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Kinderbetreuung im Unternehmen

Leuphana stellt Ratgeber für kinderfreundliche Unternehmen vor

Lüneburg, 03.02.2015 - Beruf und Familie sind gerade für junge Eltern oft nur schwer zu vereinbaren. Fehlende Betreuungsangebote für den Nachwuchs stellen vor allem junge Frauen beim Wiedereinstieg in den Beruf vor Probleme. Bildungswissenschaftler der Leuphana Universität Lüneburg haben jetzt den Ratgeber "Kinderbetreuung im Unternehmen“ veröffentlicht. Ihr Ziel: Unternehmen sollen kinderfreundlicher werden. Mit der "Betrieblichen Großtagespflege“ stellen sie ein neues Modell vor und erklären Schritt für Schritt, wie Unternehmen in Niedersachsen ein solches Angebot einrichten können.

"Die meisten Firmen im ehemaligen Regierungsbezirk Lüneburg sind kleine und mittlere Unternehmen, für die sich die Gründung eigener Betriebskindergärten nicht lohnt“, sagt Projektleiter Prof. Waldemar Stange. Kinderbetreuung in einer betrieblichen Großtagespflege sei flexibler und kostengünstiger, weil Gruppen von Kleinkindern bedarfsgerecht gebildet werden können.

Für ihren Ratgeber haben die Lüneburger Bildungswissenschaftler mehr als 30 Tagesmütter, Unternehmer und Vertreter von Kommunen und Verbänden zu ihren Erfahrungen und Bedürfnissen bei der Kinderbetreuung befragt. Entstanden ist eine praktische Anleitung, wie ein Unternehmen den Bedarf ermitteln kann und welche gesetzlichen Vorgaben beachtet werden müssen. Der Ratgeber erklärt die unterschiedlichen Formen der Betrieblichen Großtagespflege und gibt Antwort auf grundlegende Fragen: Sollen selbständige oder angestellte Tagesmütter beschäftigt werden? Ist es günstiger, Räume im Betrieb selbst zu haben oder betriebsnah anzumieten? Soll das Betreuungsangebot auch für Kinder aus der Nachbarschaft geöffnet werden?

"Ein solcher Ratgeber hätte uns sehr geholfen, als wir 2010 unsere Großtagespflegestelle in unserer Praxis eingerichtet haben“, berichtet ein Arzt, der zu den Befragten gehörte. Damals habe man sich selbst mit den zahlreichen Vorgaben beschäftigen müssen. Motivation für die Einrichtung der Kinderbetreuung sei es gewesen, die gut ausgebildete Mitarbeiterinnen, darunter viele Mütter, im Betrieb zu halten.

In Niedersachsen wird derzeit jedes vierte Kind unter drei Jahren betreut. Die Betreuungsquote von 27,9 Prozent im Jahr 2014 hat sich seit 2011 fast verdoppelt, reicht aber immer noch nicht aus. Insgesamt wünschen sich 35,3 Prozent der Eltern eine solche Betreuung.

Von den knapp 5.000 Kindergärten und Horten in Niedersachsen werden derzeit nur 60 von einem Betrieb geführt, die Zahl der Betrieblichen Großtagespflegestätten ist nicht bekannt. "Sie dürfte aber auf einem ähnlich geringen Niveau liegen“, sagt Leuphana-Wissenschaftler Timo Bleckwedel. "Hier liegen Potenziale brach, die für einzelne Familien und Betriebe eine deutliche Verbesserung bei der Vereinbarkeit von Familie und Beruf bedeuten können.“

Den Leitfaden finden Interessierte auf www.leuphana.de/grosstagespflege. Dort gibt es auch eine Anleitung zur Bedarfserhebung im Betrieb und Listen mit Ansprechpartnern. Das zweijährige Forschungsprojekt "Betriebliche Großtagespflege – Kinderbetreuung in Unternehmen“ wurde im Regionalentwicklungsprojekt Innovations-Inkubator der Leuphana Universität Lüneburg durchgeführt.