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Stolperfalle Bimmelbahn

Verwaltung und Grüne gehen auf Distanz zu Wegebahn-Plänen - Kritik an Marketing-Gesellschaft

Lüneburg, 31.08.2013 - Die von vielen Lüneburgern geäußerte Kritik an den Bimmelbahn-Plänen des Pferdekutschen-Betreibers Andreas Gensch zeigt offenbar Wirkung. Nachdem sich in der vergangenen Woche überraschend auch die Lüneburger Grünen kritisch über das Vorhaben geäußert hatten, scheint jetzt auch die Stadtverwaltung von ihrer bisherigen Position abrücken zu wollen. Bislang hatte sie keine Möglichkeit gesehen, das Wegebahn-Projekt stoppen zu können. In einer öffentlichen Stellungnahme gab sie nun bekannt, die Bimmelbahn-Pläne doch noch genauer unter die Lupe nehmen zu wollen.

In ihrer Stellungnahme betonte die Stadt wie schon zuvor, dass allein die Landesnahverkehrsgesellschaft (LNVG) die Genehmigung zum Betrieb einer Wege-Solarbahn erteile. Dies hatte sie auch in einer eigens zu diesem Thema einberufenen Bürgerversammlung am 20. August im Lüneburger Glockenhaus erklärt und dort deutliche Ablehnung der zahlreich erschienenen Bimmelbahn-Kritiker erfahren.

Inzwischen nun sieht die Stadt offenbar doch Möglichkeiten, sich das von Vielen geschmähte Gefährt wieder vom Hals zu schaffen. "Wir werden vom Anhörungsrecht gegenüber der LNVG Gebrauch machen und den in unserer eigenen Zuständigkeit liegenden Antrag sorgfältig prüfen. Bevor wir eine Stellungnahme abgeben und die in unserer Zuständigkeit liegende Entscheidung treffen, werden wir intensiv Verbände und Vereine beteiligen und die Politik einbinden", erklärte Lüneburgs Verkehrsdezernet Markus Moßmann am Dienstag vergangener Woche im nicht öffentlich tagenden Verwaltungsausschuss. Dort hatte Moßmann das weitere Vorgehen im Verfahren zu einer Genehmigung der Wegebahn vorgestellt und nach Auskunft der Stadt dafür "die einhellige Zustimmung des Ausschusses" erhalten.

Entscheidungsspielraum sieht die Stadt jetzt auch bei den von Bimmelbahn-Planer Gensch ins Auge gefassten Ausflugsfahrten und beim Transport von Gästen von Ort zu Ort. "Hierfür benötigt er eine gesonderte Genehmigung für den sogenannten Gelegenheitsverkehr. Für diese Genehmigung ist die Hansestadt Lüneburg zuständig", sagte Moßmann.

Auch der Erteilung der erforderlichen Ausnahmegenehmigung, die für das Befahren der Fußgängerzonen und der verkehrsberuhigten Bereiche erteilt werden muss, steht die Stadt jetzt kritisch gegenüber. "Wir haben schon jetzt an Samstagen erhebliche Verkehrsprobleme wegen des hohen Verkehrsaufkommens zum Beispiel in den Bereichen An den Brodbänken und Am Ochsenmarkt. Ob dort zukünftig eine Wegebahn fahren kann, während die Stadtbusse schon umgeleitet werden, ist zumindest in Frage zu stellen. Gleiches gilt für die engen Gassen der westlichen Altstadt, des Innenstadtkerns und des Stints. Neben den Verkehrsaspekten werden insbesondere auch stadtbildpflegerische und kulturelle Gesichtspunkte in unsere Stellungnahme einfließen", so der Verkehrsdezernent.

 Heftige Kritik der Grünen an Bimmelbahn und Marketing-Gesellschaft

Ganz so einhellig, wie es noch im Veraltungsausschuss schien, ist die Zustimmung der Lüneburger Politik zu dem Projekt indes nicht. Bereits zwei Tage nach der Sitzung des Verwaltungsausschusss hagelte es heftige Kritik aus der Stadtratsfraktion der Grünen an den viel gescholtenen Bimmelbahn-Plänen. Gegenüber der "Landeszeitung" erklärte Ratsmitglied Ulrich Löb, er sehe in der Wegebahn einen Fremdkörper und eine Konkurrenz zu den freiberuflichen Fremdenführern der Stadt.

Löb fordert in dem Beitrag aber nicht nur den sofortigen Stopp des Genehmigungsverfahrens, auch mit der Marketing-Gesellschaft geht Ratsherr Löb hart ins Gericht. Ihrem Geschäftsführer Stefan Pruschwitz wirft er vor, zu sehr auf hohe Besucherzahlen und zu wenig auf Qualität zu achten. "Da sollte personell auf den Busch geklopft werden", zitiert die Zeitung den Grünen-Politiker.

Dass allerdings die Grünen, die mit Sitz und Stimme im Verwaltungsausschuss vertreten sind und ihre Bedenken dort hätten vorbringen können, sich plötzlich so vehement gegen das Projekt stellen, überrascht dann doch. Schließlich ist Ratsherr Löb Vorsitzender des Verkehrsausschusses und in dieser Eigenschaft über die Bimmelbahn-Pläne vermutlich schon länger im Bilde.