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"Koste es, was es wolle?"

Kostenexplosion bei Neugestaltung der IGS Embsen – "Basis"-Politiker verwundert über fehlende Zahlen

So soll der Erweiterungsbau für die IGS Embsen aussehen. Grafik: Architektin Nadine LorenzLüneburg, 20.06.2023 - Noch ist die kostenträchtige LKH-Arena nicht bis ins Letzte abgerechnet, da kündigt sich beim Landkreis schon das nächste Finanzierungs-Loch an: Die Neugestaltung der IGS Embsen. Nach jüngster Schätzung soll sie 37 Millionen Euro kosten, knapp 12 Millionen Euro mehr als zuletzt veranschlagt. Im Schulausschuss sorgte die "Basis"-Partei für unbequeme Nachfragen – und stieß auf peinliches Nichtwissen.

"Bei einem so großen Projekt und erst recht bei solchen Kostensteigerungen möchte man doch wissen, wie diese zustande kommen", sagt Dietrich Bilgenroth. Der Kreistagsabgeordnete, der für die Partei "dieBasis" im Schulausschuss sitzt, wo das Bauprojekt in gemeinsamer Sitzung mit dem Hochbauausschuss kürzlich vorgestellt wurde, hakte also nach und bat die Mitglieder des Hochbauausschusses um Informationen zu den Kostenkennwerten des Projekts. 

◼︎ Wo sind die Kostenkennwerte?

"Kostenkennwerte sind im Baubereich üblich, um überschlägig Baukosten abzuschätzen. Zumindest im Neubaubereich funktioniert das auch relativ gut", sagt Bilgenroth. Als studierter Bauingenieur und Leiter der Vergabestelle bei der Handwerkskammer Braunschweig-Lüneburg-Stade weiß er, worauf es bei der Kostenbetrachtung ankommt.

Geplant ist nach dem Brand vor drei Jahren der Neubau einer Zweifeld-Schulsporthalle mit Fachunterrichtsräumen, eine Erweiterung im Bestand sowie ein neues Schulhofkonzept. In der gemeinsamen Sitzung berieten die Ausschussmitglieder vor Ort über die weitere Raumgestaltung und ließen sich mögliche Einsparpotenziale aufzeigen. Die Architektin und die Kreisverwaltung stellten die aktuellen Pläne für den Neu- und Umbau vor und erläuterten die schulischen und baulichen Aspekte. 

◼︎ Auch Kreisverwaltung und Architektin mussten passen

"Ich wollte also wissen, was kostet der geplante Neubau pro Quadratmeter Nutzfläche, der Kubikmeter umbauter Raum oder der Quadratmeter Bruttogeschossfläche", berichtet Bilgenroth, "das macht ja jeder private Bauherr so und vergleicht die Quadratmeterpreise der Wohnfläche der eingeholten Angebote für seinen Hausbau."

Bei den Mitgliedern des Hochbauausschusses aber stieß er damit ins Leere: "Keiner konnte mir dazu Auskunft geben, nicht einmal der Leiter des Gebäudemanagementes des Landkreises und auch nicht die externe Architektin, die die Kostensteigerungen vortrug." Was ihn ebenfalls überraschte, war das Verhalten des SPD-Abgeordneten und Mitglied des Hochbauausschusses Franz-Josef Kamp. Noch vor der Einlassung von Bilgenroth habe er für die SPD versichert, sie stimme der Erhöhung voll und ganz zu und möchte auch nichts an Bauvolumen oder Ausstattung reduzieren. "Wie kann man das machen, wenn man die Kennwerte nicht kennt?", fragt sich Bilgenroth.

◼︎ Fast alle Teilnehmer für Fortsetzung 

Die meisten Teilnehmer der gemeinsamen Sitzung hatten damit offenbar kein Problem, bei drei Enthaltungen, eine davon vom "Basis"-Politiker Bilgenroth, stimmten alle übrigen für die weitere Umsetzung des Raumkonzepts. Zwar ist auch Bilgenroth bewusst, dass die Baukosten in den letzten Jahren massiv gestiegen sind, "dennoch sind natürlich Vergleiche sinnvoll. Man kann doch nicht einfach sagen, das ist jetzt der Preis und den müssen wir hinnehmen, wenn wir das Raumprogramm umgesetzt haben möchten. Koste es, was es wolle?"

In den Fraktionen soll nun darüber diskutiert werden, welche Einsparungen möglich sind. Im Kreisausschuss am 26. Juni soll das Thema erneut beraten und weitere Schritte entschieden werden. Dann dürften wohl auch die Kostenkennwerte vorliegen. Die Kreisverwaltung sicherte zu, diese nachträglich zur Ausschusssitzung dem Protokoll beizufügen.