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"Metronom wird die Sanktionen stark spüren"

Die vielen Zugausfälle werden für das Bahnunternehmen teuer – LGheute sprach mit der LNVG

Der Metronom muss aufpassen, durch wirtschaftliche Fehler nicht auch politisch aufs falsche Gleis zu geraten. Foto: LGheuteLüneburg, 09.09.2023 - Eingekürzte Fahrpläne, gestrichene Zugverbindungen, Verspätungen ohne Ende – der öffentliche Personennahverkehr auf der Schiene hier in der Region ist eine Katastrophe, und er hat einen Namen: Metronom. Das Uelzener Unternehmen schafft es noch nicht einmal, seinen erst vor wenigen Tagen ausgerufenen Notfahrplan einzuhalten. Zur Begründung werden vor allem Personalprobleme genannt. Die vielen Tausend Metronom-Kunden sind stinksauer. Ärger dürfte das Unternehmen nun aber auch von anderer Seite bekommen: Die Landesnahverkehrsgesellschaft Niedersachsen (LNVG) kündigt harte Sanktionen an.

Seit Monaten kommt das Bahnunternehmen Metronom aus dem Krisenmodus nicht mehr heraus. Immer wieder werden Zugverbindungen gestrichen, meistens fehlt es an Personal, aber auch technische Defekte etwa an Lokomotiven wurden schon genannt. Und immer wieder bittet das Unternehmen seine Kunden um Verständnis, manchmal auch um Entschuldigung, und versichert, alles in seiner Macht stehende zu tun, um die Lage wieder in den Griff zu bekommen. Doch von Monat zu Monat wird es schlimmer.  

Und was sagt die LNVG dazu? Im Auftrag des Landes Niedersachsen erstellt sie "ein bedarfsgerechtes öffentliches Verkehrsangebot", wie es auf ihrer Webseite heißt, und bedient sich dabei als Aufgabenträger privater Unternehmen wie Metronom, Erixx und anderen.

◼︎ "Betriebsqualität nicht akzeptabel"

In Sachen Metronom spart die LNVG nicht mit klaren Worten: "Die Verschlechterung der Betriebsqualität ist aus Sicht der LNVG nicht akzeptabel, da sie unseren Bemühungen der letzten Jahre für ein attraktives und verlässliches Angebot im SPNV entgegenstehen. Im Interesse der Fahrgäste erwarten wir, dass die Züge zuverlässig und pünktlich wie vereinbart verkehren", sagt LNVG-Sprecherin Melina Gnisa auf LGheute-Nachfrage. 

Darf Metronom aber mit Bezug auf fehlendes Personal und manchmal auch hohen Krankenstand einfach Zugverbindungen nach Belieben streichen? Auch da ist die LNVG eindeutig: "Für die Streichung gibt es keine vertragliche Grundlage. Ganz im Gegenteil handelt es sich bei den nicht gefahrenen Leistungen um sogenannte Nichtleistungen, die die Aufgabenträger sanktionieren." Jeder nichtgefahrene Kilometer werde von den Aufgabenträgern auch nicht bezahlt. Hinzu kämen Strafzahlungen, die das Eisenbahnverkehrsunternehmen leisten müsse, so die LNVG-Sprecherin.

Auch das Argument der Personalknappheit akzeptiert die LNVG nicht. Metronom sei vertraglich verpflichtet, ausreichend Personal vorzuhalten, um auch in Engpass-Situationen den Betrieb aufrechtzuerhalten. "Die Aufgabenträger haben in ihren Verträgen Ausbildungsquoten und Reservepersonal gefordert, so dass von Metronom mehr als für den Betrieb notwendig Personal eingestellt werden kann und soll", sagt Melina Gnisa. Dieses werde sogar von den Aufgabenträgern finanziert. Zudem habe Metronom die Möglichkeit, zumindest übergangsweise ausgebildete Leih-Lokführer auf dem Markt zu erhalten.

◼︎ Bei Unpünktlichkeit schreiten LNVG-Juristen ein 

Werden die vertraglichen Verpflichtungen von der LNVG aber auch kontrolliert, wollte LGheute weiter wissen. "Das Qualitätsteam der LNVG beobachtet täglich die Performance der Eisenbahnverkehrsunternehmen", sagt Melina Gnisa und nennt als Beispiele tägliche Betriebslageberichte, monatliche Statusberichte und regelmäßige Statusgespräche. Hinzu kämen Fahrgastbefragungen und Kundeneingaben.

Und sie sagt auch: "Sofern bestimmte vertragliche Grenzwerte beispielsweise für Pünktlichkeit überschritten werden, wird dies an die Juristen des Hauses gemeldet. Diese wiederum leiten die entsprechenden rechtlichen Schritte ein." Konkrete Angaben zu den Grenzwerten und rechtlichen Schritten wollte die LNG-Sprecherin aus vertragsrechtlichen Gründen allerdings nicht nennen.

◼︎ "Metronom wird wohl einen siebenstelligen Betrag weniger in der Kasse haben"

Eines sei aber klar: "Metronom wird die wirtschaftlichen Sanktionen stark spüren", so Melina Gnisa. Zwar könne sie hierzu keine Details nennen, "aber sie werden wohl einen siebenstelligen Betrag weniger in ihrer Kasse haben durch die bisherige mangelhafte Betriebsqualität in diesem Jahr". 

Die LNG-Sprecherin hebt aber auch hervor: "Wir sprechen nicht nur Sanktionen aus, sondern stehen Metronom als Vertragspartner zur Seite und versuchen, durch unsere Kontakte beispielsweise bei der Beschaffung von Ersatzteilen für die Züge zu unterstützen." Und weiter: "Die Aufgabenträger finanzieren zudem mehr Personal, als für den Betrieb notwendig ist."