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Aufgelesen: Dreister Versuch

Es gibt Eltern, die sollten verboten werden

Foto: LGheute15.10.2023 - Wieviel Schulweg ist Kindern im Grundschulalter zuzumuten? Oder besser gefragt: Welche Eltern sind für die Allgemeinheit noch erträglich? Das ist der eigentliche Kern einer Posse, die sich gerade in Lüneburg abspielt. Weil einige Kinder zu dicht an ihrer Schule wohnen, haben sie keinen Anspruch auf kostenlose Schulbus-Beförderung. Das hat nun einige Eltern auf die Zinne gebracht. Sie fordern für ihre Kinder – nein: für sich – Sonderbehandlung. Mit hanebüchenen Argumenten.

Im Schulbus würden Kinder sich jahrgangsübergreifend schnell kennenlernen und aufeinander achten, führen die betroffenen Eltern als Argument an. Außerdem gehöre der Schulweg per Bus und vor allem der gemeinsame Schulweg zu den sichersten Optionen, das habe die Deutsche Verkehrswacht festgestellt. "Aus unserer Sicht macht es daher keinen Sinn, die Kinder aus diesem funktionierenden System auszuschließen und bürokratische Maßstäbe über die Sicherheit der Kinder zu stellen", werden die Eltern in einem Artikel der "Landeszeitung" zitiert.

Was die Eltern unter "bürokratischen Maßstäben" verstehen, ist eine einfache und schlichte Regelung: Kinder, die innerhalb eines Radius' von zwei Kilometern zu ihrer Schule wohnen, haben keinen Anspruch auf das kostenlose Schülerticket. Pech für die betroffenen Eltern: Sie wohnen nur 34 Meter von dieser Grenze entfernt und kommen daher nicht in den Vorzug kostenlosen Busfahrens für ihre Kinder. 

Die Wirklichkeit dieser um ihre Kinder besorgten Eltern, "die namentlich nicht genannt werden wollen", wie die "Landeszeitung" schreibt – warum eigentlich nicht? – hat aber vermutlich schlichtere Gründe. Sie wollen das Geld fürs Busticket sparen. Denn anders als behauptet, werden ihre Kinder ja nicht aus dem "funktionierenden System" ausgeschlossen, sie dürfen ja mitfahren, allerdings gegen Bezahlung. Weil aber Empörung gegen behördliche Vorgaben immer gut ankommt, werfen die Eltern dem Landkreis Lüneburg indirekt auch noch vor, die Sicherheit ihrer Kinder aufs Spiel zu setzen. 

Empörung wäre allerdings an anderer Stelle angebracht: an den Eltern selbst. Wenn ihnen die Sicherheit ihrer Kinder denn so wichtig ist, dass sie aufs Busfahren nicht verzichten wollen, warum bezahlen sie dann nicht dafür? Sind ihre Kinder es womöglich nicht wert?

Letztlich aber ließe sich das Problem relativ einfach lösen: per Umzug. In Rehlingen bei Amelinghausen oder im Amt Neuhaus soll es wunderschöne Immobilien geben. Dort fahren die Schulbusse jeden Morgen gegen 6.30 Uhr ab, sofern nicht grad Ferien sind oder die Fähren nicht fahren. Dann kommt man auch kostenlos nicht über die Elbe.