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Ein Lastenfahrrad für die Aktenberge?

Statt auf Online-Dienste setzt die Kreisverwaltung lieber aufs Fahrrad

Die Kreisverwaltung kommt nicht ohne Lastenfahrrad aus. Foto: Landkreis LüneburgLüneburg, 23.03.2023 - Die Digitalisierung beim Landkreis Lüneburg kommt offenbar langsamer voran als geplant. Darauf deutet eine Neuanschaffung im Kreishaus hin. Dort wurde jetzt ein Lastenfahrrad in Dienst gestellt, mit dem auch kiloschwere Pakete befördert werden sollen. Beim Blick auf das Online-Angebot des Landkreises macht die Anschaffung durchaus Sinn.

Gibt man auf der Internetseite des Landkreises den Suchbegriff Digitalisierung ein, werden drei Ergebnisse präsentiert: das Projekt "Digitalis" für das Gesundheitsamt, dann der "Bürger- und Unternehmensservice" und das Projekt "White Paper".

Doch wer glaubt, dass es sich dabei um bereits anwendbare Online-Dienste handelt, sieht sich getäuscht. "Um alle Abläufe noch besser und bürgerfreundlicher bewältigen zu können, setzt der Landkreis künftig auf digitale Lösungen", heißt es wörtlich bei der Beschreibung für das "Digitalis"-Projekt. Mit anderen Worten: Noch gibt's da nichts. Und das wird wohl auch noch eine Weile so bleiben, denn Personal, das für die Realisierung gebraucht wird, gibt es noch nicht.

Projekt Zwei. Als "Bürger- und Unternehmensservice - Digitales Portal mit konkreten Ansprechpersonen" wird es auf der Internetseite es Landkreises angepriesen. Doch entsprechende Links zu Webseiten, auf denen der meist lästige Behördengang online zu erledigen wäre, sucht man vergebens. Dafür findet sich der Hinweis, dass das Portal "aktuell in Kürze gemeinsam mit allen Städten und Gemeinden des Landkreises Lüneburg eingeführt wird". Was unter "aktuell in Kürze" zu verstehen ist, weiß, wer häufiger mit Behörden zu tun hat.

Gibt es noch Projekt Drei: "White Paper - für eine bürgerfreundliche Verwaltung". In der Beschreibung dazu heißt es: "Verwaltung soll bürgerfreundlicher, deutlich schneller und effizienter werden." Wer aufmerksames Lesen gewohnt ist, dem wird sofort das verräterische Modalverb "soll" auffallen, das sich in der Politik besonderer Beliebtheit erfreut, denn es steht für Ankündigung, nicht aber für Erledigung. Wie weit der Landkreis von der Erledigung bei diesem Vorhaben noch entfernt ist, zeigt der Nachsatz: "Rund um die digitalisierenden Verwaltungsleistungen ist der Landkreis Lüneburg bundesweit eine von drei Kommunen, die ihre Erfahrungen in einem White Paper vorstellen dürfen." Von einer bürgerfreundlichen Verwaltung ist man also noch Lichtjahre entfernt.

◼︎ Statt Internet: Über einhundert Abstellplätze für Fahrräder

Dass auch die verwaltungsinternen Abläufe nicht online, sondern vorerst weiter zwischen handfesten Aktendeckeln angesiedelt sein werden, darauf hat sich die Kreisverwaltung nun offenbar mit der Anschaffung des Lastenfahrrads eingestellt. "Mit dem neuen Lastenrad können die Kolleginnen und Kollegen problemlos auch schwere Sachen wie Pakete umweltfreundlich transportieren", erklärt Tobias Winkelmann von der Kreisverwaltung. 

Wie weit die Kreisverwaltung in Sachen Fahrrad schon ist, wird ebenfalls stolz verkündet: So wurden seit 2019 mehr als einhundert Abstellplätze für Fahrräder an den Gebäuden der Kreisverwaltung gebaut. Rund 210.000 Euro hat die Nationale Klimaschutzinitiative hierzu beigetragen, weitere 129.000 Euro wurden vom Landkreis selbst investiert.

Nur: Diese Kosten hätte man sich sparen können, wenn die Kreisverwaltung schon da wäre, wo sie für ihre Bürger längst sein sollte: online.