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Alt Garger Boden 14-fach mit Arsen belastet

Landkreis legt Ergebnisse der Bodenproben vor und spricht von einer "Guten Nachricht"

Lüneburg/Alt Garge, 19.02.2013 - Die Arsenwerte im schadstoffbelasteten Boden in Alt Garge überschreiten den zulässigen Grenzwert um das drei- bis 14-fache. Dies ist das Ergebnis aus der Auswertung von Bodenproben, die der Landkreis Lüneburg kürzlich vorgenommen hat und heute, zwei Monate nach den Arsen-Funden in Alt Garge, bekannt gab. Die Werte sind damit deutlich höher, als bislang angenommen. Doch die Botschaft des Landkreises dazu lautete heute: "Die gute Nachricht: Die Prüfwerte für den Pfad Boden - Mensch sind unterschritten. Eine Gefahr für Spaziergänger auf den untersuchten Geländen Im Haken und im ehemaligen Bodenabbau südwestlich des Kraftwerkstandortes besteht also nicht."

Erst ein paar Zeilen tiefer wird deutlich, dass die Nachricht anscheinend doch nicht so gut ist wie eingangs dargestellt: "Für den Pfad Boden - Grundwasser überschreiten die Arsenwerte hingegen den Prüfwert um das drei- bis 14-fache (Prüfwert nach der Bundes-Bodenschutz- und Altlastenverordnung: 10 Mikrogramm pro Liter im Eluat)." Zudem habe der Gutachter in den Proben erhöhte Werte von löslichen PAK (Polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe) gefunden, die aber noch einmal überprüft werden sollen. Dioxine wurden nach Angaben des Landkreises nicht nachgewiesen, auch lägen die Werte für Schwermetalle deutlich unterhalb der zulässigen Grenzwerte, so der Landkreis.

Bei einer so genannten Ad-hoc-Beprobung im Januar hatte der Gutachter des Landkreises insgesamt sieben Proben an verschiedenen Punkten bis in 130 Zentimeter Tiefe gezogen. Davon stammen drei Proben aus dem Zwischenlager Im Haken und vier Proben aus dem ehemaligen Bodenabbau südwestlich des Kraftwerkstandortes. Die Proben wurden auf Schwermetalle, Arsen, bestimmte organische Verbindungen sowie Dioxine untersucht (LGheute berichtete).

Die Schadstoffe im Boden von Alt Garge sind zwar seit langem bekannt, doch erst, nachdem bei Deichbauarbeiten Arsenwerte von bis zu 110 Mikrogramm pro Liter festgestellt wurden, ist auch der Landkreis aktiv geworden (LGheute berichtete). Die jetzt ermittelten Belastungen mit bis zu 140 Mikrogramm pro Liter übertreffen die zuletzt festgestellten Werte nochmals deutlich.

|| Bürgerinitiative wirft Landkreis Verharmlosung vor ||

Bei der Bürgerinitiative Altlastenfreies Elbtal (BI) kam die Nachricht des Landkreises nicht gut an: "Wir hegen den starken Verdacht, dass der Landkreis Lüneburg die Sache weiter verharmlosen will, wenn er in seiner heutigen Pressemitteilung von einer 'guten Nachricht' schreibt und von angeblich nicht bestehenden Gefahren für Spaziergänger. Das bezweifeln wir!"

Die BI hatte nach eigenen Angaben selber Bodenproben auf der Halbinsel Im Haken in Alt Garge genommen, viele Tage, nachdem der Landkreis dort aktiv war. Bei der BI lagen die Laborergebnisse allerdings schon nach einer Woche vor, wie BI-Mitglied Werner Schulze versichert. "Neben erheblich über dem Grenzwert liegenden Werten bei Arsen wurden bei unseren Proben auch Grenzwertüberschreitungen bei Schwermetallen festgestellt. Eine vielfache Grenzwertüberschreitung lag bei Cadmium vor."

Bei den Untersuchungen der BI seien ausschließlich Proben von oberflächlich von Tieren aufgewühltem Boden zur Analyse gekommen. Auch stammten die Proben ausschließlich aus frei zugänglichem Gelände, wo auch Kinder spielen. "Also von Boden, der geeignet sein dürfte, durch Windbewegungen in die Luft und Atemluft zu gelangen", erklärt Schulze.

Für die BI sind die hohen Werte der Ad-hoc-Proben des Landkreises aber allein schon deshalb besorgniserregend, da alle drei Proben auf der Halbinsel nur aus geringen Tiefen genommen wurden. "Allein diese hohen Werte dürften aber schon eine Auskofferung der unmittelbar an der Elbe im Biosphärenreservat liegenden Deponie erfordern", ist Schulze überzeugt.

|| Landkreis braucht noch Zeit ||

Doch so weit ist der Landkreis noch nicht. Zunächst soll ein Profil der betroffenen Orte erstellt werden, in dem die genaue Ausdehnung und Menge der Flugasche-Ablagerungen festgestellt wird. Dazu aber seien weitere Bodenuntersuchungen notwendig. In einer Gefährdungsabschätzung soll durch einen Gutachter dann geklärt werden, ob und in welchen Mengen die gefundenen Schadstoffe in Boden und Grundwasser abgegeben werden. "Auf dieser Grundlage entscheidet sich dann, welche weiteren Maßnahmen für die jeweiligen Gesamtablagerungen notwendig sind", teilte der Landkreis mit.

Zuvor soll der Gutachter in der nächsten Umweltausschuss-Sitzung am 11. März über die vorliegenden Untersuchungsergebnisse aus Alt Garge berichten. Die BI hat bereits ihr Kommen angekündigt.

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