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"Falsche Prioritätensetzung durch die Stadtspitze"

IHK kritisiert Wegfall von Parkplätzen am Bargenturm und sieht Handel zusätzlich belastet

Michael Zeinert fordert mehr Rücksichtnahme auf die Belange des Handels. Foto: IHKLüneburg, 05.12.2022 - Die von der Stadtverwaltung geplante Umnutzung von Parkplätzen am Bargenturm für die Errichtung von Notunterkünften für Flüchtlinge stößt beim Handel auf deutliche Kritik. Der Wegfall der Parkplätze komme zur "Unzeit", sagt die Industrie- und Handelskammer Lüneburg-Wolfsburg (IHKLW) mit Blick auf das für den Handel wichtige Weihnachtsgeschäft.

"Seit Monaten kritisieren der Lüneburger Handel und die Gastronomie deutlich die Streichung von bis zu 125 innenstadtnahen Parkplätzen. Diese Zahl wird durch die langfristige Umnutzung des Bereichs am Bargenturm jetzt nahezu verdoppelt. Der Wegfall weiterer 108 Parkplätze kommt kurz vor Weihnachten zur Unzeit", sagt IHKLW-Hauptgeschäftsführer Michael Zeinert. Der Dezember sei traditionell der umsatzstärkste Monat für die Innenstadtwirtschaft. "Wer Kundinnen und Kunden jetzt Steine in den Weg legt, konterkariert alle bisherigen gemeinsamen Anstrengungen zur Belebung unserer Innenstadt." 

◼︎ Keine Vorankündigung und Rücksprache

Die IHKLW kritisiert dabei insbesondere, dass die auf drei Jahre angelegte Sperrung des Parkbereichs am Bargenturm ohne Vorankündigung und ohne Rücksprache mit der betroffenen Innenstadtwirtschaft getroffen wurde. Handel und Gastronomie investierten derzeit viel eigenes Geld und Zeit, um die Aufenthaltsqualität in der Stadt mit verschiedenen Aktionen und Initiativen wie den gelben Leitern und den gelben Luftballons zu verbessern und die "Weihnachtsstadt Lüneburg" so attraktiv wie möglich zu gestalten. Seitens der Innenstadtwirtschaft wird dabei die enge Abstimmung und Zusammenarbeit gesucht. Dabei gehe es darum, Kunden nach der Corona-Pandemie zurückzugewinnen und für die Innenstadt zu begeistern. 

Es bedürfe aber nicht nur einer Belebung der Innenstadt, sondern auch einer guten Erreichbarkeit für alle Verkehrsträger, "sonst sind viele der Anstrengungen für die Katz", sagt Zeinert. Die IHKLW kritisiert eine aus ihrer Sicht "falsche Prioritätensetzung durch die Stadtspitze".

◼︎ Handel bereits durch andere Belastungen gefordert 

IHK-Chef Zeinert hebt hervor, dass die Innenstadtwirtschaft derzeit vor drei parallelen, sich gegenseitig verstärkenden Herausforderungen steht. Der Ukraine-Krieg und die damit verbundene Energiekrise erhöhten die Kosten für Strom und Gas massiv, Kunden reduzierten ihr Kaufverhalten spürbar und zugleich erwarteten Mitarbeiter angesichts von Rekordinflation und Kostensteigerungen nennenswerte Gehaltssteigerungen. Diese finanziellen Belastungen seien für die durch zwei Corona-Jahre sowieso immens angeschlagene Innenstadtwirtschaft kaum mehr zu tragen. 

"In einer solchen Situation den Unternehmen zu erklären, dass es aktuell andere Prioritäten als eine gute Erreichbarkeit für die Innenstadt gebe, lässt einerseits tief blicken und lässt andererseits die Frage außen vor, wie lange Handel und Gastronomie noch am Rande der Wirtschaftlichkeit überleben sollen", sagt Zeinert. 

◼︎ 73 Prozent der Kunden kommen mit dem Auto

Die Innenstadtwirtschaft hat dabei in den vergangenen Monaten immer wieder auf die große Bedeutung des Autos als wichtigstes Verkehrsmittel für und Kunden hingewiesen. Nach einer gemeinsam vom DEHOGA-Bezirksverband Lüneburg, dem Handelsverband Harz-Heide, dem Lüneburger City-Management (LCM), dem Verein Lüneburger Gastronomen und der IHKLW durchgeführten Umfrage kommen 73 Prozent der Besucher der Lüneburger Innenstadt mit dem Auto. Für die wenigsten Besucher ist der vielerorts schlecht angebundene ÖPNV bislang eine Alternative.