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"Wir bauen Bildungsbrücken"

VHS Lüneburg wird Regionales Grundbildungszentrum zur Verbesserung der Lese- und Schreibfähigkeit Erwachsener

Hannover, 12.09.2012 - An der Volkshochschule Lüneburg soll ein Regionales Grundbildungszentrum zur Verbesserung der Lese- und Schreibfähigkeit von Erwachsenen eingerichtet werden, teilt das Ministerium für Wissenschaft und Kultur in Hannover heute mit. Damit sollen zu den bereits bestehenden Kursangeboten der Erwachsenenbildung weitere Bildungsangebote für Menschen mit Defiziten beim Lesen und Schreiben entwickelt werden.

Lüneburg ist Teil eines Verbundprojekts, das im Zusammenwirken der Agentur für Erwachsenen- und Weiterbildung und des Landesverbandes der Volkshochschulen Niedersachsens e.V. die Einrichtung von regionalen Grundbildungszentren an den Volkshochschulen Braunschweig, Hannover, Oldenburg und Osnabrück vorsieht. Das Land Niedersachsen unterstützt dieses Vorhaben und stellt dafür einen Anfangsbetrag in Höhe von 125.000 Euro zur Verfügung.

Nach Auffassung von Astrid Vockert, Vorsitzende des Landesverbandes der Volkshochschulen Niedersachsens, sind die Regionalen Grundbildungszentren ein Zukunftsmodell in der niedersächsischen Erwachsenenbildung. "Ich bin überzeugt, dass die neuen Angebote viel besser von Menschen mit mangelnder Lese- und Schreibfähigkeit wahrgenommen werden. Wir bauen Bildungsbrücken, die vielen Menschen einen Aufstieg ermöglichen." In Deutschland gelten 7,5 Millionen Menschen als funktionale Analphabeten.

"Mit den Regionalen Grundbildungszentren wollen wir den Betroffenen nicht nur ein Mindestmaß an Lese- und Schreibfertigkeiten vermitteln, sondern ihnen durch geeignete Angebotsformen eine berufliche, soziale und gesellschaftliche Teilhabe ermöglichen", teilte Niedersachsens Wissenschaftsministerin Johanna Wanka mit. Sie sieht dieses Projekt auch als wichtigen Beitrag des Landes Niedersachsen für die Nationale Strategie für Alphabetisierung und Grundbildung Erwachsener in Deutschland.

Die Agentur für Erwachsenen- und Weiterbildung und der Landesverband der Volkshochschulen Niedersachsens e.V. unterstützen und begleiten das Landesvorhaben inhaltlich. Sie entwickeln Handlungsempfehlungen und themenbezogene Fortbildungsangebote für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die vor Ort die Bildungsangebote vermitteln.

Die neuen Grundbildungszentren entwickeln im Verbundprojekt aufsuchende Weiterbildungsangebote, da die Betroffenen aufgrund ihrer eingeschränkten Lesefähigkeit erfahrungsgemäß selten durch herkömmliche Werbung (Programmhefte, Flyer, Internet) zu erreichen sind. Multiplikatoren sollen so geschult und sensibilisiert werden, dass sie die betroffenen Menschen gezielt ansprechen und mit den Bildungsangeboten verknüpfen können. Themen wie das Erkennen von Grundbildungsdefiziten, die Motivation der Zielgruppe, ihre angemessene Ansprache und die Vermittlung passender Bildungsangebote sollen in Schulungen den Multiplikatoren vermittelt werden.

Zudem wird das Engagement der Betroffenen selbst eine größere Rolle spielen. Am Beispiel der ABC-Selbsthilfegruppen in Oldenburg oder des LernCafés in Lüneburg hat sich gezeigt, wie wichtig die Vernetzung und Selbstorganisation der Lernenden als Betroffene ist, um anderen Mut zu machen, ihnen den schweren Schritt aus der Passivität heraus zu erleichtern und zur Teilnahme an einem Kurs zu motivieren.

57 Prozent der funktionalen Analphabeten sind erwerbstätig. Besonders hoch ist die Anzahl der Betroffenen unter den Personen, die einfachen Hilfstätigkeiten nachgehen, geringe berufliche Aufstiegschancen haben und deren Arbeitsplätze als unsicher gelten. Deshalb sollen die regionalen Grundbildungszentren gezielt arbeitsplatzbezogene und arbeitsmarktorientierte Grundbildungsangebote entwickeln und dabei mit den Arbeitgeber- und Arbeitnehmervertretungen zusammenarbeiten. Ebenfalls sollen in Kooperation mit den lokalen Jobcentern arbeitsplatzorientierte Grundbildung und betriebliche Weiterbildung abgestimmt werden.