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Das Unvorstellbare in Worte bringen

Überlebende des KZ Auschwitz-Birkenau sprechen über ihre Zeit im Vernichtungslager - Veranstaltung in Uelzen

Vor dem Landgericht Lüneburg findet der Prozess gegen das Mitglied der Waffen-SS Oskar Gröning statt. Ihm wird Mitwirkung an der Ermordung von 300.000 Menschen im KZ Auschwitz-Birkenau vorgeworfen. Der Prozess findet in der Räumen der Ritter-Akademie statt. Foto: LGheuteLüneburg, 22.04.2015 - Gestern hat in Lüneburg vor der 4. Großen Strafkammer des Landgerichts Lüneburg der Prozess gegen Oskar Gröning begonnen. Der 93-Jährige ist angeklagt, Beihilfe zum Mord in mindestens 300.000 Fällen geleistet zu haben. Ihm wird vorgeworfen, zwischen Mai und Juli 1944 als Freiwilliger der Waffen-SS im Bereich der Gefangeneneigentumsverwaltung des Konzentrationslagers Auschwitz geholfen zu haben, das auf den Bahnrampen im Lagerbereich Birkenau zurückgelassene Gepäck neu eintreffender Häftlinge wegzuschaffen.

Bereits gestern hat der als "Buchhalter von Auschwitz" bezeichnete Angeklagte seine moralische Mitschuld eingeräumt und die Opfer um Vergebung gebeten. Heute äußerte sich Gröning zu den Vorgängen und seine Rolle an der Rampe des KZ Auschwitz. Jetzt wollen zwei Überlebende des KZ Auschwitz-Birkenau über ihre Zeit in dem Konzentrations- und Vernichtungslager bei einer Veranstaltung am 27. April in Uelzen sprechen.

Wie kann man heute erzählen was in Auschwitz-Birkenau geschah? Die Auschwitz-Überlebenden Hedy Bohm und Eva Pusztai-Fahidi haben sich das zur Lebensaufgabe gemacht. Auf der Rampe von Auschwitz entschied sich das Schicksal von Eva Pusztai-Fahidi und Hedy Bohm. Im Alter von 18 beziehungsweise 16 Jahren verloren sie binnen Minuten ihre Familien, die sofort in den Gaskammern umgebracht wurden. Sie haben überlebt, weil die Alliierten die Mordmaschinerie der nationalsozialistischen Vernichtungs- und Konzentrationslager kurz vor ihrem eigenen Sterben gestoppt haben. Beiden ist es ein Anliegen, deutlich zu machen, dass der Hass ein abscheuliches Gefühl ist und Menschen aus Angst hassen. Wer seine Angst hinter sich lassen kann, muss nicht mehr hassen, sind die beiden Überlebenden überzeugt.

Eva Pusztai-Fahidi und Hedy Bohm werden im Lüneburger NS-Prozess gegen Oskar Gröning als Nebenklägerinnen aussagen. Sie hoffen auf eine späte Gerechtigkeit.

Eva Pusztai-Fahidi wurde 1925 in Debrecen, Ostungarn, geboren und überlebte als einzige von 50 Familienmitgliedern. Sie wurde als Zwangsarbeiterin ins hessische Allendorf verschleppt. Erst nach Jahrzehnte-langem Schweigen über den Holocaust schrieb sie 2011 ihr sehr ergreifendes Buch "Die Seele der Dinge“, in dem sie ihr Schicksal verarbeitete. Eva Pusztai-Fahidi lebt heute in Budapest.

Hedy Bohm wurde 1928 in Oradea / Rumänien geboren. Im Juni 1944 wurde sie mit ihrer Familie ins Konzentrationslager Auschwitz deportiert. Dort an der Rampe verlor sie durch die Selektion binnen weniger Minuten ihre Eltern. Sie wurde dann als Zwangsarbeiterin nach Fallersleben in eine Munitionsfabrik verschleppt. Hedy Bohm lebt heute in Toronto.

Die Veranstaltung fondet am Montag, 27. April, um 19 Uhr im Ratssaal des Rathauses, Herzogenplatz 2, in Uelzen statt.