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Kommt er oder kommt er nicht

Die katastrophale Bus-Situation im Landkreis wird so schnell nicht besser – Leidtragende sind die Kunden  

Die Haltestelle erweist sich oft als harte Geduldsprobe. Foto: LGheuteLüneburg, 18.01.2024 - Wer in Stadt und Landkreis Lüneburg den Bus nutzen will, hat sich inzwischen daran gewöhnt, dass ein Blick auf den Fahrplan sinnlos ist. Nicht nur, weil viele sich längst daran gewöhnt haben, fünf oder zehn Minuten länger als angegeben auf den Bus warten zu müssen, sondern weil einige Routen teilweise bereits komplett ausfallen. Der Ärger bei den ÖPNV-Nutzern darüber ist groß, auch im Kreishaus. Doch der Landkreis als Träger und Auftraggeber steht der Situation hilflos gegenüber, wie ein Anfrage von LGheute ergab. Den Schaden aber haben die Kunden.

Seit Monaten hat das vom Landkreis Lüneburg mit dem Busverkehr beauftragte Unternehmen KVG große Schwierigkeiten, die Buslinien zuverlässig zu bedienen. Ein Notfahrplan ab Sommer 2023 sollte Abhilfe schaffen, damit wenigstens die wichtigsten Linien – vor allem der Schulbusverkehr – wieder reibungslos funktionieren. Die KVG sollte dadurch Zeit bekommen, um Fahrpersonal zu gewinnen und betriebliche Abläufe zu verbessern. Doch der Plan ist nicht aufgegangen: Auch im Notfahrplan fielen im noch größeren Umfang Linien aus, insgesamt mehr als 1.000 Fahrten im vierten Quartal 2023.

Und daran wird sich wohl auch in absehbarer Zeit nicht viel ändern. Grund sind die anhaltenden Personalprobleme bei der KVG, die auf fehlende Busfahrer und hohe Krankenstände in ihrem Unternehmen verweist. Und weil sich daran wohl auch so schnell nichts ändern werde, kündigte die KVG mit dem Fahrplanwechsel im Dezember auch schon mal die Fortsetzung des Notfahrplans für die neue Periode an. 

◼︎ Krisengipfel in Hannover

Im Kreishaus kam das nicht gut. "Damit sind wir als Auftraggeber nicht einverstanden", erklärt Kreisrat Rainer Müller, der seit September 2023 den Bereich Mobilität beim Landkreis verantwortet. "Unser Ziel ist ein zuverlässiger und guter Busverkehr, der für die Menschen in der Stadt und auf dem Land eine Alternative zum Auto bietet."

Dem Notfahrplan ab Dezember 2023 stimmte der Landkreis daher nicht zu, stattdessen wurde die KVG zum Konfliktgespräch bei der Landesnahverkehrsgesellschaft Niedersachsen, der zuständigen Aufsichtsbehörde, in Hannover gebeten. Als Aufsichtsbehörde ist die dafür verantwortlich, dass der ÖPNV in Niedersachsen ordnungsgemäß läuft. Und sie dringt ebenfalls darauf, dass der Fahrplan eingehalten wird.

Dort aber waren von der KVG nur die bereits bekannten Beschwichtigungen zu hören. "Wir arbeiten bereits mit Hochdruck an einer nachhaltigen Verbesserung der Situation", sagt Michael Fastert, Geschäftsführer der KVG, und lieferte damit Altbekanntes. 

◼︎ Landkreis hofft auf Minimalforderungen

Der Landkreis jedenfalls scheint sich schon mal darauf einzustellen, dass er mehr als den Notfahrplan nicht erwarten kann. Denn die KVG soll bis Ende dieser Woche erklären, in welchem Umfang sie zumindest diesen garantieren kann. Der Schulbus-Verkehr und die Regionallinien übers Land hätten dabei oberste Priorität, "das ist unsere Minimal-Forderung", so Lüneburgs Kreisrat Rainer Müller. Bis Ostern müsse mindestens der Notfahrplan eingehalten werden. Und mit dem neuen Fahrplan im Sommer soll wieder ein Normalbetrieb möglich sein.

◼︎ KVG muss Repressalien nicht fürchten

Ob dies gelingen wird, scheint mehr als fraglich, schließlich ist nicht zu erwarten, dass sich an der Personalsituation schon bald allzuviel ändern wird. Die KVG jedenfalls kann dem gelassen entgegensehen. Denn über wirksame Hebel, Druck auf das Unternehmen auszuüben, verfügt der Landkreis offenbar nicht, wie eine Anfrage von LGheute bei der Kreisverwaltung ergab. Danach sind Sanktionen wegen nicht erbrachter Leistungen seitens der KVG vertraglich nicht vorgesehen – was insofern überrascht, da der Landkreis Auftraggeber der Dienstleistung ist. 

Stattdessen heißt es, "mit der LNVG hat der Landkreis die Aufsichtsbehörde hinzugezogen, um die weiteren Schritte in die Wege zu leiten". Das Problem: die LNVG hat sich schon bei den gleichgelagerten Problemen beim Bahnunternehmen Metronom als zahnloser Tiger erwiesen. (LGheute berichtete). 

◼︎ Keine Kostenerstattung für Kunden

Für die KVG-Kunden bedeutet das nichts Gutes. Sie müssen wohl auch in den kommenden Monaten mit einem nicht funktionierenden ÖPNV im Landkreis leben. Doch nicht nur das. Auch auf den Kosten für die nicht erbrachten Leistungen bleiben sie sitzen, wie Kreis-Pressesprecherin Katrin Holzmann auf Nachfrage erklärt: "Eine Kostenerstattung für Zeitkarten-Inhaberinnen und -Inhaber ist leider nicht möglich." An einem aber halte man weiter fest: "Ziel ist ein verlässlicher und guter ÖPNV für die Menschen in der Region."