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Weitere Sporthallen werden Notunterkünfte

Stadt rechnet mit 1.000 zusätzlichen Flüchtlingen nach Vorgabe aus Hannover

Krisenstimmung im Rathaus: Die Verwaltung sieht ihre Aufnahmekapazitäten für Flüchtlinge erschöpft. Deshalb sollen nun weitere Sporthallen als Notunterkünfte hergerichtet werden. Foto:  LGheuteLüneburg/Hannover, 29.09.2022 - Lüneburg muss sich auf weitere Flüchtlinge einstellen. Das wurde nach einer jetzt herausgegebenen Mitteilung des SPD-geführten Innenministeriums in Hannover deutlich. Danach hat Hannover das Verteilkontingent auf die niedersächsischen Kommunen für das kommende Jahr auf weitere 70.000 Personen neu festgesetzt, nachdem das Kontingent erst im April dieses Jahres 100.000 Personen hochgesetzt worden war. Lüneburgs Oberbürgermeisterin Claudia Kalisch reagiert mit der Bereitstellung weiterer Sporthallen.

Nach dem neuen Gesamtverteilkontingent des Landes muss Lüneburg bis März 2023 rund 1.000 Flüchtlinge neu aufnehmen und unterbringen. "Damit ist die dezentrale Unterbringung kaum noch möglich, weshalb nun weitere Sporthallen als Notunterkünfte eingerichtet werden müssen", sagt Oberbürgermeisterin Claudia Kalisch. Lüneburg stehe wie andere Oberzentren auch "vor der besonderen Herausforderung, dass Wohnraum und Flächen für Container-Wohnanlagen knapp sind".

In der Hansestadt arbeite die Verwaltung "mit Hochdruck" daran, die bestehenden Gemeinschaftsunterkünfte zu verdichten und auszuweiten. Zusätzlich soll aktuell eine Fläche für Wohn-Container Am Bargenturm / Ecke Am Weißen Turm vorbereitet werden. Darüber hinaus sollen nach der Sporthalle im Grimm nun auch die Sporthallen der ehemaligen Schlieffen-Kaserne im Hanseviertel als Notunterkünfte hergerichtet werden. 

◼︎ Pistorius: "Jede Kommune hat wieder eine neue Aufnahmeverpflichtung"

Innenminister Boris Pistorius teilte unterdessen mit, dass die Zahl der Schutzsuchenden in Niedersachsen in den vergangenen Wochen und Monaten insbesondere aufgrund des Angriffskrieges Russlands auf die Ukraine "beständig" zugenommen habe und die niedersächsischen Kommunen "sehr viele Personen aufgenommen und untergebracht" haben. Wegen des weiteren Zustroms wurde zuletzt im April das Gesamtverteilkontingent zur Aufnahme von Schutzsuchenden um 100.000 Personen hochgesetzt.

Inzwischen hätten die Kommunen ihre Aufnahmeverpflichtungen aus diesem Gesamtverteilkontingent erfüllt beziehungsweise nahezu erfüllt, teilte das Innenministerium mit. Darum wurde jetzt eine Anpassung des Gesamtverteilkontingentes vorgenommen: für das kommende halbe Jahr wurde dieses auf weitere 70.000 Personen festgesetzt.

"Jede Kommune hat nun wieder eine offene Aufnahmeverpflichtung, die neue Festsetzung dient insbesondere der besseren Planung von Unterbringungskapazitäten", so das Innenministerium. Das Land Niedersachsen habe aber zugesagt, die Kommunen dadurch zu entlasten, dass es die Kapazitäten zur Erstaufnahme sukzessive weiter erhöhe und die dort ankommenden Kriegsvertriebenen auch weiterhin nicht direkt in die Kommunen weiterleitet.

Nur: Das Ministerium machte auch deutlich, dass die Aufenthaltsdauer in den Unterbringungen des Landes begrenzt ist. Viel länger als ein oder zwei Wochen werden sie dort bis zur Weiterleitung an die Kommunen nicht verweilen.

◼︎ Flüchtlinge werden ab Mitte November erwartet

Das ehemalige Kasernen-Gebäude im Hanseviertel umfasst zwei Zweifeld-Hallen. Die erste Halle wird laut Stadtverwaltung voraussichtlich ab Mitte Oktober eingerichtet und etwa vier Wochen später bezogen. Die Vorbereitungen in der zweiten Halle starten etwas später. So müssten sich die Vereine erst mit Beginn der Wintersaison umstellen. 

Voraussichtlich ab Mitte November könnten die ersten Flüchtlingen, vorrangig Ukrainer, dort ein Dach über dem Kopf finden. Insgesamt sind voraussichtlich 300 Plätze geplant. "Ich bedaure die Folgen dieser Entscheidung für den Schul- und Vereinssport", sagt Kalisch. Und weiter: "Leider haben wir zum gegenwärtigen Zeitpunkt keine anderen Optionen."

◼︎ Mehr Unterstützung aus Hannover erwartet

Über die aktuelle Lage informierte Kalisch die Vertreter vom Kreissportbund Lüneburg, Sportbeirat Lüneburg und städtischem Sport-Ausschuss bei einem Gespräch im Rathaus. Auch die Vereine und die Leitungen der Schulen, die dort Sport treiben, wurden informiert. Aktuell nutzen etwa zehn Vereine und vor allem die Kinder der Igel-Schule die Schlieffen-Hallen für Sport. Über etwaige Ausweichmöglichkeiten verständigten sich Sport- bzw. Schulverwaltung aktuell direkt mit den Schulen und Vereinen.

An Hannover gerichtet erklärt Kalisch, dass sie mehr Unterstützung erwarte. "Die angekündigte Schaffung von zusätzlich 1.400 Plätzen in der Landesaufnahmeeinrichtung des Innenministeriums begrüße ich als ersten Schritt ausdrücklich. Dies wird aber nicht reichen, um Städte wie Lüneburg signifikant zu entlasten."

Die Stadtverwaltung kündigte eine Infoveranstaltung vor allem für Anwohner und Nutzer der Hallen an, sobald weitere Details für die Nutzung feststehen.

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