An die eigene Nase fassen

24.10.2018 - Klar, Kultur muss sein. Dass sie teuer ist, ist bekannt. Doch nur der Kosten wegen auf kulturelle Angebote zu verzichten, kann nicht die Lösung sein. Denn eine Stadt wie Lüneburg muss ihren Bürgern mehr als nur Stadtfestallerlei und Sülfmeisterspektakel bieten, das ist längst nicht mehr jedermanns Sache. Und als Oberzentrum hat Lüneburg allemal eine besonders herausgehobene Stellung und Verantwortung in der Region. Wieviel Lüneburg aber Jahr für Jahr für sein Theater ausgeben sollte, darüber darf schon mal nachgedacht werden, zumal dann, wenn das Defizit alljährlich um 200.000 Euro wächst. Der Ruf nach Hilfe aus Hannover ist da zwar logisch, aber nicht ausreichend.

Denn Lüneburg leistet sich nicht einfach nur ein Theater, es leistet sich ein Drei-Sparten-Theater. Die jährlichen Fixkosten dafür sind so immens, dass der Schuldenberg allein fürs Theater inzwischen die Zwei-Millionen-Euro-Marke geknackt hat. Dass diese Summe bereits aufgelaufen ist, ist allein schon problematisch, zeigt es doch, dass die Handelnden hier weniger an ihre eigene Tatkraft als vielmehr den großen Geldsack in Hannover denken. 

Natürlich sollte Hannover seinen Beitrag leisten, zumal die Landesregierung Unterstützung versprochen hat. Aber Lüneburg muss es auch. Und eines darf man nicht vergessen: Vor sechs Jahren hat die Stadt 70 Millionen Euro vom Land geschenkt bekommen. Hannover musste damals der hochverschuldeten Stadt unter die Arme greifen – Geld übrigens, das auch andere, sparsame niedersächsische Kommunen als Solidarbeitrag mitgezahlt haben.

Jetzt die Schuldigen allein in Hannover zu suchen, greift deutlich zu kurz. Und eines wird immer gern vergessen: Auch das Geld, das aus Hannover kommt, ist nicht vom Himmel gefallen, sondern kommt als Steuer aus den Taschen der Bürger.  

Ein Kommentar von Ulf Stüwe
zum Beitrag "So fördert man kein Vertrauen"