header

Bombenalarm: Stacheldraht lag dort seit 1930

Bombenfund und Evakuierung in Lüneburg zuletzt im Jahr 2002

Hansestadt, 07.06.2012 - Der vermeintliche Bombenfund in Lüneburg hatte Wirkung gezeigt. Schulen waren vorsorglich geschlossen worden, Evakuierungspläne veröffentlicht, Sonderbusse bereitgestellt, Krankentransporte organisiert und Turnhallen für den Fall einer notwendigen Evakuierung freigemacht. Als um halb zwölf die Entwarnung kam, hatte die Stadt bereits über 300 Anrufe besorgter Bürger entgegen genommen. Zum Glück war es dann doch nur Stacheldraht, der am Meisterweg für Wirbel sorgte.

Bereits am frühen Morgen hatten Experten des Kampfmittelräumdienstes aus Hannover und Mitarbeiter einer Spezialfirma am Meisterweg damit begonnen, den Fund im Boden freizulegen. Heraus kam aber nicht der vermeintliche Blindgänger aus dem letzten Weltkrieg, sondern 30 Kilo Stacheldraht, aufgerollt auf eine 1,80 Meter lange Stahlstange.

"Wir vermuten, dass der Stacheldraht seit etwa 1930 dort gelegen hat. Zu diesem Zeitpunkt ist das Gelände hier bei Bauarbeiten aufgeschüttet worden", sagt Michael Tillschneider, Sprengmeister des Kampfmittelräumdienstes aus Hannover über den Fund in vier Metern Tiefe. Beim Ausschachten der Untersuchungsgrube half bei den ersten 3 Metern noch ein Bagger, danach war Handarbeit angesagt. "Den letzten Meter haben wir per Hand abgetragen. So konnten wir uns dem Objekt vorsichtiger nähern", so Tillschneider.

Wo genau gesucht werden musste, hatten zuvor Sondierungsbohrungen ermittelt. Diese hatte die Hansestadt Lüneburg beauftragt, weil historische Luftbilder an dieser Stelle Einschläge zeigten. Die Sonden orteten ein im Boden isoliert liegendes Objekt in einer Tiefe von vier Metern – typisch für Blindgänger. "Die Stacheldrahtrolle war durchgerostet und viele Teile waren im Erdreich rund um die Stahlstange zerstreut, dadurch auch die Ausmaße des Fundes", erklärt Michael Tillschneider.

Joachim Bodendieck, Leiter des Bereichs Ordnung der Hansestadt, war erleichtert, dass nur Stacheldrahtreste zu Tage befördert wurden und kein Blindgänger. "Wir hatten uns auf alles vorbereitet, sind aber froh, dass es nicht so schlimm gekommen ist", so Bodendieck. Im Fall des Falles hätten etwa rund 8.000 Menschen aus den Stadtteilen Lüne-Moorfeld, Neu Hagen, Schützenplatz und Zeltberg ihre Wohnungen verlassen müssen.

"So eine Situation hatten wir zuletzt 2002", berichtet Stadtpressesprecher Daniel Steinmeier. Damals wurde im Roten Feld tatsächlich ein Blindgänger gefunden. Am 8. Juli 2002 wurde bei Bauarbeiten in der Barckhausenstraße eine 75-Kilo-Bombe aus dem Zweiten Weltkrieg freigelegt. Knapp 4000 Lüneburger mussten damals ihre Häuser und Wohnungen räumen. Da der Blindgänger nicht vor Ort entschärft werden konnte, wurde er zur Sprengung nach Munster transportiert.

Welche Kosten bei dieser Aktion entstanden sind und wer dafür gegebenenfalls aufzukommen hat, konnte Steinmeier noch nicht sagen. Auch den Grund für die gezielte Untersuchung des Geländes nach einem möglichen Bombenfund konnte er nicht angeben. Derzeit finden im Umfeld des Meisterwegs zahlreiche Baumaßnahmen auch von privaten Bauherrren statt.

Lesen Sie hierzu auch den Kommentar.