header

Rathausglocken bleiben vorerst stumm

Stuhl und Technik des Glockenspiels werden auf Vordermann gebracht

Peter Lackmann (r.) und Richard Madla montieren die Anschlagtechnik des Lüneburger Glockenspiels ab. Foto: Stadt LüneburgLüneburg, 17.12.2015 - Wenn der Winter in Lüneburg einzieht, müssen die Glocken im Turm des Rathauses schweigen. Frost könnte den 41 Porzellanglocken Schaden zufügen. In diesem Winter aber hat die Stadt das Glockenspiel nicht nur abgeschaltet, die Glocken sind ganz und gar vom Glockenstuhl verschwunden. Der Grund: Die Anschlagtechnik und -hämmer bedürfen einer Überholung, teilweise sogar einer Erneuerung. Und auch der Glockenstuhl, an dem die Glocken befestigt sind, muss ausgetauscht werden. Der soll im kommenden Frühjahr eingebaut werden, danach kehren dann auch die Glocken samt Technik zurück. Rund 40.000 Euro hat die Stadt für die Erneuerung veranschlagt.

Mitte Dezember ließ die Stadt eine Fachfirma kommen, die Technik und Klöppel zur Überholung mitnahm. Sie kennt das Lüneburger Glockenspiel genauestens, denn die Firma wartet nicht nur das Lüneburger Porzellan, sie ist auch die Herstellerfirma des Spiels von 1956.

Antje Petersen, seit kurzem für die Instandhaltung und Sanierung des Rathauses zuständig, weiß, warum die Maßnahmen nötig sind: "Die Klöppel, mit denen die Glocken angeschlagen werden, haben Lederüberzüge, die porös geworden oder durchgeschlagen sind. Da mussten wir handeln." Und auch an der Technik hat der Zahn der Zeit genagt. "Die Witterung macht der Anschlagtechnik zu schaffen. Zum Teil hat sich Rost gebildet oder die Teile sind einfach verschlissen."

Eine Weile schon haben die Fachleute auch den Glockenstuhl genau beobachtet. In der Holzkonstruktion, die die Glocken trägt, haben sich Risse gebildet, und auch die Befestigung des Stuhls am Glockenturm selbst ist in Mitleidenschaft gezogen. "Das Holz hat sich zum Teil schon so sehr verzogen, dass die Glocken stark verstimmt waren, weil sich der Anschlag verändert hat", weiß Petersen. "Auch die Härte des Anschlags ist durch die Verzerrung des Holzes nur noch schwer zu steuern, was auf Dauer zu Schäden an den Glocken führen kann."

Das Glockenspiel samt seinem Glockenstuhl stammt aus dem Jahre 1956, dem Jahr, als Lüneburg 1000-jähriges Jubiläum feierte. Zahlreiche Lüneburger Einrichtungen beteiligten sich damals an der Errichtung des Spiels, das je nach Jahreszeit ganz unterschiedliche Melodien spielt. So ist in der Frühlingswalze etwa das Lied "An die Natur" enthalten, in der Sommerwalze "Heureigen" oder in der Herbstwalze das "Erntelied". Eine so umfangreiche Maßnahme hat es im Glockenturm bisher noch nicht gegeben. Zwar wurden die Glocken und ihre Technik in den 80er-Jahren schon einmal überholt. Der Stuhl wurde seitdem aber noch nicht saniert.