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Stress und Unzufriedenheit in Kitas nehmen zu

Leuphana-Studie zeigt Probleme und Sorgen der Kita-Leitungen auf

Hansestadt, 28.12.2012 - Viele Leitungen von Kindertageseinrichtungen sehen sich mit steigenden Qualitätsansprüchen seitens der Politik und der Einrichtungsträger konfrontiert. Die personellen Ressourcen würden dagegen oft nicht entsprechend angepasst. Folge seien zunehmende gesundheitliche Belastungen für das Führungspersonal. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie des Zentrums für Angewandte Gesundheitswissenschaften (ZAG) der Leuphana Universität Lüneburg, die in der Zeitschrift Prävention und Gesundheitsförderung erschienen ist. Zugleich empfinden die Leiterinnen und Leiter ihre Aufgabe als ebenso verantwortungs- wie sinnvoll.

Für ihre Studie haben die Lüneburger Wissenschaftler Susanne M. Nagel-Prinz und Prof. Dr. Peter Paulus Leiterinnen und Leiter von insgesamt 35 Kitas aus ganz Niedersachsen befragt. In jeweils rund zweistündigen Interviews loteten sie gesundheitliche Belastungen des Führungspersonals aus, aber auch Punkte, die die Befragten als positiv erleben. Es ist die bislang einzige Untersuchung zu diesem Themenkomplex in Deutschland, die sich explizit auf Leitungskräfte in Kitas bezieht und dabei einen systematischen Einblick in die Belastungen im Kita-Management gibt.

Als Stressfaktor benannten viele der Befragten vor allem, dass die Kindertageseinrichtungen immer mehr Aufgaben zu übernehmen hätten. "Gerade seit der PISA-Studie stellt die Politik an die Kitas immer höhere Ansprüche, vor allem im Bereich frühkindliche Bildung", stellt Prof. Dr. Peter Paulus vom Zentrum für Allgemeine Gesundheitswissenschaften der Leuphana Universität Lüneburg fest. "Dadurch wachsen natürlich auch die Anforderungen an die pädagogischen Kompetenzen der Beschäftigten. Die Rahmenbedingungen und auch die Aus- und Weiterbildung halten damit jedoch leider nicht immer Schritt."

Viele Leiterinnen und Leiter würden sich gerne mehr Gehör verschaffen im gesellschaftlichen Diskurs über die künftige Rolle der Kindertageseinrichtungen. Sie wollen in Entscheidungsprozesse einbezogen werden, anstatt nur Vorgaben von Politik oder Einrichtungsträgern umsetzen zu müssen. Außerdem sehen sie sich in einer undankbaren Position: Sie müssen die Entscheidungen, die anderswo getroffen wurden, ihren Mitarbeitern gegenüber vermitteln und durchsetzen.

Wenig hilfreich sei dabei, dass viele Führungskräfte eine Doppelfunktion einnehmen: Sie sind Vorgesetzte, aber auch Kollegen, da sie für ihre Leitungsfunktion nicht freigestellt werden, sondern oft auch in die tägliche Gruppenarbeit eingebunden sind. Das erschwert ihnen in Konfliktsituationen, ihre Führungsaufgaben konsequent wahrzunehmen. Generell wünschen sich viele Kita-Leitungen mehr Weiterbildungen im Bereich der Führungsqualifikationen, um ihren Aufgaben besser gerecht werden zu können. "Die Leitung einer Kita ist eine komplexe Management-Aufgabe; daran müssen sich auch Aus- und Weiterbildungsangebote orientieren", betont Paulus.

Trotz der Kritik an den Rahmenbedingungen identifizieren sich die meisten Befragten stark mit ihrer Aufgabe, die sie als ausgesprochen wichtig empfinden. Zudem biete die Leitungsfunktion vielfältige Gestaltungsmöglichkeiten, auch wenn häufig neben dem täglichen "Klein-Klein" nur wenig Zeit für langfristige Konzepte bleibe.

Die Studie entstand in Kooperation mit dem ver.di Bildungswerk Niedersachen.