Frust wegen maroder Wasserstraßen

Schifffahrt auf Elbe und Elbe-Seitenkanal stark behindert – IHK fordert schnelleres Handeln der Politik

Am Schiffshebewerk Scharnebeck, aber auch andernorts stauen sich derzeit die Schiffe. Foto: LGheuteLüneburg, 11.08.2019 - Mit "großer Besorgnis" schaut die IHK Lüneburg-Wolfsburg auf die Bauwerke entlang der Wasserstraßen in Nordostniedersachsen. Das Wehr in Geesthacht, aber auch die aktuell in Sanierung befindlichen Bauwerke in Scharnebeck und Uelzen stünden beispielhaft für die Vernachlässigung des Verkehrsträgers Wasserstraße, so die IHK. Insbesondere Schleusen und Wehre gehören zu den kritischen Bauwerken der Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung (WSV), die vordringlich saniert und neugebaut werden sollen. Ohne diese Bauwerke sei die Funktionstüchtigkeit des Systems Wasserstraße akut gefährdet. 

"Der Schaden für das System Wasserstraße ist enorm. Image, Zuverlässigkeit und Konkurrenzfähigkeit leiden weiter. Rund eine Woche ging an Elbe und Elbe-Seitenkanal nichts mehr", sagt Volker Linde, Bereichsleiter Standort- und Politikberatung in der Industrie- und Handelskammer (IHK) Lüneburg-Wolfsburg. "Von den Kosten für die einzelnen Unternehmen ganz zu schweigen. Dabei ist die Wasserstraße doch unsere Alternative für mehr Klimaschutz und für die Entlastung von Straßen und Schienen. Und das Schlimme ist: Es kann jeden Tag wieder passieren."

Als Sprachrohr der regionalen Wirtschaft schaut die IHK dabei vor allem auf die unterbrochenen Wertschöpfungs- und Logistikketten der deutschen Exportwirtschaft. Zahlreiche Güter haben ihren Bestimmungsort Hamburger Hafen in den letzten Tagen nicht erreicht, ankommende Güter konnten in Deutschland nicht an ihren Bestimmungsort transportiert werden. Rund 80 Binnenschiffe lagen allein im Elbe-Seitenkanal vor Anker.

Grund für den aktuellen Stau auf Elbe und Mittellandkanal ist das Wehr in Geesthacht, wo es vor wenigen Tagen zu einer Unterspülung eines Pfeilers gekommen war und in der Folge der Pegelstand der Elbe erheblich gesenkt werden musste, um den Schaden reparieren zu können. 

"Just-in-time-Lieferungen werden immer wichtiger. Die deutsche Wirtschaft funktioniert wie ein Uhrwerk und die Logistik ist ein entscheidendes Element. Bleibt ein Zahnrad stehen, kommt das gesamte System zum Erliegen", sagt Linde.

Die IHK Lüneburg-Wolfsburg fordert von Bundes- und Landespolitik deshalb mehr Aufmerksamkeit für das System Wasserstraße. Die zentralen Wasserstraßen sollten für 110 Meter lange Großmotorgüterschiffe (GMS) ertüchtigt und Brücken für den dreilagigen Containertransport auf Flüssen und Kanälen angehoben werden. Neben diesen drängenden Zukunftsaufgaben sei die Sanierung und Instandhaltung bestehender Bauwerke die Grundlage für die Zukunftsfähigkeit der Wasserstraße.

"Die Politik muss sich darüber klar werden, dass wir schneller werden müssen. Das geht nur durch Planungsbeschleunigung und langfristig gesicherte Investitionsmittel", betont Linde.