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Heideleben zu Zeiten des "Plaggenesch"

Ausstellung "Boden des Jahres" im Walderlebnis Ehrhorn

Bispingen/Sellhorn, 27.10.2013 - Plaggenesch - kein anderes Fachwort der Bodenkunde steht anschaulicher für die unvorstellbar harte und entbehrungsreiche Arbeit der Heidebauern früherer Zeiten. Das Walderlebnis Ehrhorn des Niedersächsischen Forstamtes Sellhorn zeigt noch bis Ende Oktober die Wanderausstellung des Landesamtes für Bergbau, Energie und Geologie (LBEG) zum diesjährigen "Boden des Jahres". Beim Plaggenesch handelt es sich nicht um einen natürlich gewachsenen Boden, er ist durch eine spezielle Bewirtschaftungsform entstanden. "Der Boden in der Heide war zu unfruchtbar, also musste er verbessert werden - von Hand", erklärt Knut Sierk vom Waldpädagogikzentrum Lüneburger Heide.

Bereits vor 1000 Jahren schälten die Heidebauern in mühevoller Arbeit die Plaggen mit Hacken ab und karrten sie als Einstreu für das Vieh in den Stall. Angereichert mit tierischem Dung und kompostiert mit Küchenabfällen und Asche wurde dieser Naturdünger auf den hofnahen Ackerflächen, dem sogenannten Esch ausgebracht. Durch den jahrhundertelangen Auftrag von organischer Substanz entwickelte sich ein humoser, nährstoffreicher Boden. Gleichzeitig prägte diese Bewirtschaftungsform die übrige Landschaft: Dort, wo die Plaggen abgestochen wurden, verbreiteten sich Heidelandschaften und Sanddünen.

"Mit den Plaggen sind auch viele Artefakte auf die Felder gebracht worden, die uns heute noch viel über das Leben unserer Vorfahren erzählen. Die aufgeschichteten Plaggen haben Zeugnisse der Vergangenheit wie in einem Tresor verschlossen", so Förster Knut Sierk, "einige der Geheimnisse dieses Bodens lüftet die Ausstellung auf anschauliche und interessante Art und Weise."

Viele Bodendenkmäler konnten sich bis heute im Schutz der Wälder erhalten. Die Forstleute der Niedersächsischen Landesforsten achten bei ihrer täglichen Arbeit auf den Schutz historischer Strukturen, um sie so für nachfolgende Generationen zu erhalten. Neben dem kulturgeschichtlich interessanten Plaggenesch finden sich in den Landesforsten zahlreiche historische Bodenspuren, Wall- und Grabanlagen als Zeugnisse der Kulturgeschichte im Wald. Die Ausstellung "1000 Jahre Plaggenesch" wurde in der niedersächsischen Landesvertretung in Berlin eröffnet. Es folgten weitere Stationen im Geozentrum Hannover, im Niedersächsischen Umweltministerium und an der Universität Oldenburg. Im Walderlebnis Ehrhorn ist die Wanderausstellung bis Ende Oktober zu Gast.