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Im Visier der Wölfe

Spaziergängerin erleidet nach Wolfsbegegnung Nervenzusammenbruch

Lüneburg, 15.02.2015 - Eine Wolfsbegegnung der unheimlichen Art hatte kürzlich eine Hundebesitzerin in einem Waldstück bei Amelinghausen. Die Frau, die mit zwei Golden Retrievern unterwegs war, sah sich plötzlich sieben Wölfen gegenüber, die sich trotz lauten Schreiens nicht verscheuchen ließen und die Frau sogar weiter verfolgten. Erst nach einer Weile hätten die Tiere von ihr abgelassen. Die 59-jährige Hundebesitzerin erlitt kurze Zeit später einen Nervenzusammenbruch und musste notärztlich behandelt werden.

Bis auf 15 Meter sollen die Wölfe an die Frau und ihre inzwischen angeleinten Hunde herangekommen sein, wie Uwe Martens, Wolfsberater für den Landkreis Lüneburg, in seinem Bericht für die Landesregierung festgehalten hat. Bis zur Heiserkeit habe die Hundebesitzerin die Wölfe mehrmals angeschrien. Zwar seien die Tiere dann jeweils kurz stehen geblieben, hätten sich ihr dann aber doch weiter genähert. Auch nachdem die Frau beschloss, umzukehren, seien ihr die sieben Wölfe weiter gefolgt. Erst nach rund einer Viertelstunde hätten sie dann einen anderen Weg eingeschlagen, wie Martens berichtet. 

Nachdem die Frau mit ihren Hunden dann nach Hause zurückgekehrt war, habe sie ihren Nachbarn aufgesucht, wo sie zusammengebrochen ist. Der Nachbar habe daraufhin den Notarzt gerufen. 

"Das waren neugierige Jungtiere", ist die Einschätzung von Wolfsberater Uwe Martens, "eine Gefahr geht von ihnen nicht aus." Dass es sich um Jungtiere handelte, habe auch die Amelinghausenerin bestätigt: "Sie sagte mir, dass die Wölfe neugierig wirkten und sie nicht bedroht worden ist." Dieses Verhalten sei typisch für Jungtiere, die in dieser Jahreszeit bereits ohne Aufsicht ihre Elterntiere unterwegs seien. "Allem Anschein nach sind das Welpen, die im Mai 2014 geboren wurden. Ihre Eltern kümmern sich jetzt nicht mehr um sie, daher stromern sie aufgabenlos in der Gegend herum." Die natürliche Scheu dieser Tiere komme erst später, wenn sie in die Pubertät kommen und im Herbst die Paarungszeit ansteht.

Vermutungen, die Tiere könnten womöglich wegen Hungers auf die Spaziergängerin und ihre Hunde zugegangen sein, weist Martens zurück: "Wölfe finden in dieser Jahreszeit in geschwächten oder kranken Tieren reichlich Nahrung." Hungerzeit für Wölfe sei der Herbst, da fänden dann auch die meisten Übergriffe auf Schafe statt. Allerdings zeige die Statistik, dass entsprechende Herdenschutz-Maßnahmen offenbar wirkten. "Dabei sollten Schäfer auch darauf achten, dass sie ihre Herden nicht nur vor dem Ausbrechen schützen sollten, sondern auch vor Eindringlingen."

Im Landkreis Lüneburg gibt es gegenwärtig ein Rudel, dass sich im Raum Munster-Nord angesiedelt hat. "Die jetzt umherstreifenden Jungwölfe werden im Herbst eigene Rudel gründen wollen, es könnten also schon bald ein paar mehr in der Region geben."

We viele Tiere genau sich im Landkreis aufhalten, kann Uwe Martens nicht sagen. "Das ist noch unklar, wir haben da noch zu wenig Sichtmeldungen", sagt der Wolfsberater. Neben dem Raum Munster-Nord seien aber auch im Bereich Gellersen des öfteren Wölfe gesichtet worden.