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Nur bedingt zufrieden

IHK-Umfrage: Unternehmen sehen Handlungsbedarf bei Berufsschulausbildung

Lüneburg, 06.03.2015 - Im Bezirk der Industrie- und Handelskammer (IHK) Lüneburg-Wolfsburg sind 73 Prozent der Ausbildungsbetriebe mit der Berufsschulsituation zwar zufrieden - liegen damit aber leicht unter den Zufriedenheits-Werten im Bund (76 Prozent) und in Niedersachsen (78 Prozent). Vor allem die Handelsunternehmen der Region sind mit der aktuellen Situation unzufrieden. Das sind die Ergebnisse einer bundesweiten Online-Umfrage der IHK-Organisation unter mehr als 12.000 Ausbildungsunternehmen und Berufsschullehrern im Januar und Februar dieses Jahres.

Ein Blick auf die Branchen offenbart weitere Unterschiede: Überdurchschnittlich viele Ausbildungsunternehmen der Transport- und Logistikbranche, der Gastronomie sowie der Banken und Versicherungen zeigen sich zufrieden mit den Berufsschulen im IHK-Bezirk Lüneburg-Wolfsburg.

Die Handelsunternehmen hingegen, die die meisten Auszubildenden im IHK-Bezirk beschäftigen, äußerten sich zu mehr als einem Drittel unzufrieden. Damit weichen die regionalen Ergebnisse deutlich von den Umfragewerten in Niedersachsen und im Bund ab, wo der Handel überdurchschnittlich hohe Zufriedenheitswerte verzeichnet. "Hier gilt es, genau hinzuschauen und die Ursachen zu ergründen. Immerhin sind sehr viele Betriebe betroffen, für die unsere IHK eine Verbesserung der Situation erreichen will“, sagt Volker Linde, Bereichsleiter Aus- und Weiterbildung der IHK Lüneburg-Wolfsburg.

Mehr qualifizierte Lehrer gewünscht

Handlungsbedarf sehen die Unternehmen in der Zusammenarbeit mit den beruflichen Schulen. Mehr als die Hälfte aller Befragten will enger mit den beruflichen Schulen kooperieren. An zweiter Stelle rangiert der Wunsch nach mehr qualifiziertem Lehrpersonal, insbesondere bei den Medien-, Logistik- und Industrieunternehmen. Drittwichtigstes Handlungsfeld für die befragten Betriebe ist die Nähe der Schule zum Ausbildungsstandort.

Anders bei den Unternehmen der Immobilien- und Logistikbranche, für deren Ausbildungsberufe es nur eine beziehungsweise zwei Berufsschulen im gesamten IHK-Bezirk gibt: Sie bewerten das mangelnde Berufsschulangebot in der Fläche als größtes Ausbildungshemmnis. "Rückläufige Schülerzahlen werden das Thema Wohnortnähe künftig noch prominenter machen. Bei den zu erwartenden Anpassungsentscheidungen dürfen aber die Kriterien Qualität und Bezahlbarkeit nicht auf der Strecke bleiben. Wichtig ist, dass man die Unternehmen in diesen Prozessen rechtzeitig mit ins Boot holt“, sagt Volker Linde.

Die Unterrichtsversorgung wird von den Unternehmen der Region aktuell sehr gut eingeschätzt: Nur vier Prozent der Befragten beklagen Unterrichtsausfälle. Damit ist die Situation im IHK-Bezirk deutlich positiver als im Bund, wo neun Prozent der Ausbildenden mit der Unterrichtsversorgung unzufrieden sind. Bei der zukünftigen Sicherung der Unterrichtsversorgung in der Region ist für mehr als 70 Prozent der Befragten auch der Einsatz von Quereinsteigern aus der Praxis denkbar. Dies spiegelt den Wunsch der Unternehmen nach mehr Praxiserfahrung der Lehrkräfte wider: Rund 70 Prozent empfehlen, die Lehrkräfte sollten regelmäßige Praktika in einem Ausbildungsbetrieb absolvieren.

Um junge Lehrer überhaupt in die Region zu locken, spielt die Attraktivität als Lebens- und Wohnort eine wichtige Rolle. Hier sehen 27 Prozent der Unternehmen aus dem IHK-Bezirk Handlungsbedarf, halten die Region für wenig attraktiv. Die IHK Lüneburg-Wolfsburg steuert dagegen, sagt Linde: "Mit der Fachkräfteinitiative ‚hierjetztmorgen‘ haben wir im vergangenen Jahr gemeinsam mit den regionalen Unternehmern, Entscheidungsträgern aus Politik und Verwaltung nachhaltige Projekte angestoßen. Das Ziel: eine zukunftsfähige, familienfreundliche Wirtschaftsregion, die Mitarbeiter aus dem In- und Ausland willkommen heißt und exzellente Arbeits- und Ausbildungsbedingungen bietet.“