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Viele Trassen, viele Gegner

Y-Trasse: Widerstand gegen neue Bahntrassen in der Region nimmt zu

Lüneburg, 16.03.2015 - Der Widerstand in der Region gegen die von der Bahn geplante Y-Trasse und ihre Varianten und Alternativen verstärkt sich. In Barnstedt hat sich kürzlich eine Bürgerinitiative gegründet, die jetzt CDU-Politiker bei einem Ortstermin ins Gebet genommen hat. Auch entlang der vom Verkehrsclub Deutschland ins Gespräch gebrachten Trasse Buchholz - Wittenberge formiert sich inzwischen Widerstand, so in Dahlenburg und in Ochtmissen. Dessen Ortsbürgermeister Jens-Peter Schultz will erfahren haben, dass diese Trasse aus Kostengründen ohnehin keine Chance habe.

"Das letzte, was sich Barnstedter wünschen, wäre eine Hochgeschwindigkeits-Neubautrasse der Bahn, die den Ort von seiner Feldmark und dem nahegelegenen Waldgebiet Süsing abschneidet", sagt Dr. Randolf von Estorff als Sprecher der Barnstedter Bürgerinitiative. Um den Standpunkt ihrer Abgeordneten zum Thema Y-Trasse kennen zu lernen, haben Vertreter der örtlichen Bürgerinitiative den Bundestagsabgeordneten Eckhard Pols (CDU) sowie den Landtagsabgeordneten Jörg Hillmer (CDU) in den Heideort eingeladen. Nach Enthüllung des mit Abstand größten Protestkreuzes im Landkreis Lüneburg ging es in einer von Dr. von Estorff moderierten Diskussion zur Sache.

"Hier wird nicht nur eines der schönsten Naturgebiete unserer Heideregion durchschnitten, sondern auch das Lebensumfeld der in den betroffenen Dörfern wohnenden Menschen auf unerträgliche Weise beeinträchtigt“, erklärten die Vertreter des Bürgerbündnisses Nordheide, dem 15 Bürgerinitiativen angehören. Die Barnstedter und weitere Bürgerinitiativen setzen auf den Ausbau von vorhandenen Strecken vor Neubau - vorausgesetzt, es besteht ein Bedarf an mehr Gleisen. Sie unterstützen die von der SPD-Bundestagsabgeordneten Kirsten Lühmann in die Diskussion eingebrachte Alpha-Lösung. Sie legen größten Wert auf die Feststellung, dass sie keine dem St.-Florians-Prinzip anhängenden Nein-Sager seien. "Ganz im Gegenteil: die von ihnen favorisierte Alternative bietet ein Schienenkonzept, das den aktuellen verkehrlichen Anforderungen entspricht und die geringste Belastung für Mensch und Natur beinhaltet", so von Estorff.

Diese Lösung kommt ohne Neubaustrecken aus und sieht den punktuellen Ausbau von Bestandsstrecken vor, indem die Strecke Lüneburg - Uelzen um ein Gleis erweitert und die Strecken Uelzen - Bremen, Rotenburg - Minden sowie Uelzen - Stendal zweigleisig bei optimalem Lärmschutz ertüchtigt werden.

"Mit dieser intelligenten Lösung können die Lasten aus zunehmendem Güterverkehr auf mehrere Schultern verteilt werden. Die Flaschenhälse Hamburg, Hannover und Bremen würden entlastet und Mensch und Natur am wenigsten beeinträchtigt. Die Bürgerinitiativen werden alles daran setzen, diesen Schienenausbau gegen die von der Bahn gewollten Neubaustrecken durchzusetzen", kündigt von Estorff an.

Ochtmissen gegen VCD-Variante 

Deutliche Kritik gibt es auch von Ochtmissens Ortsbürgermeister Jens-Peter Schultz. Allerdings richtet sein Unmut sich gegen die sogenannte VCD-Variante, eine vom Verkehrsclub Deutschland favorisierte Strecke, die unter anderem die stillgelegte Strecke Buchholz - Wittenberge wiederbeleben will und dabei auch durch Ochtmissen führen soll (LGheute berichtete). "Ich gehe davon aus, dass das nicht kommen wird. Das ist dummes Zeug", teilte Schultz auf LGheute-Nachfrage mit. "Das ist die teuerste Variante, warum sollte man sich ausgerechnet dafür entscheiden?", fragt Schultz. Entsprechende Signale will er von Niedersachsens Verkehrsminister Olaf Lies bei einem gemeinsamen Treffen mit Landrat Manfred Nahrstedt erhalten haben. 

Der Lüneburger Bahnhof erweise sich bei dieser Lösung zudem als unüberwindbares Nadelöhr. Er setzt aktuell darauf, dass die Stadt Lüneburg schon bald Position zu dem Thema beziehen werde, "ansonsten werden wir das selbst machen." Wichtig sei es aber, zunächst Fakten und Daten zu sammeln, "zurzeit gibt es noch zu wenig Konkretes". Zu gegebener Zeit aber werde er sich auch mit den Orten kurz schließen, die ebenfalls von dieser Trassenführung betroffen wären, darunter auch Dahlenburg, wo jetzt ebenfalls eine Bürgerinitiative gegen die Trasse ankämpfen will.