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Wie weiter nach dem PISA-Desaster?

Lüneburger Landtagsabgeordnete suchen nach Lösungen

Eine der Problem-Schulen in Lüneburg: die Oberschule am Wasserturm. Foto: LGheuteLüneburg, 08.12.2023 - Ein Absturz beim Rechnen, ein Absturz beim Schreiben, ein Absturz in den Naturwissenschaften. Deutschlands Schüler finden sich im internationalen Vergleich nur noch im Mittelfeld wieder, das brachte das Ergebnis des jüngsten PISA-Berichts ans Licht. Das allein wäre schon ein Problem, hätte es Deutschland zum ersten Mal auf diese Weise getroffen. Leider aber hält der Abwärtstrend seit Jahren an. Wie aber soll es weitergehen? Das wollte LGheute von den drei Lüneburger Landtagsabgeordneten wissen, dort sitzen, wo Bildungspolitik gemacht wird: im Kultusausschuss des Niedersächsischen Landtags.

Mit drei Abgeordneten ist Lüneburg im Niedersächsischen Landtag vertreten: mit Anna Bauseneick (CDU), Pascal Mennen (Grüne) und Philipp Meyn (SPD). Alle Drei sitzen auch im Kultusausschuss, dem Gremium also, in dem vorentschieden wird, wieviel Geld etwa das Land für den Bau neuer oder die Sanierung vorhandener Schulen, für die Bezahlung der Lehrer oder die Ausweitung der Lehrerausbildung an den Universitäten ausgibt, es wirkt mit bei der Aufstellung der Lehrpläne und entscheidet darüber, ob Quereinsteiger die Schulen unterstützen dürfen oder Schulnoten vergeben werden – Faktoren, die mit zu dem Bildungsniveau an niedersächsischen Schulen beitragen.

Weil Bildungspolitik allein Ländersache ist, spielen parteipolitische Vorgaben und Vorlieben deshalb auch immer eine gewichtige Rolle beim innerdeutschen Vergleich der Schüler. Ein Abitur in Berlin oder Bremen wird deshalb schon lange nicht mehr gleichgesetzt mit einem Abiturzeugnis etwa in Bayern. 

Was aber sagen die drei Landtagsabgeordneten zu dem jüngsten PISA-Ergebnis? Hier zunächst die Antwort von Philipp Meyn, der für die SPD im Landtag von Hannover sitzt und damit die Rot-Grüne Politik der Landesregierung vertritt:

◼︎ Philipp Meyn (SPD)

Philipp Meyn. Foto: LGheuteDie Ergebnisse seien "sehr bedrückend für unsere wissensbasierte Gesellschaft", sagt Philipp Meyn. Sie stimmten überein mit der kürzlich erschienenen Studie des Instituts zur Qualitätsentwicklung im Bildungswesen (IQB) wonach 32,5 Prozent der Neuntklässler im Fach Deutsch nicht den Mindeststandard im Lesen erreichen. Doch wie geht es weiter? Der Lehrerberuf müsse attraktiver werden, schlägt Meyn vor und plädiert für die Aufstockung des Lehrereinstiegsgehalts von A12 auf A13 vor ab August 2024. Es gehe darum, "mehr Lehrkräfte zu gewinnen und die Unterrichtsversorgung zu erhöhen." In Zahlen: Das Einstiegsgehalt soll dann um rund 500 Euro auf 4.352 Euro erhöht werden.

Doch damit nicht genug: Um weitere Fachkräfte für die Schulen zu gewinnen, sollen die Kinder künftig individuell über sogenannte "Doppelsteckungen" gefördert werden – worunter der Einsatz von zusätzlichen Kräften gemeint ist, die während des Unterrichts zwar nicht fachlich, dafür aber pädagogisch unterstützend mitwirken, um den Unterricht planvoll abzuwickeln. Hiervon werde laut Meyn auch der Ausbau der Ganztagsschule profitieren, "die mehr individuelle Lernzeit ermöglichen muss". 

Die Ausbildung der Lehrkräfte will Meyn zudem in den Universitäten und im anschließenden Referendariat "verändern". Auch soll es eine Fortbildungspflicht für Lehrkräfte geben.  

Meyn legte den Finger aber auch in eine andere Wunde. Zwar werde aktuell von allen Beteiligten in den Schulen viel geleistet, Bildung erfolge aber "auch im familiären Umfeld". "Lesekompetenz erwirbt sich viel leichter durch Vorlesekompetenz der Eltern. Ich halte eine gesellschaftliche Debatte um Erziehung, Bewegung im Alltag und Verantwortung der Eltern für angebracht", so Meyn.

◼︎ Anna Bauseneick (CDU)

Anna Bauseneick. Foto: Anna Bauseneick"Die Ergebnisse der PISA-Studie zeigen den dringenden Handlungsbedarf, auf den wir als CDU-Fraktion die Landesregierung stetig aufmerksam machen. Es greift zu kurz diese Ergebnisse allein auf die Auswirkungen der Corona-Pandemie zurückzuführen. Es wird nun darauf ankommen die strukturellen Probleme in den Griff zu bekommen." Als einen  ersten Schritt plädiert Bauseneick dafür, ausreichend Lehrkräfte in die Schulen zu bekommen. Dies setze aber voraus, dass der Quereinstieg und die Anerkennung von ausländischen Abschlüssen erleichtert und Bürokratie abgebaut werde.

Als einen weiteren Schritt fordert die CDU-Politikerin, die Basiskompetenzen möglichst frühzeitig zu stärken und die Sprachförderung auszubauen. "Bildung beginnt ab Tag eins und nicht erst mit der Einschulung", sagt Bauseneick. Aktuell würden in Niedersachsen aber die falschen Prioritäten gesetzt: "Die grüne Kultusministerin beschäftigt sich mit ideologischen Projekten wie sogenannten pädagogischen Freiräumen, der Abschaffung von Noten und der Ausbildung von Einheitslehrern, statt den drängenden aktuellen Problemen entgegenzutreten." 

Um die Unterrichtsversorgung in Niedersachsen sicherzustellen, hatte die CDU als Oppositionspartei im Landtag von Hannover im April einen Entschließungsantrag mit konkreten Vorschlägen in den Landtagt eingebracht, fand dafür aber keine Mehrheit. "Dies wurde im September abgelehnt – ohne dass Rot-Grün eigene Vorschläge vorgelegt hat". Das Fazit von Bauseneick: "Das Aufholen im internationalen Vergleich rückt damit weiter in die Ferne für unsere Kinder."

◼︎ Pascal Mennen (Grüne)

Pascal Mennen. Foto: GrüneVon Pascal Mennen, der seit 2022 im Landtag von Hannover sitzt und den Vorsitz im Kultusausschuss innehat, gab es keine Antwort. Er sah sich nicht in der Lage, auf die LGheute-Anfrage zu antworten.