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"Die Energiewende steht und fällt mit der Wärme"

Leuphana-Wissenschaftler stellen Machbarkeitsstudie zur Nutzung Erneuerbarer Energien vor

Hansestadt, 22.11.2012 - Der Landkreis ist gut aufgestellt für sein Ziel, 100 Prozent seines Energiebedarfs aus erneuerbaren Energien zu decken. Dies ist das Ergebnis der Leuphana-Studie, die am Dienstag im Kreisausschuss Erneuerbare Energien in der Aula der Grundschule Reppenstedt vorgestellt wurde.

Wissenschaftler der Leuphana Universität Lüneburg präsentierten das Ergebnis und zeigten auf, wie die Energiewende im Landkreis gelingen kann. Zu der Sitzung waren auch rund 50 Bürger gekommen, darunter zahlreiche Mitglieder von Bürgerinitiativen aus Neetze und Dahlenburg.

"Die Energiewende findet im Wärmebereich statt", war die Botschaft, die Dr. Alexa Lutzenberger von der Leuphana Universität Lüneburg an diesem Nachmittag mitbrachte. Zusammen mit Prof. Dr. Wolfgang Ruck hatte sie die vom Landkreis Lüneburg beauftragte Studie erstellt, in die auch die Ergebnisse mehrerer wissenschaftlicher Arbeiten eingeflossen waren (LGheute berichtete). Denn anders als im Strombereich beträgt der Anteil der erneuerbaren Energie am Wärmeaufkommen nur etwas über 20 Prozent, im Strombereich sind es bereits 51 Prozent.

|| Auch 400 Prozent sind möglich ||

Und die Wissenschaftlerin war auch voll des Lobes für den Landkreis: "Gratulation, dass Sie diese Marke geknackt haben, das ist keine Selbstverständlichkeit und eine gute Ausgangssituation für das erklärte Ziel." Dies Ziel: Hundert Prozent des eigenen Energiebedarfs aus der eigenen Region. Und mit dem Jahr 2030 legte Landrat Manfred Nahrstedt dann auch gleich das Wunschjahr fest, in dem der Landkreis zumindest energieautark sein will.

Machbar sei das, erklärte Lutzenberger, dafür brauchten im Strombereich lediglich 3 bis 4 Anlagen pro Jahr neu installiert zu werden, um die noch fehlenden 18 Gigawattstunden Leistung, die für die hundert Prozent erforderlich sind, auch zu erreichen. "Doch es wären auch 400 Prozent möglich", erklärte die Wissenschaftlerin den erstaunten Anwesenden, "denn ausreichend Flächen für Windenergieanlagen, auch durch Re-Powering, sind für diese Zielgröße durchaus vorhanden." Und sie schob auch gleich nach, dass die angestrebte 100 Prozent-Marke schon deutlich überschritten werden sollte, um möglichen Unwägbarkeiten begegnen zu können.

|| "Eine harte und schwierige Aufgabe" ||

Die Hauptaufgabe aber, die den Politikern von den Leuphana-Wissenschaftlern mit auf den Weg gegeben wurde, besteht weniger in der Errichtung neuer Windkraftanlagen - obwohl sich im Verlauf des Abends zeigte, dass auch diese Hürde erst noch genommen werden muss (LGheute berichtete) -, sondern im Wärmebereich. Hier fehlen noch 125 Gigawattstunden Leistung pro Jahr, um die Zielmarke von 100 Prozent zu erreichen. "Eine harte und schwierige Aufgabe, aber möglich", so die Wissenschaftler.

Gelingen, so Ruck und Lutzenberger, könne dies durch Nutzung von Tiefen-Geothermie, da hierfür die Ressourcen nahezu unendlich seien, sowie durch den verstärkten Einsatz von Solarenergie, vorzugsweise zu installieren auf den Dächern von Eigenheimen. In diesem Zusammenhang wiesen die Wissenschaftler auch darauf hin, dass mit dem Ziel der Erneuerbare Energien-Region auch das national stark diskutierte Thema der fehlenden Leitungskapazitäten leichter in den Griff zu bekommen sei. "Je mehr solcher Regionen es gibt, um so weniger bedeutsam sind große Übertragungsnetze", so Lutzenberger. Denn mit der Erzeugung in der Region würde ein Transport über große Entfernungen gar nicht erst erforderlich.

Welche Maßnahmen jetzt zu ergreifen seien und wie das Ziel konkret erreicht werden könne, wollten und konnten Ruck und Lutzenberger nicht beantworten. "Wir haben nur die Machbarkeit aufgezeigt. Die Umsetzung liegt bei der Politik". Doch so ganz allein wollten sie die Politiker mit dem Problem dann doch nicht lassen; ihnen wurde noch ein "Instrumentbaukasten Politik" versprochen.