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Freiwilliger Zwang soll Bäume schützen

Mädge: Investoren sollen auf Baumfällaktionen verzichten - Linke lehnen Baumschutzsatzung ab

Lüneburg, 10.11.2013 - Mehr Sensibilität beim Umgang mit dem Grün in der Hansestadt fordert Lüneburgs Oberbürgermeister Ulrich Mädge anlässlich einer Baumfällaktion auf einem Grundstück in der Lessingstraße in Lüneburgs Stadtteil Rotes Feld. Er beobachte mit Sorge, dass nun schon zum wiederholten Male Bäume abgeholzt worden sind, weil sie einem Bauprojekt vermeintlich im Weg stünden. Es könne nicht sein, dass Stadtverwaltung und Öffentlichkeit vor vollendete Tatsachen gestellt würden, sagte Mädge. Der Oberbürgermeister lädt deshalb im Januar zu einem Gespräch ins Rathaus ein, um mit Maklern und Investoren über eine freiwillige Selbstverpflichtung zu diskutieren.

Diese Selbstverpflichtung sei ein erster Schritt, um zukünftige Abholzungen zu verhindern. Der zweite könnte eine Baumschutzsatzung sein, so Mädge. Daneben könnte auch ein Erhalt alter Bausubstanz Teil der Selbstverpflichtung werden. "Allen muss klar sein: mit jedem Baum verliert Lüneburg auch ein Stück Charakter, der die Stadt so unvergleichlich macht - und interessant für die Menschen, die hier leben möchten“, sagt Mädge. Er setze deshalb auf die Einsicht der Bauträger. "Klappt das nicht, müssen wir uns ernsthaft Gedanken über eine Baumschutzsatzung machen", so Mädge.

"Grüne Selbstinszenierung"

Kritik an den Plänen einer Baumschutzsatzung kam unterdessen von der Links-Partei. Michèl Pauly wirft dabei dem Fraktionsvorsitzenden der Grünen, Andreas Meihsies, Selbstinszenierung vor. Meihsies hatte sich unmittelbar nach Bekanntwerden der Baumfällaktion in der "Landeszeitung" medienwirksam für eine entsprechende Satzung ausgesprochen.

"Wer in der Presse eine Diskussion über eine Baumschutzsatzung los tritt, der legt damit Axt an die Bäume an, die er vorgeblich schützen will. Wenn heute irgendwo ein Baum einem Eigentümer oder einem Investor für zukünftige Projekte im Weg steht, dann wird dieser den Holzfäller holen, um Fakten zu schaffen, bevor diese Satzung dann wirklich kommt. Diese Erfahrung haben andere Städte bereits gemacht", sagt Pauly und verweist unter anderem auf die Stadt Buchholz. Dort liefen vor Inkrafttreten der Satzung die Kettensägen heiß, da viele Eigentümer einer späteren behördlichen Gängelung vorbeugen wollten.

Vielmehr ist Pauly überzeugt, dass eine Bestandssicherung schützenswerter Bäume in Lüneburg auf viele Arten erreicht werden könne, "aber ganz sicher nicht durch solch eine Diskussion zur Unzeit in der Öffentlichkeit. Wie es mir scheint, geht es dem Grünen Oberstrategen einmal mehr nur um seine eigene Darstellung statt um die Sache."

Ob die freiwillige Selbstverpflichtung, die jetzt von Lüneburgs Oberbürgermeister in die Diskussion gebracht wurde, die Zustimmung des linken Fraktionsvorsitzenden findet, ließ Pauly offen.

Auch Gebäude sollen geschützt werden

Wenn es nach Ulrich Mädge geht, sollte die Selbstverpflichtung sogar noch über den Schutz der Bäume hinausgehen. "Zum Gesicht der Hansestadt gehören die alten Gebäude und zwar auch jene, die noch nicht unter Denkmalschutz stehen. Auch hier wünsche ich mir von Bauherren die notwendige Sensibilität, um alte Bausubstanz und damit das Antlitz der Stadt zu bewahren."

Bleibt nur zu hoffen, dass jetzt nicht einige aufgeschreckte Eigenheimbesitzer schnell noch ihre Häuser abreissen in der Befürchtung, dass eine Hausschutzsatzung kommt.