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An den Pranger gestellt

18.06.2016 - Ob es einen Hauseigentümer gibt, der sich freiwillig ein grünes Plastikschild an sein frisch gebautes oder saniertes Haus hängen mag, sei mal dahingestellt. Aber dass Landrat Manfred Nahrstedt eine Auszeichnung vergibt, die deutlich macht "Hier leben gute Menschen!", ist mehr als grenzwertig. Denn in Wirklichkeit ist die Botschaft dieser Gesinnungspolitik eine andere. Sie lautet: Wer keine grüne Nummer hat, ist ein schlechter Mensch. Nahrstedt stellt damit jeden an den Pranger, der seinem Aufruf nicht folgen mag oder kann. Schließlich hat nicht jeder genug Bares in der Tasche, um schnell mal ein Haus zu sanieren. Mit seiner Politik folgt Nahrstedt aber einem inzwischen gängigen Muster: Wer nicht mehr weiter weiß, setzt auf Stimmungen.

So werden all jene stets an den Pranger gestellt, die sich dem politischen und gesellschaftlichen Mainstream-Denken widersetzen. Ob es Mütter sind, die ihre Kinder lieber selbst erziehen, Eltern, die Ganztagsschulen für familienpolitische Blindgänger halten, Lehrer, die auf Leistung setzen, oder Menschen, die Windkrafträder lieber im Kreistag als vor ihrer Haustür sehen – die Masche ist stets die gleiche: Wer nicht mitmacht, ist ein schlechter Mensch.

Dass immer mehr Menschen auf Distanz zu dieser Gesinnungspolitik gehen, verwundert nicht. Man muss kein Anhänger der AfD sein, um zu erkennen, dass Viele in diesem Land nicht mehr bereit sind, ideologische Vorgaben schlichtweg zu akzeptieren – sei es in der Umwelt-, Bildungs- Familien- oder jeder anderen Politik. Und es ist bedenklich, wenn Politiker nicht mehr bereit sind, die Freiheiten, die sie in Sonntagsreden gern beschwören, ihren eigenen Bürgern zuzubilligen. Wem aber die Angst vor dem freien Willen der Bürger zur zweiten Natur geworden ist, sollte als Politiker besser schweigen.

Ein Kommentar von Ulf Stüwe
zum Beitrag "Grüne Hausnummern zu vergeben"