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Nadelwehre vor ungewisser Zukunft

Denkmalkommission nimmt Schleuse Bardowick in Augenschein

Nadelwehre wie dieses in Wittorf sind denkmalgeschützte, aber gefährdete technische Bauwerke. Foto: LGheuteLüneburg, 21.03.2016 - Über drei denkmalgeschützte Nadelwehre – in Bardowick, Wittorf und Fahrenholz - kann sich die Ilmenau freuen. Alle drei haben geschichtliche Bedeutung, einen hohen Zeugniswert für die Wirtschafts- und Technikgeschichte und sind sehr selten. Weitere Nadelwehre gibt es nur noch in Brandenburg und das Wehr in Hannoversch-Münden erhalten. Die Bedeutung der Wehre ist entsprechend hoch, auch besteht ein außerordentliches öffentliches Interesse an ihrer Erhaltung. Nun hat sich die niedersächsische Denkmalkommission das Nadelwehr an der Ilmenau in Bardowick angeschaut. Dabei wurde auch die Schleuse mit in Augenschein genommen.

Nadelwehr, Schleuse und Schleusenwärter-Haus werden vom Denkmalschutz zusammen als bauliche Einheit betrachtet.

Landrat Manfred Nahrstedt hatte als Mitglied der Denkmalkommission eine Ortsbesichtigung in Bardowick vorgeschlagen, da die Nadelwehre zu den ältesten Wehrtypen gehören.

Nadelwehre bestehen aus einer Vielzahl hölzerner Nadeln (konvexe Kanthölzer), die sich gegen einen Anschlag auf den Wehrboden und oben gegen die sogenannten Nadelwehre an eiserne, diagonal verstrebte Böcke lehnen. Durch die Vielzahl der Nadeln ist eine besonders feine Regulierung des Fließgewässers möglich. Der Denkmalkommission wurde das Ziehen und Setzen einer Nadel vorgeführt.

Die vom Niedersächsischen Minister für Wissenschaft und Kultur bestellte Kommission berät das Ministerium (MWK) und das Niedersächsische Landesamt für Denkmalpflege (NLD) in grundsätzlichen Angelegenheiten der Bau- und Kunstdenkmalpflege und gibt Stellungnahmen zu grundsätzlichen Problemen und Fragestellungen der Bau- und Kunstdenkmalpflege ab. Die 15 Mitglieder der Denkmalkommission können darüber hinaus dem NLD Empfehlungen zur Überprüfung von Objekten auf ihre Wertigkeit geben und auch Empfehlungen zu Einzelfällen aussprechen.

Im Anschluss an die Ortsbesichtigung tagte die Kommission im Beisein des Präsidenten des Niedersächsischen Amtes für Denkmalpflege, Dr. Stefan Winghart, sowie einer Vertreterin aus dem Wissenschaftsministerium (Referat Denkmalpflege, Schutz von Kulturgut) und Samtgemeindebürgermeister Heiner Luhmann im Rathaus der Samtgemeinde Bardowick. Gemeinsam wurde der Besichtigungstermin ausführlich diskutiert. Dabei wurde deutlich, welch hohen Stellenwert gerade die Nadelwehre aus Sicht des Denkmalschutzes für die Ilmenau und damit für Niedersachsen haben.

Nahrstedt wies in der Diskussion darauf hin, dass die betroffenen Landkreise Harburg und Lüneburg, die Hansestadt Lüneburg und die Samtgemeinde Bardowick ein großes Interesse daran haben, dass die Ilmenau auch zukünftig ihre jetzige Funktion als Bundeswasserstraße beibehält und es zu keiner Absenkung der Wasserstände kommen darf.

Die Ilmenau ist auf voller Länge FFH-Gebiet und an ihren Ufern und Nebenflüssen brüten viele Vogelarten, die zur Brutpflege auf die bestehenden Feuchtgebiete angewiesen sind. Auch das bestehende Raumordnungsprogramm schreibt ausdrücklich vor, dass bei Maßnahmen an der Ilmenau keine Verschlechterung zum bisherigen Zustand eintreten dürfen. Darüber hinaus sehen die beiden Landkreise große Chancen im Tourismus, wenn die Schleusen wieder einsatzfähig sind und die Nadelwehre, welche den Stand der Wasserbautechnik im ausgehenden 19. Jahrhundert belegen, interessierte Besucher anlocken.

Welche Stellungnahme und Empfehlung die Denkmalkommission abgibt, soll auf der nächsten Sitzung am 20. September 2016 in Oldenburg abschließend beraten werden.