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Wo kommen die 18 Cent her?

Ein Info-Abend soll Aufschluss über die überhöhten Fernwärme-Abrechnungen geben

Eine Botschaft, die für viele in Kaltenmoor noch auf ihre Erfüllung wartet. Foto: LGheuteLüneburg, 24.03.2024 - Nachzahlungs-Forderungen von mehreren Tausend Euro? Viele Mieter in Kaltenmoor und im Quartier Am Weißen Turm verstehen die Welt nicht mehr, seit sie im vergangenen Jahr ihre Fernwärme-Abrechnungen erhalten haben. Seitdem fragen sie sich: Geht es bei den Abrechnungen in Lüneburg noch mit rechten Dingen zu? Denn auffällig ist: Es traf vor allem Haushalte, die ihre Rechnungen direkt von ihrem Vermieter Vonovia bekamen, der wiederum von Avacon mit Fernwärme beliefert wird. Das aber ist noch nicht alles. 

29 Cent pro Kilowattstunde – zu diesem Preis beliefert der Lüneburger Energieversorger Avacon das Wohnungsunternehmen Vonovia mit Fernwärme, im Prinzip ein durchlaufender Posten, der mit weiteren Aufschlägen von Vonovia an die Mieter weitergereicht wird. So geschehen im Winter 2022/23, dem Winter, in dem Energie äußerst knapp und teuer war. 

Die Quittung bekamen die Mieter wenige Monate später per Heizkosten-Abrechnung in Form satter Nachzahlungs-Forderungen und deutlich erhöhter Abschlagszahlungen. Zugleich steckten die Mieter in der Falle. Denn die Chance, den Lieferanten zu wechseln, wie es beispielsweise Gas-Kunden möglich ist, haben sie nicht, da Avacon einziger Lieferant von Fernwärme ist. Und: Per Mietvertrag sind sie an die Abnahme von Fernwärme gebunden.  

◼︎ Mehr als das Doppelte

Weil die Forderungen von Vonovia und Avacon – Letztere beliefert in Kaltenmoor zum Teil auch Endkunden – jedes normale Maß überstiegen, poppte das Thema letztlich auch im Rat der Stadt auf. Dort war es Lüneburgs Alt-Oberbürgermeister Ulrich Mädge, der als Betroffener von der Stadtverwaltung wissen wollte, wie sie es sich erklärt, dass Avacon 29 Cent verlangt, das Lüneburger Wohnungsunternehmen LüwoBau aber bei anderen Fernwärmelieferanten lediglich 11 Cent zahle, Avacon-Kunden also 18 Cent mehr bezahlen müssen. Auch wollte Mädge wissen, warum die Stadtverwaltung bis dato nichts unternommen hatte, um die angespannte Situation in einem Verfahren zu schlichten, wozu sich Stadt und Avacon bereits vor Jahren verpflichtet hatten (LGheute berichtete).

Auf beides gab es weder von der anwesenden Oberbürgermeisterin noch vom zuständigen Ersten Stadtrat eine Antwort. Es hieß lediglich, man wolle sich dazu mit Avacon und Vonovia austauschen, im März dann solle es eine Informationsveranstaltung für Betroffene geben.

Diese ist nun für den 15. April geplant. Dabei sollen auch die Ergebnisse des Gutachters vorgestellt werden, den die Stadt zur Prüfung der Korrektheit der Nach- und Vorauszahlungen für den Fernwärmebezug eingeschaltet hat – einer der Punkte, die Mädge im Rat angesprochen und angemahnt hatte. Dazu und zum aktuellen Sachstand sowie zu Hilfsangeboten der Stadt in Sachen Fernwärmerechnungen informiert die Stadtverwaltung am Montag, 15. April, ab 18 Uhr in der St. Stephanus Kirchengemeinde. 

◼︎ Überhöhte Preise durchgereicht?

Spannend wird sein, ob die Stadtverwaltung, der Gutachter oder auch Avacon selbst sich an dem Abend auch zu einem weiteren Punkt äußern werden: den Lieferbeziehungen zwischen Avavon und dem Energieunternehmen E.on. Von Letzterem bezieht Avacon die Energie zum Betreiben seiner Heizkraftwerke. Da E.on an möglichst hohen Lieferpreisen interessiert sein dürfte, stellt sich die Frage, ob Avacon womöglich überhöhte Preise seines Mutterkonzerns akzeptiert und diese an seine Kunden weitergeleitet hat.

Betroffene und Interessierte, auch aus anderen Stadtteilen, haben die Möglichkeit, Fragen zu stellen, betonte die Stadtverwaltung in ihrer Mitteilung zum Info-Abend. 
 

◼︎ Bisher dazu auf LGheute: