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Behinderung kann jetzt verhüllt werden

Hannover macht Schwerbehindertenausweis durch neue Hülle zu "Schwer-in-Ordnung-Ausweis"

Hannover, 06.03.2018 - Niedersachsen hat neue Namen für die Hülle des Schwerbehindertenausweises: "Schwer-in-Ordnung-Ausweis" und "Meine Teilhabe" sind die Entscheidungen einer Jury, die heute im Sozialministerium vorgestellt wurden. Damit folgt Niedersachsen einer Idee von der 15-jährigen Hannah Kiesbye aus Schleswig-Holstein, die ihren Schwerbehindertenausweis in "Schwer-in-Ordnung-Ausweis" umbenannt hatte. Mit ihrer Aktion habe sie einen "wichtigen Denkanstoß" gegeben, mit der Hülle die Bezeichnung des Schwerbehindertenausweis überdecken zu können, "weil sich durch diese viele Menschen diskriminiert fühlen", wie das Ministerium erklärte.

"Alle Menschen sind schwer in Ordnung, und ganz egal, welche Besonderheiten sie haben, seien es Geheinschränkungen oder dass sie nicht so gut sprechen können: Schwer in Ordnung sind alle", freute sich Hannah über die Entscheidung in Niedersachsen bei der heutigen Vorstellung der Namen. 

Dem Aufruf von Sozialministerin Dr. Carola Reimann, eine neue Bezeichnung für die Hülle des Schwerbehindertenausweises zu finden, waren 162 Menschen mit Behinderungen aus Niedersachsen gefolgt, insgesamt gingen 236 Vorschläge ein. "Ich freue mich, dass so viele Menschen mit Behinderungen mitgemacht und ihre Ideen eingebracht haben. Das zeigt, dass Niedersachsens Weg der Beteiligung der richtige ist", erklärte die Ministerin anlässlich der Präsentation der beiden Namen für die neue Ausweishülle.

Inklusion sei ein langer Prozess, in dem auch viele kleine Schritte notwendig seien, so die Ministerin. "Begrifflichkeiten sind wichtig, denn sie drücken eine Haltung aus. Und unsere Haltung ist eben, Menschen mit Behinderungen voll in unsere Gesellschaft einzubinden. Dazu gehört auch, als diskriminierend empfundene Bezeichnungen abzuschaffen. Die alternativen Namen für die Ausweishülle unterstreichen die Potenziale. Damit setzen wir deutliche Signale!"

Petra Wontorra, Landesbeauftragte für Menschen mit Behinderung, ergänzt: "Die Hülle ist eine Möglichkeit, mit dem Thema Behinderung umzugehen. Dennoch sollten Menschen mit Behinderungen selbstbewusster zu ihren Beeinträchtigungen stehen dürfen."

 Eine Jury – bestehend aus der Sozialministerin, der Landesbeauftragten für Menschen mit Behinderungen, dem Präsidenten des Landessozialamtes, Christian Armborst, dem Abteilungsleiter der Abteilung Soziales des Sozialministeriums, Dirk Schröder, sowie Menschen mit Behinderungen und Verbandsvertreterinnen und -vertreter – traf unter den zahlreichen eingegangenen Vorschlägen die Auswahl. Um zu berücksichtigen, dass sich nicht jede und jeder mit der Bezeichnung Schwer-in-Ordnung-Ausweis identifizieren kann, entschied sich die Jury auch für den zweiten Namen Meine Teilhabe. Diese prägnante und potenzialorientierte Bezeichnung beschreibe den Zweck des Ausweises, "nämlich eben auszuweisen, dass Menschen mit Behinderungen einen Anspruch auf Nachteilsausgleiche zur Teilhabe am Leben in der Gesellschaft haben", wie das Ministerium erklärte.

Interessierte können die Hüllen für die Schwerbehindertenausweise im Scheckkartenformat unter Angabe der gewünschten Bezeichnung nun kostenfrei beim Niedersächsischen Landesamt für Soziales, Jugend und Familie in Hildesheim postalisch oder per Mail bestellen. Wer noch einen alten Schwerbehindertenausweis im großen Format aus Papier hat, erhält die Hülle auf Anforderung zusammen mit dem neuen Ausweis. Dazu muss ein aktuelles Passfoto eingereicht werden.