt des Oberbürgermeisters im Jahre 1846 im Zuge der Lüneburger Stadtverfassung eingerichtet wurde. Als Chef der Verwaltung oder auch "HVB", wie Verwaltungsprofis den Posten der Hauptverwaltungsbeamten an der Spitze von Stadt oder Kreis gern abkürzen, ist Mädge in diesem Monat 20 Jahre im Amt. Auch das ist selbst überregional betrachtet "schon eine ungewöhnlich lange Zeit", wie Heiger Scholz, Geschäftsführer des Niedersächsischen Städtetages, bestätigt, auch wenn der ehemalige Oberstadtdirektor Hans Heinrich Stelljes es auf 21 Jahre brachte. Jetzt gab es Glückwünsche von Mitarbeitern.

In herzlicher Runde gratulierten die engsten Mitarbeiter in der Großen Ratsstube des Rathauses – darunter Stadtbaurätin Heike Gundermann, Stefanie Kibscholl und auch Dr. Henry Arends, der erst kürzlich nach 17 Jahren an der Seite Mädges zur Landesbehörde wechselte.

Die Wohnungsnot in der Stadt war eines der großen Themen als Ulrich Mädge - seit 1981 SPD-Ratsherr - im Jahr 1991 erstmals auch als OB-Kandidat antrat. Die innerdeutsche Grenze war noch nicht lang gefallen, die Universität zog mit dem Studiengang Angewandte Kulturwissenschaften Scharen von Studenten in die zu jener Zeit etwa 61.000 Einwohner zählende Stadt. In der "Landeszeitung" vom 8. Oktober 1991 hießen die wichtigsten Ziele, "die zu erreichen sich die Lüneburger Sozialdemokraten verpflichtet haben": mehr Kindergartenplätze, Beseitigung der Wohnungsnot, Verkehrsberuhigung, aber auch der Ausbau der Stadt zum modernen Handels- und Dienstleistungszentrum.

Oberbürgermeister, das war zu der Zeit ein reines Repräsentanten-Amt. Doch Mädge hatte andere Vorstellungen, wie auch der Historiker Elmar Peter in seinem Buch über "Die Lüneburger Bürgermeister, Oberbürgermeister und Oberstadtdirektoren" schreibt: Mädge "wollte ein gestaltender Oberbürgermeister sein". Sein persönliches Motto: "Handeln in meiner Zeit." Spätestens seit 1996, mit Einführung der Eingleisigkeit auch in Niedersachsen, durfte er das dann auch ganz offiziell - Niedersachsen war das letzte Bundesland, das die Positionen von Repräsentant und Verwaltungschef verschmolz. In der Folge konnten die Lüneburger 1996 erstmals direkt über ihren Oberbürgermeister abstimmen und sie entschieden sich für Ulrich Mädge. Am 3. Dezember 1996 wurde Ulrich Mädge vom damaligen Rats-Ältesten, Alt-OB Heinz Schlawatzky, im Rathaus vereidigt. Danach stellte sich Mädge 2001, 2006 und 2014 wieder zur Wahl – erfolgreich.

In die Amtszeit Mädges fiel die Transformation von der Garnisons- zur Universitätsstadt. Die ehemalige Scharnhorst-Kaserne hat Platz gemacht für den Campus der Leuphana-Universität. In der ehemaligen Lüner Kaserne ist ein Dienstleistungs-Park entstanden. Auf dem Gelände von ehemaliger Standort-Verwaltung und Schlieffen-Kaserne sind das Behördenzentrum-Ost und das Speicher-Quartier sowie die ersten Abschnitte des Hanseviertels entstanden. Die Planungen für die weiteren Bauabschnitte im Hanseviertel laufen auf Hochtouren.

Auch zu Beginn von Mädges Amtszeit war Wohnungsnot ein Thema. Unterstützt durch ein eigenes Wohnungsbauprogramm in Verbindung mit Landes- und Bundesmitteln entstanden rund 500 Wohnungen, viele davon mit Mietpreisbindung, zum Beispiel am Bockelsberg. Aktuell steht die Hansestadt erneut unter Druck, die Lage auf dem Lüneburger Wohnungsmarkt ist wieder angespannt, vor allem in den unteren Mietpreisregionen. 

Unter der Idee des "Konzerns Hansestadt" wurden wichtige Bereiche in die kommunale Obhut gebracht: darunter die Lüneburger Wohnungsbau GmbH (Lüwobau), die Gesundheits-Holding. Beim Thema Kultur investiert die Hansestadt jährlich etwa doppelt so viel pro Einwohner in kulturelle Infrastruktur wie vergleichbare Städte (2011: 70 Euro pro Kopf / Durchschnitt 35 Euro). Der Bahnhof ist in mehreren Bauabschnitten erneuert worden. Seit 2004 ist er Teil des Hamburger Verkehrsverbundes. Millionen Euro wurden zur Erhaltung von Sanierungsgebieten investiert.

Der Ausbau von Kinderbetreuungsplätzen: Von 1973 bis 1988 war die Zahl der Krippenplätze in der Stadt gerade einmal von 30 auf 53 geklettert. Inzwischen sind es mehr als 600. Inklusive der Tagespflegeplätze kommt die Stadt auf eine Betreuungsquote von rund 50 Prozent, bei den Kita-Plätzen gilt die 100 Prozent. 

Nachhaltigkeit: Mit 99 Kilometern Radwegen, fast 1.000 Fahrradabstellplätzen in der verkehrsberuhigten Innenstadt und zwei großen Fahrradstationen am Lüneburger Bahnhof und dem StadtRad will Lüneburg das Fahrrad als nachhaltiges Verkehrsmittel nach vorn bringen. 2014 wurde Lüneburg mit dem zweiten Platz für Nachhaltigkeit ausgezeichnet wurde. Kreideberg und Kaltenmoor sind seit 2016 modellhaft Klimaquartiere.

2007 wird Lüneburg wieder Hansestadt, bundesweit ist sie durch die Telenovela "Rote Rosen" bekannt geworden. Mädges Netzwerke: Die hat er geknüpft im Niedersächsischen Städtetag, deren Präsident beziehungsweise Vize-Präsident er seit 1998 ist, aber auch im Deutschen Städtetag (Hauptausschuss), im Sparkassenverband oder auch im Kommunalen Arbeitgeberverband.

Die Finanzen: Die Hansestadt Lüneburg hat in ihrer Eröffnungsbilanz im Juni 2009 gesunde Zahlen präsentiert: 543 Millionen Euro Vermögen, davon 268 Millionen Euro selbst erwirtschaftet bzw. der reichen Geschichte Lüneburgs zu verdanken, eine Eigenkapitalquote von 50 Prozent. Ende 2014 betrug das Vermögen der Hansestadt Lüneburg bereits 648 Millionen Euro. Dass hiervon auf das Land 70 Millionen Euro entfallen, die es per Entschuldungsvertrag übernommen hat, weil die Stadt hoffnungslos überschuldet war, gehört auch mit zur "Erfolgsgeschichte" von Ulrich Mädge. 

Lesen Sie hierzu auch den Kommentar.