Auch Oedemer dürfen auf ihr Gymnasium

Beim Konflikt um den Zugang zum Gymnasium Oedeme zeichnet sich eine Lösung ab

Nicht schön, aber beliebt: das Gymnasium Oedeme. Foto: LGheuteLüneburg, 19.01.2018 - Das Gymnasium Oedeme ist beliebt, so sehr, dass regelmäßig gelost werden muss, weil die Plätze nicht reichen. Doch während Schüler aus dem Landkreis garantiert einen Platz bekamen, hatten ausgerechnet standortnahe Schüler aus Oedeme, Rettmer und Häcklingen das Nachsehen. Schuld war eine Nachlässigkeit bei der letzten Gebietsreform in den 70er-Jahren. Für das kreiseigene Gymnasium zeichnet sich nun aber eine Lösung ab: Ab dem kommenden Schuljahr 2018/19 sollen auch Oedemer Schüler zum festen Kreis gehören. Kinder aus den Stadtteilen Rettmer und Häcklingen sollen dagegen bevorzugt an den städtischen Gymnasien lernen.

Dazu müsste die Hansestadt Lüneburg die Schulträgerschaft für die beiden Stadtteile übernehmen, im Gegenzug stellt der Landkreis Lüneburg Finanzmittel für neue Klassenräume an den städtischen Gymnasien Johanneum und Herderschule bereit. Der Schulausschuss des Landkreises Lüneburg stimmte am Dienstag, 16. Januar, einstimmig für diesen Vorschlag der Verwaltung. Der Kreistag soll in seiner Sitzung am 26. Februar darüber entscheiden. Der städtische Schulausschuss hat das Thema voraussichtlich ebenfalls im Februar auf der Tagesordnung.

Im vergangenen Jahr waren es rund 30 Schulkinder aus dem Stadtgebiet, die am Losverfahren teilnahmen und abgelehnt wurden. "Unser Ziel ist es, das Gymnasium Oedeme künftig mit sechs Klassen pro Jahrgang zu führen", sagt Landrat Manfred Nahrstedt, "das ist eine gesunde Größe, die wir an dem Standort guten Gewissens anbieten können und die auch die Schulleitung pädagogisch vertreten kann.“ Damit bietet das Gymnasium Oedeme Platz für maximal 180 Kinder pro Jahrgang und wäre immer noch das größte Gymnasium im Landkreis. Derzeit ist der unterste Jahrgang wegen des hohen Andrangs achtzügig. 

Den Lösungsvorschlag hatte der Fachdienst Schule, Kultur und ÖPNV gemeinsam mit der Arbeitsgruppe zur Planung der Schulentwicklung und der Stadt intensiv vorbereitet und sich die Schülerprognosen für die kommenden Jahre genau angeschaut. Insgesamt gibt es in Hansestadt und Landkreis Lüneburg aktuell pro Jahrgang 840 Plätze an Gymnasien, davon 450 an Gymnasien in städtischer Trägerschaft. Kreis- und Stadtverwaltung gehen davon aus, dass die Nachfrage weiter steigen wird und künftig noch mehr Kinder ein Gymnasium besuchen wollen. Daher will die Hansestadt ihr Schulangebot in diesem Bereich weiter ausbauen. Der Landkreis Lüneburg wird sich an den Kosten beteiligen. Zurzeit stehen knapp sieben Millionen Euro als Summe im Raum, die jeweils etwa zur Hälfte für eine Erweiterung des Johanneums und der Herderschule geplant sind.

Hintergrund:
Im vergangenen Jahr hatten mehrere Eltern aus der Hansestadt Lüneburg geklagt, weil ihre Kinder im Zuge des Losverfahrens für sogenannte auswärtige Schüler keinen Platz am Gymnasium Oedeme erhalten sollten. Das Verwaltungsgericht Lüneburg entschied daraufhin: Die Schüler müssen aufgenommen werden, weil der Landkreis Lüneburg – entgegen der bisherigen Annahme – Schulträger für die Stadtteile Häcklingen, Rettmer und Oedeme sei. Die Zuständigkeiten für die Schulträgerschaft waren im Zuge der Gebietsreform in den 1970er Jahren nicht eindeutig geklärt worden.

Das Problem: Nach dem Gerichtsbeschluss müssten auch Schüler aus dem Landkreis-Gebiet in den Lostopf, wenn es zu viele Anmeldungen gibt – mit der Folge, dass sie noch weitere, möglicherweise unzumutbare Schulwege in Kauf nehmen müssten. Der Landkreis Lüneburg will sich nun mit der Hansestadt Lüneburg auf diese Lösung für das Gymnasium Oedeme verständigen.

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