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Dahlenburger Aufbruch

01.10.2021 - Ein Aufbruch wird gemeinhin mit Zuversicht verbunden. Man macht sich auf, um Neues zu entdecken, zu erfahren oder neue Aufgaben in Angriff zu nehmen. Nun steht auch in der Samtgemeinde Dahlenburg ein Aufbruch an, allerdings einer der besonderen Art. Sämtliche drei Fachbereichsleiter haben bekundet, ihr Amt niederzulegen und sich andernorts neue Herausforderungen zu suchen. Dass dies mit der Wahl der neuen Samtgemeindebürgermeisterin zusammenfällt, gibt zu denken.

Dass die Samtgemeinde nicht gerade zu den "Burnern" unter den Landkreis-Kommunen zählt, ist gemeinhin bekannt. Viel Spektakuläres passiert dort nicht. Und wenn nicht regelmäßig die Kanonen und Vorderlader der preußischen Soldaten bei der Nachstellung der Göhrde-Schlacht krachen oder Alt-Pastor Christian Gohde samt Band Hunderte zum Folkabend auf die Beine und zum Mitsingen bringt, wäre es ziemlich still in dem idyllischen Landstrich. 

Mehr Tempo hatte sich deshalb Samtgemeinde-Kämmerer Mondry von der Wahl erhofft. Und damit dies auch gelingt, hatte er sich gleich selbst zur Wahl gestellt. Dass aber statt seiner, der seit Jahren solide hinter Noch-Verwaltungschef Christoph Maltzahn die Arbeit erledigt, eine Architektin ins Amt und ihm damit vor die Nase gewählt wurde, war dann wohl doch eine Nummer zu viel für den studierten Verwaltungsfachmann. Er will nun woanders seinen Tatendrang stillen.

Das allein wäre nichts Ungewöhnliches. Dass aber auch die beiden anderen Fachbereichsleiter und damit die gesamte zweite Führungsebene der Samtgemeinde Lebewohl sagen, lässt vermuten, dass da etwas vollkommen entgleist ist – und zwar schon in der Vergangenheit. Nur: Auch die neue Verwaltungsspitze scheint bei den Führungskräften in der Verwaltung keine Jubeltänze auszulösen. Zu groß offenbar die Sorge, dass die Arbeit weiterhin allein auf ihren Schultern lastet. 

Die frisch gewählte Rathaus-Chefin wird damit auf eine harte Probe gestellt: Als Verwaltungs-Neuling muss sie sich nicht nur in ihre neue Aufgabe hineinknien, sie kann dabei auch nicht auf einen eingespielten Führungsstab zurückgreifen, auf den vermutlich nicht nur sie gesetzt hat. Denn auch CDU und Grüne, die die Parteilose im Wahlkampf unterstützten, haben vermutlich darauf gesetzt, dass die Arbeit im Dahlenburger Rathaus wie gewohnt weitergeht – Hauptsache, die politische Linie der Führung stimmt.

Die Parteistrategen im Hintergrund dürften sich nun irritiert die Augen reiben – und sich fragen, ob es nicht vielleicht doch Sinn macht, an die Spitze einer Verwaltung jemanden zu setzen, der das entsprechende Handwerkszeug mitbringt. So aber steht der erhoffte Dahlenburger Aufbruch eher für ein "Auf und davon". 

Ein Kommentar von Ulf Stüwe
zum Beitrag "Stühlerücken in Dahlenburg"