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Das Oasen-Narrativ

Doch nicht so schön wie angekündigt: "Grüne Oasen" kommen wieder weg 

Idylle sucht man hier vergebens: die Grüne Oase am Markt in Lüneburg. Foto: LGheuteLüneburg, 06.10.2023 - Was ist eigentlich ein Narrativ? Böse Zungen sagen, es ist ein Schwindel, wohlgesonnenere sprechen von Erzählung. In beiden Fällen aber geht es darum, eine Geschichte in eigener Absicht unters Volk zu bringen. Ein passendes Beispiel sind die sogenannten "Grünen Oasen". Mit ihnen wurden den Lüneburgern begrünte Wohlfühlparadiese versprochen, die sich zur Ernüchterung vieler aber als bepflanzte Bretterkisten mit Sitzfläche herausstellten. Nun kommen sie weg.

Wohlfühl-Klima, Chill-Atmosphäre, Anziehungspunkt für die Mittagspause, kurz: eine echte Attraktion für Lüneburg wurde aus dem Rathaus in Aussicht gestellt. Entsprechend hoch waren die bei der Vorstellung der als "Grüne Oasen" genannten Sitzgruppen mit Pflanzkübeln geweckten Erwartungen – die Ernüchterung anschließend umso größer. Von "Bretterkisten" bis "Jaffa-Konfektion" lautete die Kritik, die sich vor allem an Art und Material der aufgestellten Gruppen entzündete. Schnell wurde klar: Das passt nicht zu dem historischen Stadtbild von Lüneburg. Und: Wie konnte der Denkmalschutz das zulassen? War er überhaupt eingebunden?

Das Rathaus ruderte daraufhin flugs zurück, sprach auf einmal von einem "Provisorium", das zeitnah durch eine wertigere Oasen-Landschaft ersetzt werden solle. Die alten Oasen, jede je nach Ausführung zwischen 7.000 und 13.000 Euro teuer, sollten dann Schulhöfe und Kita-Einrichtungen beglücken. 

Kritik kam auch von den Geschäftsleuten, die sich nicht eingebunden sahen in die Oasen-Pläne der Verwaltung. Zwar begrüßen sie die Idee von Sitzgruppen und -inseln in der Innenstadt, allerdings nicht in der aktuellen Anmutung, die viele eher als Zumutung empfinden.

◼︎ Rathaus kündigt neues Konzept an

Aus Sicht der Stadtverwaltung jedenfalls haben sich die "Grünen Oasen" bewährt. "Die Sitzgruppen werden super angenommen", sagt Oberbürgermeisterin Claudia Kalisch. Das ist zwar richtig, doch angenommen werden mangels besserer Alternativen vermutlich auch leere Bierkisten oder Weinfässer, wenn sie in der Stadt aufgestellt würden.

Wie es nun weitergeht? im Rathaus soll jetzt ein "Konzept für das langfristige Aufstellen von Möbeln und Pflanzinseln" erarbeitet werden. Es soll samt Kostenschätzungen, möglichen Finanztöpfen und Standorten in der Innenstadt "möglichst zeitnah" den politischen Gremien vorgestellt werden. Das kann vermutlich länger dauern. Denn mit der Konzepterstellung und Fördermittelbeantragung und -bewilligung dürften Monate ins Land gehen. Und dannn müssen die gewünschten Teile noch bestellt und geliefert werden.

Dabei hatte zu dem Thema bereits im Sommer eine Arbeitsgruppe getagt. Erste Ideen wollte man am Ende der Sommerferien im Rathaus vorstellen, doch wurde der Termin von der Stadtverwaltung abgesagt. Und einen neuen gibt es noch nicht. Aber dafür vielleicht ja bald ein neues Narrativ aus dem Rathaus.