Wer steht hinter den Namen?

Stadt hat Zusatzschilder unter den Straßennamen Hinrich Wilhelm Kopf und Hindenburg anbringen lassen

Ein Zusatz unter dem Straßenschild gibt kurze Erläuterungen zu dem umstrittenen Namensgeber. Foto: Stadt LüneburgLüneburg, 04.09.2016 - Einen vorläufigen Abschluss hat die Diskussion um die Straßennamen Hinrich Wilhelm Kopf und Hindenburg gefunden. Auf Beschluss des Kulturausschusses hat die Stadt Zusatzschilder und QR-Codes an den beiden Straßennamen montieren, die Hintergründe zu den Personen vermitteln. Der Entscheidung ging eine jahrelange Diskussion voraus, wie mit den gebrochenen Biografien in der Öffentlichkeit umgegangen werden kann und soll. Denn beide Persönlichkeiten machten sich in ihren Ämtern, Kopf als Mitbegründer und erster Ministerpräsident des Landes Niedersachsen und von Hindenburg als Reichspräsident der Weimarer Republik, nicht nur verdient, ihnen wird auch Fehlverhalten während der NS-Zeit vorgeworfen.

"Wir können nur von einem vorläufigen Abschluss sprechen", sagt Oberbürgermeister Mädge. "Denn die Zusatzschilder sind ein Stück Bildungsarbeit und ein Aufruf dazu, sich mit unserer Geschichte auseinanderzusetzen, auch wenn sie an manchen Stellen schrecklich ist. Dazu gehört eine ständige Diskussion, die auch in Zukunft weitergehen wird und soll. Das kann ich nur befürworten, denn damit arbeiten wir gegen das Vergessen. Es geht nicht darum, die Personen zu heroisieren, sondern vielmehr darum, einen Ort der Mahnung zu schaffen und Bewusstsein zu wecken."

Das erneute Aufflammen der Diskussion um die Personen wurde 2013 ausgelöst, als die Doktorarbeit der Göttinger Historikerin, Dr. Teresa Nentwig, mit dem Titel: "Hinrich Wilhelm Kopf. Ein konservativer Sozialdemokrat" erschien. In den darauffolgenden Jahren machte die Stadt den Bürgern immer wieder Angebote, sich zu informieren und an der Diskussion teilzunehmen. So gab es 2014 etwa einen Informations-Abend in Kaltenmoor und einen Info-Stand auf dem Stadtteilfest. Auch eine Podiumsdiskussion mit Nentwig, anderen Historikern und Oberbürgermeister Mädge fand statt.

Ein wenig strecken muss man sich schon, um an die gewünschten Informationen zu kommen. Mit Hilfe des QR-Codes gelangt man auf die Infoseiten zu Hinrich Wilhelm Kopf. Auf dem Foto: (vorn) Ernst Bögershausen (Vorsitzender des Kulturausschusses), (hinten, v.r.)  Friedrich von Mansberg (stellv. Vorsitzender des Kulturausschusses), Alfons Bauer-Ohlberg (Mitglied des Kulturausschusses), Uwe Nehring (Quartiersmanager Kaltenmoor)Am 14. April 2015 entschied sich der Kulturausschuss dann letztendlich für das Anbringen der Beschilderung und der QR-Codes. Damit folgten sie der Empfehlung der Historischen Kommission für Niedersachsen und Bremen zum Umgang mit den Straßenbenennungen nach Hinrich-Wilhelm Kopf. In dieser Empfehlung heißt es: "Mit seinem Andenken auf eine differenzierte Weise umzugehen, kann bedeuten, (..) die Benennungen von Straßen, Plätzen und öffentlichen Institutionen mit seinem Namen beizubehalten und durch eine Form kritischer Auseinandersetzung mit seinem Leben und Wirken sich dem Problem zu stellen, anstatt es durch die Tilgung des Namens aus dem öffentlichen Bewusstsein herauszurücken."