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Griffelkunst in Lüneburg

Ostpreußisches Landesmuseum zeigt erstmalig Bilder der Hamburger Vereinigung

Lüneburg, 22.04.2014 - "Graphik für Jedermann" ist der Titel einer Ausstellung mit Exponaten der Griffelkunst-Vereinigung Hamburg e.V., die das Ostpreußische Landesmuseum in einer Sonderausstellung vom 27. April bis 4. Mai 2014 zeigt. Die Vereinigung verlegt seit 1925 Editionen originaler Graphik. Auflagen zeitgenössischer Künstler sowie historische Photo-Editionen bestimmen das Wahlprogramm, an dem bundesweit 4.300 Mitglieder teilnehmen. Auch Lüneburg ist seit vielen Jahrzehnten dabei, und seit 2002 finden die regelmäßigen Frühjahrs- und Herbst-Wahlen im Ostpreußischen Landesmuseum statt.

"Der Weg zur bildenden Kunst geht durchs Auge und durchs Herz“, schrieb Johannes Böse, der Begründer von Griffelkunst. Seinem Anliegen, "das Verständnis für und die Liebe zur bildenden Kunst in unserer Gesellschaft zu entdecken, zu entwickeln und zu verbreiten“, folgt die Vereinigung seit 1925, wenn auch heute unter veränderten Vorzeichen, wie das Museum mitteilt.

Die aktuelle Frühjahrswahl zeigt eine breitgefächerte Auswahl zeitgenössischer Graphik und Photographie. In der Ausstellung sind als Künstler vertreten: Mark Dion, Pia Fries, Dirk Reinartz, Karl Horst Hödicke, Marco van Duyvendijk und Henriette Grahnert sowie Natalie Czech, Kai Schiemenz, Jörn Vanhöfen, Daniel Roth und Tobias Premper.

Den prominenten Auftakt bilden neue Arbeiten des in New York lebenden Künstlers Mark Dion, der auch 2012 auf der letzten documenta in Kassel vertreten war. In sechs nachtblauen Siebdrucken, die wie wissenschaftliche Schautafeln anmuten, setzt er sich auf humorvolle Weise mit einer neu entwickelten Weltkarte auseinander, welche die Natur von der Neoarktis bis nach Australien in elf zoogeographische Regionen einteilt.
Der Malerin Pia Fries gelingt in ihrer Serie von Siebdrucken ein Spiel von Form und Formlosigkeit, indem sie disparate Elemente aus wuchtigen Pinselstrichen und graphischen Linienzitaten zu einem dichten Gewebe verbindet.
In der Reihe der "modernen Klassiker“ werden sechs Schwarzweiß-Photographien aus dem Nachlass des Autoren-Photographen Dirk Reinartz vorgestellt, die während eines längeren Aufenthalts 1974 in New York entstanden sind.
Mit sechs Lithographien stellt sich Karl Horst Hödicke als einer der wichtigsten Künstler des deutschen Neoexpressionismus und Anreger der "Neuen Wilden“ vor.
Der niederländischen Photograph Marco van Duyvendijk versteht es wie kein anderer, jedes Land durch eine eigene Farbigkeit und Stimmung zu porträtieren. Die sechs Motive der Serie zeigen auf sehr unterschiedliche Weise Ansichten von China.
Henriette Grahnert darf als eine der ganz wichtigen zeitgenössischen deutschen Malerinnen der sogenannten Neuen Leipziger Schule gesehen werden. Präsentiert werden von ihr eine sechsteilige Lithographie-Serie und ein Künstlerbuch, das aus Collagen entstanden ist.
Die Edition von Natalie Czech weist als Besonderheit eine Nachtansicht auf: In dem weißen Fließtext wurden einzelne Buchstaben und Wortteile mit Nachtleuchtfarbe überdruckt, sodass sie bei völliger Dunkelheit leuchten. Zusammengelesen ergeben sie Gedichtzeilen bedeutender Dichter.
Aufmerksamkeit erregt zudem ein großformatiger Farb-Holzschnitt von Kai Schiemenz sowie zwei Photoarbeiten von Jörn Vanhöfen, die in dem von der Krise gezeichneten Detroit entstanden sind.

Ergänzt wird die einwöchige Kunstschau mit zwei außergewöhnlichen Künstlerbuchprojekten von Daniel Roth und Tobias Premper, die sich in der Schnittmenge zwischen Dichtung und bildender Kunst einordnen lassen.

Erstmalig zeigt das Ostpreußische Landesmuseum der allgemeinen Öffentlichkeit die Frühjahrswahl der Griffelkunst-Vereinigung Hamburg. "Das Museum fühlt sich in besonderem Maße der bildenden Kunst verpflichtet", heißt es in der Ankündigung des Museums. Es verfügt über die umfangreichste Gemäldesammlung in Lüneburg und hat in den letzten Jahren immer wieder mit großen Einzelausstellungen bedeutender Maler und unterschiedlicher Genres überregionale Akzente setzen können. 

 

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