Kinder-Impfen geht auch mit Humor

Der Ochtmisser Sportverein betreibt Niedersachsens erstes und einziges Kinder-Impfzentrum

Auch die beiden Ärztinnen, die im Ochtmisser Team mitmachen, haben Spaß an der Aktion. Foto: privatLüneburg, 28.01.2022 - Wenn der Ochtmisser Sportverein heute Nachmittag wieder seine Tore öffnet, ist der Parcours bereits aufgebaut. Doch dieses Mal geht's nicht um körperliche Ertüchtigung, sondern um Gesunderhaltung. Denn seit Kurzem werden in der Sporthalle des OSV an Wochenenden Kinder im Alter von fünf bis elf Jahren gegen Corona geimpft. Eine Aktion, die vor allem außerhalb von Lüneburg gut ankommt. 

"Wir sind ganz überrascht, wer alles zu uns kommt", berichtet Jens-Peter Schultz und berichtet von Eltern, die aus den Nachbarlandkreisen, aber sogar aus Hamburg, Bremen und Mecklenburg-Vorpommern kommend sich auf den Weg nach Ochtmissen machen, um ihre Kinder hier impfen zu lassen."Das muss sich schnell herum gesprochen haben", freut sich der Ortsbürgermeister, selbst Mitglied im OSV und Teil des vierköpfigen Leitungs-Teams der Impfaktion.

◼︎ Geimpft wird an den Wochenenden

Dabei gibt es das Angebot noch gar nicht lange. Einen ersten Aktionstag gab es Mitte Dezember, danach wurde an den vergangenen beiden Wochenenden im Januar geimpft. Knapp 800 Kinder haben sich seitdem ihren Pieks abgeholt. Nun soll bis auf Weiteres jedes Wochenende geimpft werden, immer freitags von 16.30 bis 19.30 Uhr sowie sonnabends und sonntags von 10.30 bis 17.30 Uhr.

"Besonders der Freitag ist beliebt, aber auch der Samstagvormittag", sagt Schultz. "Termine in dieser Zeit sind immer schnell vergriffen." Anmelden müssen Interessierte sich über das Impfportal des Landes Niedersachsen (www.impfportal-niedersachsen.de), so ist sichergestellt, dass auch ausreichend Impfstoff an den Wochenenden zur Verfügung steht.

Die Initiative für das außergewöhnliche Impfangebot ging vom Ochtmisser Sportverein aus. Doch es bedufte einiger Überzeugungsarbeit bei den Verantwortlichen in Hannover, die das Projekt freigeben mussten. "Das Impfteam des Landkreises Lüneburg hat uns dabei gut unterstützt", berichtet Schultz. Zugleich wurden Kontakte zu Politikern genutzt und Landtagsabgeordnete aus der Region angesprochen. Schließlich sagte Hannover zu. Seitdem darf sich der Verein damit schmücken, der erste und noch einzige in ganz Niedersachsen zu sein, der ein solches Impfzentrum auf die Beine gestellt hat, wie der Ortsbürgermeister stolz berichtet.

◼︎ 50 Ehrenamtliche im Einsatz

Katharina von Komorski und Jens Peter Schultz (beide vorn) sorgen für einen reibungslosen Ablauf, im Hintergrund ist eine Impfärztin mit einem Kind und seinen Eltern im Gespräch. Foto: privat Rund 50 Personen umfasst das Team, das für einen reibungslosen Ablauf an den Impf-Wochenenden sorgt, "alle ehrenamtlich", versichert Schultz. Stets dabei ist jeweils auch ein Arzt, "natürlich auch unser Ochtmisser Hausarzt Dr. Werner", wie Schultz betont. Den Pieks in den Oberarm der Kleinen setzen dafür ausgebildete Personen, Verwaltung, Aufbau und Organisation übernehmen zumeist Mitglieder des Sportvereins.

Bei den Eltern der Kinder kommt die Aktion gut an, "wir erfahren viel Zustimmung", sagt Schultz. Und die Kinder? "Die meisten haben keine Probleme, nur manchmal fließt vor dem Pieks mal eine Träne, aber danach sind auch sie dann richtig stolz." Auf eines weist Schultz aber ganz besonders hin: "Es wird niemals Zwang ausgeübt." Wer nicht will, muss nicht, "da gehen wir bewusst sehr sensibel mit um".

Damit das Impfen nicht "bierernst" bei den Kindern daherkommt, hat es sich eingebürgert, dass sich das Team vor Ort lustige Figuren auf den Kopf setzt, "das lockert die Atmosphäre auf", berichtet Schultz. Und wer möchte, bekommt auch ein "Zauberpflaster". Das enthält geringe Mengen Betäubungsmittel, "so merkt man den Pieks dann fast gar nicht". 

Wie engagiert die Ochtmisser sind, zeigt sich auch an dem Testzentrum, das bislang ebenfalls in Ochtmissen bereitgehalten wurde. Es soll nun aber eingestellt werden, wie Schulz berichtet. "Die Nachfrage ist nicht mehr so groß, seit es in Lüneburg so viele Angebote dafür gibt." Dafür können sich die Ehrenamtlichen nun mit ganzem Einsatz auf ihr Impfzentrum konzentrieren.