header

"Es ist hier kaum noch auszuhalten"

B216-Anrainer klagen über zunehmenden Transitverkehr

Göhrde, 10.08.2012 - Der donnernde Schwerlastverkehr an der B216 war Anlass eines Vor-Ort-Gesprächs mit der grünen Landtagsabgeordneten Miriam Staudte in Göhrde im Landkreis Lüchow-Dannenberg. Sie kam auf Einladung von Sonja Thun, Betreiberin einen Cafés in Göhrde und Initiatorin der "Bürgerinitiative gegen Schwerlastverkehr an der B216", und des stellvertretenden Landesvorsitzenden des Verkehrsclubs Deutschland (VCD), Hans-Christian Friedrichs.

Auch aus Barendorf und Oldendorf waren Mitstreiterinnen und Mitstreiter nach Göhrde gekommen. Sonja Thun schildert die Situation: "Es ist hier inzwischen kaum mehr auszuhalten, meine Feriengäste können nicht ruhig schlafen, der Lärm des Schwerlastverkehrs ist eine enorme Belastung." Auch Heike Genzel aus Oldendorf, die vier Meter von der Bundesstraße entfernt wohnt, schildert, dass sich schon etliche Unfälle ereignet haben: "Ich weiß nicht, wie oft ich den Zaun schon reparieren musste." 

Hans-Christian Friedrichs, der sich für den Ausbau von Schiene und ÖPNV einsetzt, bestätigt: "Die offiziellen Zahlen der Bundesanstalt für Straßenwesen belegen, dass der Transit-Schwerlastverkehr auf der B216 von 2005 bis 2010 um bis zu 70 Prozent zugenommen hat. Hier ist dringender Handlungsbedarf gegeben."

Die Zunahme an Maut-Flüchtlingen habe vielfältige Gründe, so Friedrichs. Unter anderem seien es die Dumping-Löhne in der osteuropäischen Speditionsbranche, die den zeitlichen Mehraufwand durch Wendland und Landkreis Lüneburg in Kauf nehme, um die Autobahn-Maut zu sparen.

Mit ihrer Kritik an der aktuellen Verkehrssituation stießen die Anwesenden bei der Landtagsabgeordneten Staudte auf offene Ohren: "Es wird nicht ernsthaft versucht, den wachsenden Güterverkehr auf die Schiene zu verlegen. Vor Ort müssen diese Fehler dann von Anwohnern und Berufspendlern ausgebadet werden."

Es sei auch ein Versäumnis von Schwarz-Gelb, dass offensichtliche Ausweichstrecken über Bundesstraßen nicht in die Mautpflicht aufgenommen worden sind, so Staudte. Sie kündigte an, dass bei einer grünen Regierungsbeteiligung im Land die Einrichtung von Durchfahrtsverboten für Transit-LKW-Verkehr erleichtert werde. Bislang müssen sich die Anrainer-Landkreise hierfür untereinander verständigen.

Die zunehmende Nutzung der B216 durch Fernlastverkehr zur Vermeidung der Mautgebühr beschäftigt bereits die betroffenen Landkreise Lüneburg und Lüchow-Dannenberg. Schon im Mai dieses Jahres hatte sich Landrat Manfred Nahrstedt für eine probeweise Sperrung der B216 für den Fernlastverkehr eingesetzt. (LGheute berichtete), bislang aber ohne Ergebnisse.

Ein Durchfahrtsverbot befürwortet auch Karl-Otto Porip, grüner Ratsherr aus Göhrde und verkehrspolitischer Sprecher der Lüchow-Dannenberger Grünen: "Der regionale LKW-Verkehr soll davon nicht betroffen sein, aber vom Transit-LKW-Verkehr haben wir nur Nach- und keine Vorteile. Auch Kreisstraßen werden uns kaputt gefahren. Das kann sich der klamme Landkreis nicht mehr leisten."

Staudte und Porip kündigen an, diese Themen in den Kreisen Lüneburg und Lüchow-Dannenberg aufzugreifen. Staudte: "Es besteht sogar die Gefahr, dass der Transitverkehr durch die Elbbrücke bei Neu Darchau zwischen Dahlenburg und Lüneburg noch zunimmt. Pendler aus Lüchow-Dannenberg  werden dann noch länger zur Arbeit brauchen. Wir brauchen endlich eine Kehrtwende in der Verkehrspolitik."