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Medienlandschaft in Lüneburg wird dünner

Die "LünePost" kommt nur noch samstags – Bald auch keine Print-Ausgabe der "LZ" mehr?

Im Verlagshaus am Sande erscheinen noch die 'Landeszeitung' und die 'LünePost'. Foto: LGheuteLüneburg, 05.02.2024 - Die "LünePost" künftig nur noch samstags, die "Prise" gar nicht mehr. Diese Ankündigungen machten in der vergangenen Woche in Windeseile in Lüneburg ihre Runde, kaum, dass die Entscheidung im "Medienhaus Lüneburg" gefallen war. Das Verlagshaus, zu dem auch die "Landeszeitung" gehört, reagiert damit auf eine Entwicklung, die schon seit Jahren die deutsche Medienlandschaft unter Druck setzt. Und es wird wohl nicht die letzte Ankündigung gewesen sein.

Es ist vor allem die Logistik, die den Verlagen Sorgen bereitet, das ist nicht erst seit gestern aus der Branche zu hören. Denn der Vertrieb von Druckerzeugnissen bis vor die Haustür gehört zu den Haupt-Kostentreibern, seit der Mindestlohn auch für Zeitungsausträger eingeführt wurde und es immer weniger Menschen gibt, die sechs Mal in der Woche zwischen drei und sechs Uhr morgens und bei Wind und Wetter die "LZ" austragen wollen.

Der Verlag reagierte mit Preiserhöhungen, die inzwischen im Jahresrhythmus mit Steigerungsraten von bis zu 30 Prozent daherkommen. Die Folge daraus: Viele treue Leser steigen bei monatlichen Kosten von mittlerweile über 45 Euro monatlich für die gedruckte Ausgabe aus, oft auch mit dem Hinweis, dass ihnen die Zeitung nicht mehr das biete, was sie von einer Lokalzeitung ewarteten. Die Auflagenhöhe sinkt seitdem kontinuierlich, laut eigenen Angaben lag sie zuletzt bei rund 20.000 Exemplaren in der Woche und 25.000 Exemplaren am Wochenende. 

◼︎ Nur ein erster Schritt?

Den Lüneburger Verlegern ist diese Entwicklung nicht verborgen geblieben. Sie holten sich mit Sven Fricke einen neuen Geschäftsführer, der seit Beginn dieses Jahres allein das operative Geschäft des Medienhauses betreibt, sie selbst haben sich aus dem Tagesgeschäft zurückgezogen (LGheute berichtete).

Das Aus für die Mittwochausgabe der "LünePost" und das vollständige Aus für die "Prise", das jetzt beschlossen wurde, dürfte aber wohl nur ein erster Schritt sein. Schon ist zu hören, dass auch die "LZ" selbst bald nicht mehr täglich als gedruckte Ausgabe erscheinen wird. Auch wenn es bislang noch als Gerücht durch Lüneburg kursiert, unwahrscheinlich ist es nicht. Denn auch die "LZ" setzt vermehrt aufs Internet und erhofft sich von ihrem Online-Auftritt mit E-Paper-Ausgabe eine spürbare Kostenentlastung – eine Strategie, die zwar viele Verlage verfolgen, meist aber ohne den erhofften Erfolg. 

◼︎ Kooperation mit Madsack Gruppe

Wirtschaftlich erfolgversprechender dürfte da die bereits bestehende Kooperation mit der Madsack Mediengruppe in Hannover sein, zu der auch das "Redaktionsnetzwerk Deutschland" (RND) gehört. Dem hat sich das Lüneburger Medienhaus bereits vor ein paar Jahren angeschlossen und verzichtet seitdem auf eine eigene überregionale Berichterstattung. Alles, was nicht "Lokales" ist, kommt seitdem aus Hannover. 

Kein Zufall dürfte es daher sein, dass mit dem neuen Geschäftsführer im Medienhaus Lüneburg, Sven Fricke, ein Mann gekommen ist, der mit Madsack bereits bestens verbandelt ist. Denn Fricke war zuvor in führenden Positionen bei den "Kieler Nachrichten" und bei der "Segeberger Zeitung" tätig, die beide zur Madsack Gruppe gehören. Es würde also nicht überraschen, wenn auch die "Landeszeitung" sich schon bald unter einem neuen Dach wiederfindet. 

Ein ähnliches Schicksal droht aktuell auch der "Sächsischen Zeitung" in Leipzig. Auch nach ihr hat Madsack die Finger bereits ausgestreckt, man wolle damit den "erfolgreichen Digitalisierungs-, Wachstums- und Konsolidierungskurs fortsetzen", wie es in Medienberichten heißt. Gegenwind kommt da vom Deutschen Journalisten Verband, der durch eine weitere Übernahme durch Madsack eine marktbeherrschende Stellung befürchtet und die Kartellwächter am Zug sieht. Ganz von der Hand zu weisen ist die Befürchtung nicht, denn zu Madsack gehören insgesamt 19 Zeitungen, allesamt in Nord- und Ostdeutschland, darunter die "Hannoversche Allgemeine", "Neue Presse", "Ostsee Zeitung", "Lübecker Nachrichten", "Kieler Nachrichten", "Segeberger Zeitung", "Göttinger Tageblatt", "Eichsfelder Tageblatt", "Schaumburger Nachrichten", "Täglicher Anzeiger", "Aller-Zeitung", "Die Harke", "Wolfsburger Allgemeine", "Peiner Allgemeine", "Märkische Allgemeine", "Leipziger Volkszeitung", "Dresdner Neueste Nachrichten", "Naumburger Tageblatt" und die "Torgauer Zeitung".

◼︎ Letzte Hoffnung "Digital"

Dass es mit der Übernahme allein meist nicht getan ist, wird am Beispiel der "Märkischen Allgemeinen" deutlich. Weil Madsack konsequent seine "Digital Only"-Strategie umsetzt, sollen die Lokalausgaben der "Märkischen Allgemeinen" künftig nur noch digital erscheinen – wegen der hohen Kosten bei der Zeitungszustellung, wie es heißt. 

Im Lüneburger Verlagshaus jedenfalls zeigte man sich im November noch optimistisch, "LZ" und "LünePost" auch künftig in eigener Regie herausgeben zu können. Mit dem Einstieg von Sven Fricke seien die "Weichen für ein leistungsfähiges und vor allem weiterhin unabhängiges Familienunternehmen für die nächste Generation gestellt", hieß es. Doch gelegentlich ändern die Zeiten sich ja, vor allem in der Medienlandschaft.