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Am Ende bleibt ein Pyrrhussieg

18.11.2023 - Wer Wolf von Nordheim kennt, weiß, dass er ein gewiefter Taktiker ist, andere nenen ihn auch schon mal Schlitzohr. Immerhin gehört der Grünen-Politiker einer besonderen Spezies an, die unter Kommunalpolitikern nicht allzu häufig anzutreffen ist: Wenn er sich einer Sache verschrieben hat, dann geht er meist gründlich zu Werk. Gründlich daneben ging allerdings sein Versuch, sich nach seinem Rauswurf wieder in die grüne Stadtratsfraktion einzuklagen. Los dürften ihn seine früheren Fraktionskollegen damit aber nicht sein.

Es war vor allem sein Nachbohren in der Sache "Villa Heyn", das der Fraktion nicht nur gehörig auf die Nerven ging, sondern in dem sie ein schädigendes Verhalten für ihre Fraktion und Lüneburgs grüne Oberbürgermeisterin Claudia Kalisch sahen. Schließlich war die Sorge der Fraktion nicht ganz unbegründet, nachdem von Nordheim herausgefunden hatte, dass Kalisch anders als gegenüber der Fraktion angegeben die Kommunalaufsicht doch nicht um Aufklärung in eigener Sache gebeten hatte. Hannover, so wollte es die Rathauschefin dargestellt wissen, sollte als unabhängige Instanz klären, ob die Stadtverwaltung beim – inzwischen als widerrechtlich bestätigten – Abriss des Wintergartens der Villa Heyn korrekt gearbeitet hatte. Das Problem: Ein Nachfragen von Nordheims in Hannover ergab, dass man dort von einem Prüfauftrag nichts wusste.

Für die Grünen-Fraktion, die ihn zuvor ersucht hatte, der Sache nicht weiter nachzugehen, war damit klar, dass von Nordheim sich kaum von weiterer Aufklärungsarbeit werde abbringen lassen. Sie beschloss deshalb, ihn aus der Fraktion rauszuwerfen und nutzte dafür eine Äußerung, die von Nordheim vor Gericht nun auf die Füße fiel. Danach soll er vor dem Rauswurf selbst erklärt haben, er verlasse die Fraktion.

Warum die Fraktion allerdings annehmen konnte, ein Rauswurf könnte den grünen Querulanten erstummen lassen und die weitere Aufklärung um die fragwürdigen Vorgänge um die Villa Heyn verhindern, ist mehr als rätselhaft. Schließlich trug der von der Fraktion betriebene Rauswurf maßgeblich mit dazu bei, das ans Licht der Öffentlichkeit zu bringen, was die Fraktion lieber unter den Teppich kehren wollte.

Hinzu kommt, dass die Fraktion unter der Führung von Ulrich Blanck offenbar nicht bedacht hat, dass ein Ratsmitglied, das ihrer Fraktion nicht mehr angehört, auch der Fraktionsdisziplin nicht mehr unterworfen ist. Zwar steht dagegen, dass von Nordheim sich dem zumindest in der Sache Villa Heyn ohnehin nicht beugen wollte. Doch wozu war der Rauswurf dann gut? 

So bleibt am Ende eine parteipolitische Posse, die mehr den Grünen als von Nordheim selbst schaden dürfte. Denn eine Fraktion, die ein Mitglied rauswirft, weil es zum Wohle der Stadt um Aufklärung in einer dubiosen Angelegenheit bemüht ist, stellt sich eigentlich selbst infrage.

Ein Kommentar von Ulf Stüwe
zum Beitrag "Es bleibt beim Rauswurf"