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"In Eure Stadt komm' ich nicht mehr"

14.12.2023 - Es wird den Autofahrern nicht schmecken, wenn sie künftig verkehrsgeführt im kostenpflichtigen Parkhaus statt auf dem noch kostenlosen Parkplatz an den Sülzwiesen oder anderen heißbegehrten Parkplätzen in der Lüneburger Innenstadt landen. Verständlich, denn wer zahlt schon gern drauf, wenn er ohnehin schon Geld mitbringt, um den Amazon-geplagten Einzelhandel vor dem endgültigen Aus zu retten. In einem Punkt aber kann man die Stadtverwaltung verstehen.

Wenn ein Parkhaus tagsüber im Schnitt nur zu etwa fünfzig Prozent ausgelastet ist, läuft irgendwas falsch. Entweder gibt es zu viele Parkhäuser oder sie sind wegen ihres Standortes nicht attraktiv genug, also zu weit entfernt von den Einkaufsmeilen, oder sie sind zu teuer oder alles zusammen. In Lüneburg scheint es jedenfalls zurzeit noch sinnvoller zu sein, eine halbe Stunde lang mit dem Auto durch die Stadt zu gurken und auf einen freien Parkplatz zu hoffen, für den man dann auch noch bezahlen muss.

Dass die Stadtverwaltung dies nun ändern will, ist zunächst einmal anerkennenswert. Denn es macht Sinn, den Verkehr dorthin zu lenken, wo er fließen kann und sich und andere nicht stört. Ihn also in die Parkhäuser zu leiten, dorthin also, wo Platz ist, wäre klug. Warum man für diese Erkenntnis aber einen vermutlich nicht ehrenamtlich tätigen Gutachter benötigt, ist eine andere Frage.

Zweifel an der reinen Ausrichtung auf einen störungsfreien Straßenverkehr kommen dennoch auf. Denn mit den Vorschlägen der Gutachter werden nicht nur die nach Lüneburg hineinfahrenden Autofahrer zur Kasse gebeten, auch viele Anwohner selbst werden sich vermutlich schon bald ernüchtert die Augen reiben, wenn ihre Straße plötzlich fürs Anwohnerparken auserwählt wurde und sie die Rechnung dafür in den Händen halten. Dass die Parkgebühren generell steigen sollen, sei hierbei nur am Rande erwähnt.

Wohlgemerkt: Dass die Stadtverwaltung reagiert, um den Verkehr und den Parksuchverkehr in bessere Bahnen zu lenken und hierbei auch die Parkhäuser sinnvoller eingebunden wissen will, ist okay. Doch sie sollte auch sagen, worum es ihr dabei in erster Linie geht: um deutliche Mehreinnahmen. Denn dass es überall deutlich teurer wird, dürfte ab heute kein Geheimnis mehr sein.

Das Problem ist nur: Viele, die von auswärts kommen, aus Amelinghausen, Bleckede, Scharnebeck oder Dahlenburg, werden Lüneburg künftig möglichst meiden. Denn schon jetzt höre ich stets: "In Eure Stadt komm' ich nicht mehr." Ob dies Lüneburg auf Dauer guttut, bleibt abzuwarten.

Ein Kommentar von Ulf Stüwe
zum Beitrag "Ab ins Parkhaus"