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Farbenfrohes Politik-Karussell

Nach der Landtagswahl müssen auch Lüneburger Politiker neue Posten suchen

Claudia Kalisch und Heiko Meyer traten vor einem Jahr als Kandidaten um das Oberbürgermeister-Amt an. Foto: LGheute27.10.2022 - Das Ergebnis der Landtagswahl in Niedersachsen wird in Hannover für neue Konstellationen sorgen. Dass SPD und Grüne lieber heute als morgen zusammengehen wollen, daraus haben beide schon vor der Wahl keinen Hehl gemacht. Doch die politischen Eruptionen, die vor allem die CDU aus dem Rennen um Landtagsmandate und lukrative Posten in der Landesregierung gebracht haben, werfen auch ihre Schatten bis nach Lüneburg.

◼︎ Wer wird neuer Landesbeauftragter?

Wen das Hannoveraner Wahlergebnis auf jeden Fall treffen wird, ist Monika Scherf. Weil sie der CDU angehört, hatte sie nach der letzten Niedersachsen-Wahl im Jahr 2017, die eine rot-schwarze Regierung hervorbrachte, das Amt als Landesbeauftragte und Chefin des Amtes für regionale Landesentwicklung mit Sitz in Lüneburg bekommen. Damit dürfte nun Schluss sein, das politische Amt werden nun SPD oder Grüne für sich reklamieren.

◼︎ Was wird aus Andrea Schröder-Ehlers?

Damit richtet sich der Blick auf Andrea Schröder-Ehlers. 2008 zog die Lüneburger SPD-Politikerin über die Landesliste in den Landtag von Hannover ein, 2013 und 2017 errang sie sogar das Direktmandat im Wahlkreis 49 "Lüneburg". Weil sie bei der Wahl am 9. Oktober Pascal Mennen unterlag, der als Direktkandidat für die Lüneburger Grünen angetreten war, und sich auf keinen aussichtsreichen Listenplatz stützen konnte, ging sie letztlich leer aus und verlor ihren Sitz im Parlament an der Leine. 

Die SPD wäre nicht die SPD, wenn der niedersächsische Landesverband, dem Schröder-Ehlers als Vorstandsmitglied angehört, sich nicht um einen auskömmlichen Verbleib ihrer langjährigen Landtags-Genossin kümmern würde. Ein Posten in der künftigen rot-grünen Landesregierung wäre da sicher nicht verwunderlich, wenn auch nicht in der ersten Reihe. Aber Staatssekretärin im Sozialministerium wäre ja auch schon was.

◼︎ Was wird aus Monika Scherf?

Was aber wird aus Monika Scherf? Der CDU in Hannover sind die Hände gebunden, schließlich muss sie schauen, wie sie all die Leute unterbringt, die bislang in erster oder zweiter Linie standen. Da trifft es sich gut, dass Jürgen Krumböhmer, Erster Kreisrat des Landkreises Lüneburg, auf keine politische Zukunft im Kreishaus mehr setzen kann. Zu viele legen ihm zur Last, für das Arena-Desaster verantwortlich zu sein.

Monika Scherf würde dann an den Ort zurückkehren, den sie 2016 verlassen hatte, nachdem sie 2014 erfolglos gegen Manfred Nahrstedt (SPD) bei der Wahl um das Amt des Landrats angetreten war. 2019 übergab Nahrstedt dann den Stab an Jens Böther (CDU) – keine schlechte Ausgangslage für die CDU-Kandidatin Scherf, die noch im vergangenen Jahr bei der Oberbürgermeister-Wahl in Lüneburg angetreten war, hier aber nur den dritten Platz hinter Claudia Kalisch (Grüne) und Heiko Meyer (parteilos) erzielte.

◼︎ Geht Claudia Kalisch nach Hannover?

Apropos Claudia Kalisch: Es ist interessant, was derzeit alles über die amtierende Lüneburger Oberbürgermeisterin hinter den Kulissen gemunkelt wird. Eines dieser Gerüchte hält sich besonders stark: Weil Kalisch Mitglied der Gruppe ist, die aktuell in Hannover über das Zustandekommen einer rot-grünen Landesregierung verhandelt, wird ihr nachgesagt, demnächst selbst den Weg nach Hannover anzutreten. Schließlich ist sie die erste grüne Oberbürgermeisterin in Niedersachsen, damit kann man politisch kräftig punkten. Und sie wäre endlich das Amt wieder los, das ihr als Oberbürgermeisterin spürbar nicht viel Freude bereitet.

◼︎ Wer wird neuer Oberbürgermeister?

Womit der Blick auf Jule Grunau fällt. Lange Jahre schon sitzt sie für die Grünen im Lüneburger Stadtrat. Doch während sie anfangs mehr durch konsequentes Schweigen in den Ratssitzungen auffiel, hat sie zuletzt als Ratsvorsitzende deutlich an Profil und Zustimmung auch bei den anderen Fraktionen gewonnen. Es wäre daher nicht unwahrscheinlich, wenn die Lüneburger Grünen sie als künftige OB-Kandidatin ins Rennen schicken. Wen sollten sie auch sonst vorschlagen? Den Dauer-Fraktionsvorsitzenden Ulrich Blanck etwa, der sich bestens mit Geschäftsordnungen auskennt, aber keine konstruktive Politik kann?

◼︎ Der parteilose Zweite

Und die SPD? Viele Namen fallen da derzeit nicht, die die OB-Lücke schließen könnten. Nur einer, der den Sozialdemokraten schon einmal fraktionell sehr nahe stand, taucht plötzlich wieder auf: der parteilose Heiko Meyer. Seine Chancen dürften nicht schlecht stehen, immerhin hatte er es in die Stichwahl zusammen mit Claudia Kalisch geschafft. Und von ihr sind die Lüneburger inzwischen ja einiges gewohnt.

Sei's drum, für eine ernsthafte Prognose, wer neuer Chef der Lüneburger Verwaltung wird, dürfte es aktuell wohl noch zu früh sein. Doch es ist interessant, welche Formationen sich in diesen Tagen herauszubilden scheinen.