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Flugzeugabsturz in Lüneburg

Missglücktes Landemanöver – Pilot leicht verletzt – Rätselraten über Verhalten des Piloten

Nach einem missglückten Landemanöver stürzte dieses Ultraleichtflugzeug auf das Dach eines neben der Landebahn stehenden Gebäudes. Foto: Freiwillige Feuerwehr LüneburgLüneburg, 25.05.2021 - Zu einem spektakulären Absturz eines Ultraleichtflugzeugs kam es gestern in den Mittagsstunden nahe dem Lüneburger Flugplatz. Nach derzeitigen Ermittlungen der Polizei war das Flugzeug nach missglücktem Landemanöver auf dem Dach des neben der Start- und Landebahn gelegenen Firmengebäudes der Firma LAP gelandet. Der Pilot wurde dabei nur leicht verletzt.

Nach Angaben der Polizei war das Ultraleichtflugzeug beim Landevorgang auf dem Flughafengelände Lüneburg von einer Windböe erfasst worden. Dabei sei es nach links von der Landebahn abgekommen. Der 57-jährige Pilot, der allein mit der Maschine unterwegs war, habe deshalb versucht, mit dem Flugzeug noch einmal Höhe zu gewinnen. Dabei kollidierte das Flugzeug mit der Dachkante des an der Landebahn gelegenen Gebäudes und stürzte anschließend auf dessen Dach.

Der Pilot, Mitglied des Luftsportverein Lüneburg (LVL), hat sich laut Polizei beim Unfall eine Schnittverletzung an der Hand zugezogen, konnte sich aber aus dem Flugzeug befreien und saß bei Eintreffen der Rettungskräfte ansprechbar auf dem Gebäudedach. Er wurde von der Feuerwehr vom Dach gerettet und zur Behandlung ins Klinikum Lüneburg gebracht. An der Dachkante des Gebäudes entstand nach erster Inaugenscheinnahme lediglich leichter Sachschaden. 

Einen Tag nach dem Unfall will der Luftsportverein das Unglücksflugzeug vom Dach des Gebäudes bergen. Foto: LVL◼︎ Flugzeug soll heute geborgen werden

Das Ultraleichtflugzeug vom Typ Ikarus C 42, das dem LVL gehört und nach Angaben des Vereinsvorsitzenden Richard Meier Totalschaden erlitten hat, soll noch heute vom Dach geborgen werden. "Wir werden es mit Bordmitteln versuchen", sagte Meier gegenüber LGheute, das Flugzeug wiege nur 289 Kilogramm. Die Bundesstelle für Flugunfalluntersuchung aus Braunschweig hatte ihre Untersuchung zuvor bereits abgeschlossen.

Warum es zu dem Unfall kam, ist auch für den Vereinsvorsitzenden unklar. Er habe noch nicht mit dem Piloten sprechen können, da er sich noch im Krankenhaus befinde, sagte Meier am frühen Nachmittag. Nach Angaben des diensthabenden Flugleiters, der den Unfall beobachtet habe, sei das aus Richtung Südost landende Flugzeug schon mit allen drei Rädern auf dem Boden gewesen, als die Maschine nach links gedrückt wurde und auf den Zaun des Flugplatzgeländes zurollte. Der Pilot habe dann abweichend von der Landebahnrichtung erneut versucht, Höhe aufzunehmen, habe dabei mit dem Hauptfahrwerk die Dachkante des Gebäudes berührt und sei daraufhin auf das Dach gestürzt.

◼︎ Meier: "Ich weiß nicht, welche Umstände ihn bewogen haben" 

Ein technisches Problem an dem sieben Jahre alten Ultraleichtflieger schloss Meier aus: "Das Flugzeug war in Ordnung." Warum der Pilot, der bereits seit fünf Jahren im Besitz des Flugscheins ist, so gehandelt habe, sei für Meier "nicht nachvollziehbar": "Ich weiß nicht, welche Umstände ihn bewogen haben, diese Entscheidung zu treffen." Meier wies in diesem Zusammenhang auch auf besondere Regelungen des Vereins hin. Danach muss jedes Vereinsmitglied einmal pro Jahr eine Flugstunde mit dem Fluglehrer absolvieren, der Gesetzgeber schreibt dafür nur jedes zweite Jahr vor. Auch daran habe der Pilot der Unglücksmaschine regelmäßig teilgenommen. "An mangelnder Befähigung liegt es nicht", erklärt Meier. 

Für die Ultraleichtflieger des Vereins ist die Saison damit aber "wohl vorerst gelaufen", sagte Meier. Erst wenn die Versicherung sich zu dem Unfall geäußert habe, könne man sich auf die Suche nach einem Ersatzflugzeug machen. Den Versicherungswert des Flugzeugs bezifferte Meier mit 40.000 bis 45.000 Euro.

◼︎ Pachtvertrag unterschrieben

Einen großen Schritt weiter ist der Verein indes beim Thema Pachtvertrag. Diesen habe Meier gestern bereits unterschrieben, "es fehlt nur noch die Zweitunterschrift des Co-Vorsitzenden, die aber heute kommt". Damit seien auch die Forderungen der Stadt nach einer höheren Pachtgebühr akzeptiert worden. Statt der bisherigen 15.000 Euro, die der Verein jährlich neben weiteren Verpflichtungen zu leisten habe, müssen jetzt 17.000 Euro sowie zusätzlich 3000 Euro für die spätere Rückbaumaßnahmen gezahlt werden. 

Obwohl der Meier diese Bedingungen der Stadt zunächst abgelehnt hatte, hatte er seinen Vereinsmitgliedern die Zustimmung mit Blick auf die Unsicherheiten, die durch eine weitere Verzögerung drohten, letztlich doch empfohlen. "Besser den Spatz in der Hand als die Taube auf dem Dach", sagte Meier. Auch wenn die Unterschrift "weh tat", wie Meier erklärte, könne der Verein nun planungssicher in die Zukunft blicken. 

Dem von der Stadt vorgelegten Vertrag sei daher "mit großer Mehrheit" zugestimmt worden. Diese sei auch dadurch zustande gekommen, dass eine "sozialverträgliche Variante" gefunden werden konnte, wie Meier berichtet. "Danach zahlen die Mitglieder mit dem größeren Portemonnaie mehr als die mit weniger Geld in der Tasche."