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In der Kostenfalle

27.01.2024 - Ob die Lokführergewerkschaft GDL streikt oder nicht, für die meisten Bahnnutzer in Lüneburg spielt das kaum eine Rolle. Nicht, weil "Metronom" nicht mitstreikt, sondern weil deren Züge auch ohne Streik nicht fahren, jedenfalls nicht wie sie sollten. Dafür bittet das Uelzener Bahnunternehmen seine Fahrgäste seit Monaten um Entschuldigung, inzwischen schon fast im Wochenrhythmus. Um Entschuldigung bitten? Das kommt auch einem Unternehmen nicht leicht über die Lippen. Unternehmerisch ist ein solcher Kniefall ein Desaster, denn er kommt einem Offenbarungseid gleich: Wir kriegen es nicht hin. Das stimmt. Doch das ist es nicht allein.

Vermutlich waren die Pläne schon immer mit heißer Nadel gestrickt, anders kann man es sich nicht erklären, warum Metronom es nicht schafft, seine Fahrpläne einzuhalten. Denn immer wieder zeigte sich, dass die Personaldecke bei Metronom zu dünn ist, um einer Erkältungswelle oder anderen Beschwernissen trotzen zu können. Klar, Personal kostet und weniger Personal kostet weniger. Aber es ist ein Unterschied, ob ein Unternehmen am Personal spart, das Schuhsenkel produziert, oder es ein Bahnunternehmen ist, auf das jeden Tag viele tausend Menschen angewiesen sind.

Nun mag man beklagen, dass Metronom mehr seine betriebswirtschaftlichen Kosten als seine volkswirtschaftliche Verantwortung im Blick hat. Allein entscheidend aber ist das nicht. Denn für das Funktionieren der Regionalbahnen ist das Land Niedersachsen zuständig. Es vergibt die Lizenzen an die Privatbahnen wie Metronom oder Erixx und kontrolliert die Einhaltung der Fahrpläne.

Zu spüren ist davon aber nichts. Zwar ist immer wieder zu vernehmen, dass Gespräche zwischen der Aufsichtsbehörde und dem Unternehmen stattfänden, doch Ergebnisse, Konsequenzen oder gar Verbesserungen sind nicht in Sicht. Logisch, denn auch eine Landesbehörde kann fehlendes Personal nicht ersetzen. Die Frage aber ist: Warum gab es keine vertraglichen Vorgaben, die eine solche Dauer-Katastrophe hätten verhindern können?

Zur Erinnerung: Metronom war nicht das einzige Unternehmen, das sich um die Lizenz für den Regionalbahnverkehr in Niedersachsen beworben hatte. Doch warum bekam gerade dieses Unternehmen den Zuschlag? Die Antwort dürfte bei den Personalkosten zu finden sein. Sie bestimmen in hohem Maß, ob sich ein Unternehmen im Wettbewerb gegen andere durchsetzen kann. Bei der Vergabe der Regionalbahnlizenzen gilt dies allemal, denn hier werden die Gleise von der DB Netz AG und die Züge vom Land selbst gestellt. Da bleibt außer Personalkosten nicht viel übrig.

Hinzu kommt, dass die Fahrpreise nicht von Metronom gemacht werden, die gibt das Land Niedersachsen vor. Und das buttert immer zu, egal, wer den Zuschlag erhält, einzig und allein, um die Fahrpreise politisch vertretbar zu machen. Die Differenz zwischen den tatsächlichen betriebswirtschaftlichen Kosten des Regionalbahnbetriebs und den Erlösen aus den Fahrpreisen aber muss das Land tragen. Die Konsequenz: Den Zuschlag bei der Lizenz-Vergabe bekommt das Unternehmen, dessen Angebot die geringsten Personal- und damit auch die niedrigsten Folgekosten für das Land auslöst. 

Eines dürfte aber inzwischen deutlich geworden sein: Der volkswirtschaftliche Schaden durch einen Permanentausfall wichtiger Regional-Zugverbindungen dürfte um ein Vielfaches höher sein als die Einsparungen, die das Land durch Vergabe seiner Lizenz an den preiswertesten Anbieter vermutlich erzielt hat.

Ein Kommentar von Ulf Stüwe
zum Beitrag "Weniger Ausfälle beim Metronom angekündigt"