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Muss A39-Planung überdacht werden?

Bund legt Verkehrsprognose 2030 vor - Wirtschaft hält an A39 fest - Kritiker: Grundlage für Planung entfallen

Lüneburg, 14.06.2014 - Die aktuelle "Verkehrsverflechtungsprognose 2030" des Bundesverkehrsministeriums stößt auf ein unterschiedliches Echo. Während die Industrie- und Handelskammer (IHK) Lüneburg-Wolfsburg sich durch die neuen Zahlen aus Berlin in ihrer Forderung nach einem Lückenschluss für die A39 bestätigt sieht, kommen die A39-Gegner zu einer entgegengesetzten Bewertung. Ihrer Auffassung nach ist mit den jetzt vorgelegten Berechnungen die Grundlage für den Nutzen der Autobahn entzogen, sie fordern den sofortigen Stopp der Autobahn-Planung.

Der Ausbau zwischen Lüneburg und Wolfsburg sei dringend notwendig, um die wachsenden Hafenhinterlandverkehre aufnehmen und die Engpässe im Bereich der A1, der A7 und der A2 wirksam entlasten zu können, behauptet die IHK. Dabei stützen sie sich auf kürzlich von Verkehrsminister Alexander Dobrindt vorgestellte Zahlen: Danach werde bis 2030 der Personenverkehr um 13 Prozent und der Güterverkehr um 38 Prozent zunehmen. Der Seehafenhinterland-Verkehr werde sich zudem voraussichtlich sogar mit einem Plus von 53 Prozent entwickeln. "Diese Zahlen zeigen, wie dringlich der A39-Ausbau ist“, sagt IHK-Hauptgeschäftsführer Michael Zeinert. "Der Lückenschluss zwischen Lüneburg und Wolfsburg schafft eine wettbewerbsfähige Infrastruktur für unsere Region und entlastet die angespannte verkehrliche Gesamtsituation.“

Laut der Verkehrsprognose werden die Transportleistungen im Güterverkehr auf der Straße um 38,9 Prozent, auf der Schiene um 42,9 Prozent und beim Binnenschiff um 22,8 Prozent wachsen. Aus Sicht der IHK Lüneburg-Wolfsburg sind die Infrastrukturen im IHK-Bezirk bei keinem Verkehrsträger darauf ausgelegt, diese Steigerungen zu bewältigen. 

A39-Gegner: "Zahlen für A39-Planung sind überholt"

Anders die A39-Gegner: Ihrer Auffassung nach belege die Prognose, dass der Verkehr in Deutschland nicht in dem Maße zunehmen werde, wie noch bei der Planung der A39 zwischen Lüneburg und Wolfsburg unterstellt. "Der Planung der A39 liegt die Verkehrsprognose von 2005 zugrunde", argumentiert der Dachverband der A39-Gegner "Keine A39". "Sie ging von einem Wachstum des Straßengüterverkehrs in Deutschland bis 2025 um 80 Prozent aus, also von einem jährlichen Zuwachs um 4 Prozent. Bereits 2010 hätte demnach die Güterverkehrsleistung bei über 470 Milliarden Tonnenkilometern liegen müssen. Tatsächlich erreichte sie lediglich 437,5 Milliarden", führt Wolfgang Schneider vom Dachverband an.

Die Schere öffne sich aber noch weiter, behaupten die Autobahn-Kritiker. Denn die neue Prognose, die jetzt den Zeitraum 2010 bis 2030 umfasst, unterstelle nur noch eine jährliche Zunahme von knapp 2 Prozent. Entsprechend den aktualisierten Zahlen werde die Leistung des Straßengüterverkehrs im Jahr 2025 bei 564,5 Milliarden Tonnenkilometern liegen und nicht bei den zuvor angenommenen 704,3 Milliarden. "Das ist eine Differenz von knapp 20 Prozent", so Schneider.

Auch für den motorisierten Individualverkehr sieht der Dachverband keine Notwendigkeit mehr, an der A39 festzuhalten. Während die Planung der A39 sich auf eine Prognose stütze, die in Deutschland für das Jahr 2025 den motorisierten Individualverkehr mit 1.030 Milliarden Personenkilometern veranschlagt habe, gehe die Bundesregierung für 2025 nur noch von 969 Milliarden aus.

"Daraus folgt, dass die Planung der A39, so wie sie bisher vorangetrieben wurde, auf überholten Annahmen beruht. Es geht dabei nicht um Peanuts, sondern um ein Projekt, das die Steuerzahler weit über eine Milliarde Euro kosten wird. Der Bürger hat Anspruch auf eine seriöse Planung. Der Nutzen einer geplanten Autobahn sinkt, wenn das Verkehrsaufkommen geringer ausfällt als angenommen. Das bereits katastrophal niedrige Nutzen-Kosten-Verhältnis von 1,9 wird sich weiter verschlechtern", ist der Dachverband "Keine A39" überzeugt. Er fordert daher den sofortigen Stopp der Autobahn-Planung.