Ärger an der Erbstorfer

Anwohner von Umbenennung der Erbstorfer Landstraße überrascht – Auch Düvelsbrooker Weg ist betroffen  

Lüneburg, 20.12.2021 - Anwohner der Erbstorfer Landstraße in Lüneburg sind sauer. Vor wenigen Tagen erhielten einige von ihnen Post von der Stadt mit der Aufforderung, wegen der Umbenennung ihrer Straße ihre Hausnummer zu ändern und beim Bürgeramt ihren Personalausweis zu aktualisieren. Dass der Straßenname geändert wurde, das erfuhren sie erst durch das Schreiben von der Stadt.

"Um das Engagement von Herrn Hartmut Krome, der sich in besonderem Maße für die Belange der Hansestadt Lüneburg einsetzte, zu würdigen, wurde per Ratsbeschluss am 13.10.2021 das Teilstück der Erbstorfer Landstraße zwischen der Bockelmannstraße und der Auffahrt der Umgehungsstraße B209 in 'Hartmut-Krome-Straße' umbenannt. Die Umbenennung soll ab dem 01.03.2022 erfolgen", heißt es in dem Schreiben der Stadt Lüneburg, das LGheute vorliegt. Und weiter: "Gemäß § 6 der Verordnung der Hansestadt Lüneburg über die Aufrechterhaltung der öffentlichen Sicherheit und Ordnung (SOV) ist das alte Hausnummernschild fur 1 Jahr neben dem neuen Schild zu belassen. Die alte Hausnummer ist so durchzustreichen (z.B. Klebeband), dass die Ziffer lesbar bleibt." 20 Euro werden als Aufwandsentschädigung gewährt.

◼︎ Krome-Familie drängt auf Namensgebung

Als Verwaltungsakt vollzieht die Stadt Lüneburg damit einen Vorgang, der von der Familie Krome nach dem Ableben von Hartmut Krome, dem Mitbegründer des Lüneburger Softwareunternehmens Werum, an die Stadt herangetragen wurde. Ihre Forderung: Die Stadt möge doch dafür sorgen, dass eine Straße oder ein Teil einer Straße nach Hartmut Krome benannt werde. Das Ganze solle möglichst "zeitnah" nach dem Ableben erfolgen.

Das Thema kam daraufhin zunächst in den Kulturausschuss. Dort wurde zwar noch darüber diskutiert, ob nicht auch der Meisterweg umbenannt werden könnte, letztlich entschloss man sich aber, für die erbetene Ehrung ein Teilstück der Erbstorfer Landstraße umzubenennen, und zwar den Abschnitt von der Bockelmannstraße bis zur Ostumgehung.

◼︎ Änderungsantrag wurde abgelehnt

Nachdem der Kulturausschuss grünes Licht gegeben hatte, wurde das Thema im Rat der Stadt am 13. Oktober ohne Debatte durchgewunken. Einzig die AfD hatte zuvor per Änderungsantrag gefordert, auf die Umbenennung der Straße zu verzichten und für eine Namensgebung nach Hartmut Krome eine neue, noch namenslose Straße zu nutzen. Doch es nützte nichts, gegen die Stimmen der AfD und bei Enthaltung des Ratsmitglieds Michèl Pauly (Linke) wurde die Änderung beschlossen.

Den betroffenen Anwohnern stößt dieses Verhalten der Stadt sauer auf. Per Schreiben an die Stadtverwaltung wurde Einspruch gegen die Umbenennung eingelegt und "um Abwendung dieser Umbenennung und Erhalt des Straßennamens 'Erbstorfer Landstraße'" gebeten. Sie kritisieren, dass vor dem Beschluss keine Anliegerbefragung stattgefunden habe und reklamieren "Bestandsschutz" für ihren Straßennamen. 

Und die Anlieger gehen noch weiter. Sie schlagen die Benennung einer noch namenlosen Straße vor – "vermutlich würde dies eher eine Ehre sein, als einfach ein Teilstück unserer Erbstorfer Landstraße zu entfernen" –, oder die bereits bestehende Wulf-Werum-Straße nach Hartmut Krome umzubenennen. Aber auch die Umbenennung des "Loewe-Einkauf-Zentrums" in "Krome-Center" könnten sie sich vorstellen.

◼︎ Auch der Düvelsbrooker Weg soll umbenannt werden

Aber nicht nur die Anwohner der Erbstorfer Landstraße sind verärgert. Auch der Düvelsbrooker Weg soll im oberen Abschnitt auf Beschluss des Rates in "Hermann Reinmuth", einem Opfer des Nazi-Regimes, geändert werden. Nicht der neue Namensträger ist bei den Anwohnern Anlass der Kritik, sondern das Verhalten der Stadt: Auch sie wurden von der geplanten Änderung kalt erwischt.

Ratsmitglied Eckhard Pols (CDU) hat deshalb bei der Stadt nachgefragt. Er möchte wissen, warum den Anwohnern im Vorwege nicht Gelegenheit zur Anhörung gegeben wurde und ob eine Beteiligung oder Anhörung der Anwohner nicht sogar gesetzlich erforderlich gewesen wäre. "Wäre somit der Ratsbeschluss ungültig?", fragt Pols in seiner Anfrage an die Stadtverwaltung.  

Von der Stadtverwaltung gab es zu all dem bislang noch keine Reaktionen.