header

Notunterkunft im Ilmenau-Center geplant

Ehemaliges Möbelhaus soll 300 Personen aufnehmen – Rat kritisiert Vorgehen der Verwaltung

Im Ilmenau-Center soll in Kürze eine weitere Notunterkunft für Flüchtlingen entstehen. Foto: LGheuteLüneburg, 07.03.2023 - Im Lüneburger Ilmenau-Center soll eine weitere Notunterkunft für Flüchtlinge entstehen. Das gab die Stadtverwaltung in der gestrigen Ratssitzung bekannt. Geplant ist, die Unterkunft zum 1. Juni in dem ehemaligen Möbel-Boss-Markt einzurichten. Das Vorgehen der Verwaltung stieß im Rat teils auf Kritik. Für Diskussion sorgte zudem eine E-Mail einer Gewerbetreiberin aus dem Ilmenau-Center.

Bis zu 300 Personen soll die Notunterkunft aufnehmen und die bereits bestehenden Übergangs-Unterkünfte in Lüneburg ergänzen, darunter drei städtische Turnhallen. Anders als in den Turnhallen lassen sich laut Stadtverwaltung in dem ehemaligen Möbel-Markt auf zwei Etagen kleine Abteile bilden, die den Menschen zusammen mit ihrer Familie einen Schlaf-Bereich bieten. Außerdem soll es Gemeinschaftsbereiche geben, eine Art Mensa sowie Gruppenräume für Kleinkindbetreuung oder Schulaufgaben.

Voraussichtlich morgen, 8. März, will die Stadtverwaltung den Mietvertrag für die neue Unterkunft unterschreiben. Wie Sozialdezernent Florian Forster in der Sitzung erklärte, nehme er aktuell Kontakt zu den umliegenden Gewerbetreibenden auf, um Anregungen und Vorschläge "nach Möglichkeit" in die weitere Planung mitaufzunehmen. Außerdem kündigte Forster einen Info-Abend vor dem geplanten Bezug der Einrichtung an, und zwar am Montag, 8. Mai um 20 Uhr.

◼︎ Kritik: Rathaus reagiert zu spät

Das Vorgehen der Verwaltung löste gestern Kritik in Teilen des Rates aus. SPD-Fraktionsvorsitzende Andrea Schröder-Ehlers nannte das Vorhaben zwar einen "guten Standort, weil dann die Turnhallen wieder frei werden", nannte den angekündigten Termin für den Info-Abend aber "ein bisschen spät". Sie mahnte einen deutlich früheren Termin an. Dem schloss sich auch Frank Soldan (FDP) an.

Schröder-Ehlers wollte aber auch wissen, ob die Verwaltung bereits mit den Gewerbetreibenden im Ilmenau Center gesprochen habe. Anlass war eine E-Mail einer Gewerbetreibenden, in der diese ihren Unmut über das Vorhaben und das Vorgehen der Verwaltung kundgetan hatte. "Nahe liegende Anwohner und Betreiber hätten weitaus früher in die Planung integriert werden müssen. Wir als Gewerbetreibende hatten keine Möglichkeit, unsere Bedenken an diesem Projekt zu äußern", heißt es in der LGheute vorliegenden Mail.

◼︎ Notunterkunft ein Sicherheitsrisiko? 

Und weiter heißt es in der E-Mail: "Wir sehen bei der Planung erhebliche Eingriffe in unseren wirtschaftlichen Alltag." So befürchtet sie unter anderem den Verlust von Kunden und Umsatz. "Zudem müssen wir die Sicherheit unserer Mitarbeiter in einem solchen Fall schützen. Dies kann nur mit Sicherheitspersonal gewährleistet werden. Etwaige Präsentationspläne im Außenbereich würden dadurch ebenfalls entfallen, wodurch die Sichtbarkeit des Geschäfts abnimmt."

Auf Nachfragen aus dem Rat nahm die Stadtverwaltung dazu Stellung. Sozialdezernent Forster erklärte, man nehme die Befürchtungen und Sorgen ernst und werde zeitnah das Gespräch mit den Gewerbetreibenden suchen. Wie in allen Unterkünften sollen dort rund um die Uhr Ansprechpersonen im Namen der Stadt anwesend sein, sowohl für die Bewohner als auch für die Anlieger. Tagsüber kümmern sich Sozialarbeiter um das Wohl der Flüchtlinge, nachts ist ein Wachdienst vorgesehen.

Oberbürgermeisterin Claudia Kalisch sagte: "Wir schaffen hier eine Notunterkunft für Menschen, die vor Krieg und Leid fliehen. Geflüchtete Menschen pauschal eine kriminelle Energie zu unterstellen, ist unmenschlich, und ich weise die Unterstellung entschieden zurück." Zugleich betonte sie, dass sie sich über das Angebot, das ehemalige Möbelkaufhaus nutzen zu können, freue. "So bleibt uns nach derzeitigem Informationsstand die Belegung einer weiteren Turnhalle erspart."

Aktuell geht die Stadt nach entsprechenden Ankündigungen des Landes Niedersachsen von wöchentlich 20 bis 30 Personen Neuankömmlingen aus. Insgesamt müsse der Landkreis in Kürze 600 neue Flüchtlinge aufnehmen, 60 pro Woche. 240 davon müsse Lüneburg aufnehmen.