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Es darf gepinkelt werden

Drei pfiffige Geschäftsleute beteiligen künftig die Stadt an ihren WC-Kosten

Neues Konzeot: In Lüneburg beteiligt sich künftig die Stadt an den WC-Kosten der Gastronomen. Foto: LGheuteLüneburg, 13.01.2024 - Wer Formulierungen wie "Innenstadtentwicklung" hört, denkt in der Regel an zuverlässige Busverbindungen, kostengünstiges Parken, längere Öffnungszeiten oder attraktive Marketingkonzepte. In Lüneburg ist man da bescheidener. Hier wird zwar seit einer gefühlten Ewigkeit an einem "Integrierten Stadtentwicklungskonzept " gearbeitet, das auch schon einiges an Haushaltsmitteln verschlungen hat, herausgekommen ist dabei bislang aber nichts. Umso stolzer ist man nun auf das gemeinsame Klo-Projekt mit der Lüneburger Gastronomie.

Wer in Lüneburg mal muss, hat ein Problem. Denn öffentliche Toiletten sind rar, und selbst die meisten Einheimischen wissen nicht, wo überall sie hingehen könnten, wenn's mal pressiert. Noch arger sieht es für Touristen aus, die am Morgen ihr Hotel nach reichlich Frühstückskaffee oder am Mittag nach dreistündiger Fahrt den Reisebus verlassen haben und nun in der Stadt auf der Suche nach einem mehr oder weniger stillen Örtchen sind.

Erste Adresse dieses tagtäglichen Harndrangs vieler Tausender ist die Gastronomie. Regelmäßig sieht sie sich genötigt, auch denen Schüssel und Urinal anzubieten, obwohl diese Notdurft-Gäste, anders als die willkommenen, ihren WC-Obulus nicht bereits zuvor per Bestellung mit entrichtet haben. Da kommen schon mal ein paar hundert Liter Spülwasser pro Tag zusammen – noch dazu von dem kostbaren Lüneburger Grundwasser, das nicht einmal Coca-Cola für die Abfüllung seines Mineralwassers Vio in größeren Mengen gestattet wurde.

◼︎ Gute Kalkulation ist alles

Zwei pfiffige Lüneburger Gastronomen und der Filialleiter eines insolvenzbedrohten Warenhauskonzerns kamen nun offenbar auf die Idee, künftig auch die Stadt an den Spül-Kosten zu beteiligen. Pfiffig deshalb, weil jeder halbwegs begabte Geschäftsmann den Unterschied zwischen spezifischen Kosten und Gemeinkosten kennt. Letztere – und dazu gehört auch die Klo-Spülung – sind ebenso wie die Heizkosten oder Pachtkosten längst in den Preisen der Speisenkarten enthalten. Die willkommenen Gäste zahlen damit ohnehin das mit, was die heimlichen Klo-Gänger zusätzlich an Kosten verursachen. Wer dies in seiner Kostenkalkulation nicht berücksichtigt, bleibt auf ihnen letztlich sitzen – was dann schon mal mit dafür den Ausschlag geben kann, ob ein Weiterbetrieb auf Dauer sinnvoll ist.

Zu den pfiffigen Dreien gehören: Holger Klemz vom Brauhaus Mälzer, Sven Maue vom To Huus und André Hohmann vom Warenhaus Galeria/Karstadt. Sie machen mit bei der frisch ins Leben gerufenen Idee "StadtWC". Dabei stellen die Drei ihre Kundentoiletten künftig auch denen zur Verfügung, die nicht in ihrem Restaurant oder Geschäft zu Gast sind.

◼︎ Stadt zahlt für den Stuhlgang

Dass diese Klo-"Innenstadtentwicklung" nicht kostenlos zu haben ist, versteht sich von selbst. Für ihren "Service" erhalten die Drei von der Stadt eine monatliche "Aufwandsentschädigung". Je nach Ausstattung und Anzahl der Kundentoiletten gibt es für bis zu drei Toiletten 120 bis 160 Euro als Beteiligung an Reinigung und Unterhaltung der Toiletten. Wer mehr Toiletten anbietet, bekommt einen weiteren Zuschlag von bis zu 40 Euro.

Wer ebenfalls gern seine Allgemeinkosten zu Lasten des Steuerzahlers senken möchte – als Kneipier oder anderweitig–, darf sich in der Lüneburger Stadtverwaltung vertrauensvoll an Finn Kubisch, 04131-309-3163, oder Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein. wenden.